Revolution in den Streitkräften: Ungeübter Soldat fliegt Black Hawk

Erstmals hat ein nicht speziell dafür ausgebildeter Soldat der US-Streitkräfte reale Einsatzmissionen mit dem Optionally Piloted (OPV) Black Hawk von Lockheed Martin Sikorsky geplant und durchgeführt. Dies geschah im Rahmen Militärübung Northern Strike. Die Steuerung des Hubschraubers übernahm dabei die MATRIX-Technologie von Lockheed Martin.

Ein Sergeant der U.S. Army National Guard steuert per Tablet den Sikorsky OPV Black Hawk, der beim Manöver „Northern Strike“ erstmals eigenständig eine 2.900-Pfund-Last an einem Außenlast-Haken transportiert.
Ein Sergeant der U.S. Army National Guard steuert per Tablet den Sikorsky OPV Black Hawk, der beim Manöver „Northern Strike“ erstmals eigenständig eine 2.900-Pfund-Last an einem Außenlast-Haken transportiert.
Foto: Lockheed Martin

In Zusammenarbeit mit der Joint Personnel Recovery Agency und der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) setzte Sikorsky den Black Hawk im August bei Northern Strike 25-2 ein, um in einer operativen Umgebung zu demonstrieren, wie ein autonomer Black Hawk den Einsatzradius erweitern und das Risiko für Soldaten verringern kann.

Ein Sergeant First Class der U.S. Army National Guard, der in weniger als einer Stunde eingewiesen wurde, plante, befahl und führte als erster Soldat eigenständig Black-Hawk-Missionen über das Handheld-Tablet des Systems durch. Er dirigierte die Nutzlast an einen ca. 130 km entfernten Ort und wies mehrere präzise Abwürfe aus der Luft an – das erste Mal, dass der OPV Black Hawk vollständig unter der Kontrolle eines Einsatzsoldaten operierte und nicht eines geschulten Testpiloten oder Ingenieurs.

Die Operationen des Black Hawk bei Northern Strike

Weitere Premieren: Bei Northern Strike demonstrierte der Black Hawk insgesamt drei Arten der Frachtlieferung – Innenlast, externe Außenlast (Sling Load) und präzisen Fallschirmabwurf – sowie ein MEDEVAC-Szenario:

Übung 1: Fallschirmabwürfe und logistische Rückführung

Von einem Boot der Küstenwache auf dem Lake Huron aus plante und führte ein Soldat eine Class-1-Nachschubmission aus 70 Seemeilen (ca. 130 km) Entfernung durch. Nachdem die Fracht entladen war, steuerte er über die Tablet-Oberfläche den Black Hawk in Racetrack-Mustern (Ovalbahnen) über dem See, während an Bord befindliche Soldaten zwei präzise Fallschirmabwürfe in unterschiedlichen Höhenlagen durchführten. Es war das erste Mal, dass der Black Hawk präzise Logistik- und Luftabwürfe vollständig unter Soldatenkontrolle absolvierte.

Übung 2: „Water Buffalo“ – externe Außenlast

Der Black Hawk führte erstmals autonom eine Außenlast-Aufnahme im Schwebeflug durch. Dank seiner Schwebestabilisierung hielt das Luftfahrzeug die Position, während Soldaten schnell und effizient einen 2.900-Pfund-Wassertank (ca. 1.315 kg) ohne Pilotenintervention anhängten. Die Demonstration zeigte, dass ein mit MATRIX ausgerüstetes Luftfahrzeug komplexe Luftnachschubmissionen im Feldeinsatz bewältigen kann.

Übung 3: HIMARS – externe Außenlast und MEDEVAC-Rückführung

Der Black Hawk absolvierte sechs autonome Schwebekuppelungen, um HIMARS-Startrohre zu einem alternativen Landeplatz zu transportieren. Anschließend nutzte ein Soldat den Black Hawk für eine simulierte Personenrettung, einschließlich eines Tail-to-Tail-Patiententransfers zu einem bemannten Black Hawk an einem unbefestigten Landeplatz. Es war das erste Mal, dass ein nicht speziell ausgebildeter Soldat eine autonome MEDEVAC-Rückführung aus dem Inneren des Black-Hawk-Hubschraubers kommandierte.

MATRIX übernimmt Aufgaben der Piloten

„Wenn Leben auf dem Spiel stehen, kann das MATRIX-Flugautonomiesystem von Sikorsky die Art und Weise, wie militärische Einsatzkräfte ihre Missionen durchführen, grundlegend verändern“, sagte Rich Benton, Vice President und General Manager von Sikorsky. „Ein optional bemannter Black Hawk kann die Arbeitsbelastung der Piloten in herausfordernden Umgebungen reduzieren oder eine Nachschubmission ohne Personen an Bord absolvieren. In umkämpften Logistiksituationen bietet ein als große Drohne operierender Black Hawk Kommandeuren mehr Resilienz und Flexibilität, um Ressourcen zum Bedarfspunkt zu bringen.“

Die MATRIX-Technologie, eingesetzt zur Unterstützung von DARPAs Programm Aircrew Labor In-cockpit Automation System (ALIAS), eröffnet Bedienern den Zugriff auf fortschrittliche Luftfahrtfähigkeiten – eine Kompetenz, die bislang ausgebildeten Piloten vorbehalten war. Dadurch werden Nachschub-, Personenrettungs- und Logistikmissionen in umkämpften Räumen auch in gefährlichen oder schlecht sichtbaren Bedingungen möglich, ohne Menschenleben zu gefährden.

Die Entwicklung der Autonomie

Die Geschichte des autonomen Black Hawk ist noch relativ jung und zeigt die Geschwindigkeit der Entwicklungszyklen – aber auch den Willen der USA zu offenen Testreihen.

Im Jahr 2022 zeigten Sikorsky und die DARPA bei drei Flügen, wie  die Versorgung und Evakuierung von Verletzten durch autonom fliegende Hubschrauber realisiert werden kann. einen autonomen Versorgungshubschrauber zu demonstrieren. Der Black Hawk nutzte bereits damals das MATRIX-System von Sikorsky zur Durchführung der Missionen.

Die erste Mission war eine medizinische Langstreckenversorgung. Bei der zweiten Mission wurde ein kombinierter Missionsflug durchgeführt, bei der erst ein Außenlasttransport und anschließend die Evakuierung eines Verletzten durchgeführt wurde. So hob die Black Hawk mit einer 1.179 Kilogramm (2.600 lbs.) schweren Außenlast ab, die an einer 12 m (40-ft.) langen Schlinge am Lasthaken befestigt war. Beim Anflug übernahm ein Bediener am Boden mit einem sicheren Funkgerät und einem Tablet die Kontrolle über das autonome Luftfahrzeug.

Damals übernahmen noch Piloten die Kontrolle, doch die US-Streitkräfte setzen auf autonome Systeme, ohne dass die Bediener Monate bis Jahre geschult werden müssten. Erst im Oktober 2024 zeigten Sikorsky und die DARPA auf der AUSA gemeinsam autonome Flüge des OPV Black Hawk. Dabei konnten Vertreter des Militärs dem Hubschrauber mühelos Missionsziele übermitteln, die das System dann ca. 500 Kilometer entfernt am Hauptsitz von Sikorsky in Connecticut durchführte.

Dies war der damalige Höhepunkt der ersten Flugversuche, der nun in der Missionsdurchführung durch einen komplett ungeschulten US-Soldaten gipfelte. Diese Möglichkeiten stellen im Grunde eine Revolution in den Streitkräften dar, da nun tatsächlich Reservisten und Wehrpflichtige in die Lage versetzt werden Missionen durchzuführen, die bisher ausgebildetem Fachpersonal vorbehalten war.

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Verwendete Schlagwörter

Autonome SystemeBlack HawkDARPAHubschrauberSikorsky
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