Der Tod der deutschen wehrtechnischen Industrie

„Für junge innovative Unternehmen ist der Standort Deutschland Gift, insbesondere wenn es um das Thema Wehrtechnik geht“, sagte der Geschäftsführer der Donaustahl GmbH, Stefan Thumann, als er gestern Abend den cpm Innovation Award auf der RÜ.NET entgegennahm. Die Banken sorgten dafür, dass die Rahmenbedingungen für Rüstungsunternehmen in Deutschland mittlerweile so schlecht seien, dass er „für den Standort Deutschland keine Zukunft sieht“.

Donaustahl entwickelte als erstes Unternehmen in Deutschland „Loitering Munition“ und mit der Maus eine durch und durch deutsche Drohne, welche weltweit nachgefragt wird.
Donaustahl entwickelte als erstes Unternehmen in Deutschland „Loitering Munition“ und mit der Maus eine durch und durch deutsche Drohne, welche weltweit nachgefragt wird.
Foto: Sascha Schuermann/cpm Defence Network

Donaustahl stellt – aktuell noch in Deutschland – mit der „Maus“ Loitering Munition her, die sehr einfach mit vorhandenen oder eigenen Geschossen bewaffnet werden können. Die Loitering Munition „Maus“ ist heiß begehrt, die Ukraine würde sie am Liebsten zu Tausenden beschaffen. Anfragen kommen aus der ganzen Welt.

Eine Besonderheit der Maus ist, dass wirklich alles Made in Germany ist, sogar die Chips und die weitere Elektronik. Während die USA sehr viel Geld in den Aufbau einer eigenen Chip-Industrie steckt, hat das deutsche Start Up aus dem bayrischen Hutthurm eigene Chips in ihre Loitering Munition integriert. Der Preis ist dabei nur etwa doppelt so hoch wie der von chinesischen Produkten.

Doch während die chinesischen Drohnen von DJI es auf die Liste des BMVg mit jenen Drohnen geschafft haben, welche durch die militärischen Führer beschafft werden dürfen, gilt dies für die Maus von Donaustahl nicht. Die Zulassung in und für Deutschland ist zu teuer, zu bürokratisch und zu zeitintensiv, würde den Preis verzehnfachen. Dabei werden die Chips auf für den militärischen Einsatz zertifizierten Produktionslinien eines deutschen Unternehmens hergestellt. Allen anderen Streitkräften reicht dieses als Qualitätsnachweis, Deutschland nicht.

Die Banken töten wehrtechnische Unternehmen

Doch diese Befindlichkeiten sieht der Geschäftsführer von Donaustahl relativ gelassen, die Nachfrage ist groß genug, auch ohne den Kunden Deutschland. Wesentlich härter trifft ihn, dass die Banken in Deutschland versuchen, die wehrtechnische Industrie abzuschaffen. „Wir können froh sein, wenn wir unser Girokonto behalten dürfen“, erzählt Thumann seine Erfahrungen. „Die Hausbanken reagieren mit Panik wenn sie erfahren, dass ein Unternehmen tatsächlich in der Lage ist, eine Kriegswaffe herzustellen. Es wurden Konten gekündigt, die Banken werfen Menschen raus, sie werfen Unternehmen raus, wenn diese mit Wehrtechnik zu tun haben. Von einer Finanzierung oder gar Förderung ist nicht zu reden.“

Ein Abgeordneter des Deutschen Bundestages, dem er von seinen Problemen berichtet hatte, besorgte ihm einen Termin bei einem hohen Repräsentanten einer großen deutschen Bank. Das Gespräch dauerte nicht einmal fünf Minuten, Wehrtechnik wird nicht unterstützt.

Das Ausland wirbt um deutsche Unternehmen

„Es gibt in Institutionen, die eigentlich dafür da wären, die deutsche Start Up Szene zu unterstützen. Aber diese Unterstützung existiert nicht, wenn man ein Start Up aus dem Bereich Verteidigung ist.“ Donaustahl war mehrfach als eines der innovativsten Start Up in der Wehrtechnik bezeichnet worden, auch der Innovation Award von cpm unterstreicht dieses Renommé. Aus der Politik erfahre er ebenfalls sehr viel Zuspruch, Termine selbst mit den bayrischen Ministern zu erhalten seien kein Problem, berichtet Thumann. Doch all dies nutze ihm ohne Kredite von Banken, ohne finanzielle Mittel zum Aufbau der Produktion, gar nichts.

„Ich muss es leider sagen, andere Länder gehen mit ihren Start Ups anders um. Wir haben in den vergangenen Monaten Gespräche geführt und auf der anderen Seite der Grenze, die würden uns mit Handkuss nehmen“, betont Thumann. „Ich habe mit einem Bürgermeister gesprochen, dessen wichtigstes Anliegen es war mit uns zu besprechen, wo wir unseren Betriebskindergarten hinhaben wollen, wo eine Siedlung für unsere Mitarbeiter entstehen soll. Wenn wir in diesem Land eine Finanzierung brauchen, dann ist das bis zu einer bestimmten achtstelligen Summe überhaupt kein Problem. Und nach solchen Gesprächen denke ich mir: Zu Hause kann ich froh sein, wenn ich überhaupt noch eine Bank haben darf.“

Er könne nach all diesen Erfahrungen niemandem empfehlen, in Deutschland ein Start Up in der wehrtechnischen Industrie zu gründen. Thumann schloss: „Diese Messe wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unsere letzte als deutsches Unternehmen sein. Andere Länder, andere Sitten. Die Zeitenwende in Deutschland ist ausgefallen. Vielen Dank!“

Stefan Thumann, Geschäftsführer der Donaustahl GmbH, nimmt auf der RÜ.NET den cpm Innovation Award von Tobias Ehlke, Geschäftsführer der cpm GmbH (v.l.n.r.), entgegen.
Stefan Thumann, Geschäftsführer der Donaustahl GmbH, nimmt auf der RÜ.NET den cpm Innovation Award von Tobias Ehlke, Geschäftsführer der cpm GmbH (v.l.n.r.), entgegen.
Foto: Sascha Schuermann/cpm Defence Network
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