Das US State Department (US-Außenministerium) hat grünes Licht für den potenziellen Verkauf einer großen Anzahl an Funkgeräten und weiterer Technologie von L3Harris Technologies an die Niederlande gegeben. Ende 2024 veröffentlichte die US-Agentur für Verteidigungssicherheitskooperation (DSCA) die Genehmigung des US-Außenministeriums. Das Gesamtpaket soll einen Wert von maximal 1,42 Milliarden USD (EUR 1,32 Milliarden) haben. L3Harris Technologies wird im Rahmen des taktischen Digitalisierungsprogramms Foxtrot seine Funkgeräte für den Kampfnetzfunkbedarf liefern.
Das niederländische Verteidigungsministerium gab am 20. November bekannt, dass im Rahmen des Foxtrot-Kampfnetzes Funkgeräte für etwa 8.000 Fahrzeuge, 3.500 Soldaten, 135 Schiffe, 170 Flugzeuge und Hubschrauber geliefert werden sollen, um die Interoperabilität zwischen den Einheiten und internationalen Partnern zu verbessern.
Das Projekt wird in den Niederlanden als Military Transmission Building Block (MTBB) bezeichnet und umfasst sowohl fahrzeugmontierte als auch tragbare Funkgeräte. Die ersten einsatzfähigen Einheiten sollen ab 2026 mit den Systemen ausgestattet werden.
Im Rahmen der Genehmigung durch den US-Kongress wurde auch bekannt, um welche Funkgeräte es sich handelt. Demnach werden AN/PRC-117G-Funkgeräte, AN/PRC-152A-Funkgeräte, AN/PRC-160-Funkgeräte, AN/PRC-163-Funkgeräte, AN/PRC-167-Funkgeräte, taktische Crypto-Schlüsselladegeräte, Netzwerkverschlüsselungsgeräte, technische Unterstützung, Ersatzteile und andere damit verbundene Elemente der Logistik und Programmunterstützung geliefert.
Damit wird das Foxtrot-Programm auch direkte Auswirkungen auf die Modernisierungsprojekte Groundbreaking IT (GrIT) und Improved Operational Soldier System (VOSS) haben.
„Der vorgeschlagene Verkauf wird die militärische, sichere Kommunikation der Niederlande verbessern, die Interoperabilität mit anderen NATO-Streitkräften erhöhen und aktuelle und künftige feindliche Bedrohungen begegnen. Die Niederlande werden die verbesserten Fähigkeiten nutzen, um ihre Landesverteidigung zu stärken, regionale Bedrohungen abzuschrecken und die Bemühungen der Koalition und der Sicherheitskooperation direkt zu unterstützen“, heißt es im DSCA.
Das gesamte FOXTROTT-Projekt der Niederlande ist am ehesten vergleichbar mit dem deutschen Digitalisierung Landbasierter Operationen (D-LBO). Die Niederlande setzten aber auf einen Großauftrag und einen Ausrüster. Und fahren damit einen ganz anderen Ansatz als Deutschland. Neben den Funkgeraten gehören auch der komplette Backbone sowie Verschlüsselungsgeräte, Netzwerkchiffren, technische Unterstützung, Ersatzteile und andere Unterstützung dazu.
Die Beschaffung wird als Foreign Military Sales (FMS) umgesetzt. Die Niederlande beschaffen ein Gesamtsystem. Deutschland wird den digitalen Umstieg eher scheibchenweise auf Divisions- bzw. Brigadeebene durchführen. Auch die Verteilung auf mehrere Anbieter/Lieferanten unterschiedlicher Funkgeräte ist ein großer Unterschied.
Die Funkgeräte vomn L3Harris
Die AN/PRC-117 Falcon II-Serie wird in zwei Versionen angeboten: AN/PRC-117F und AN/PRC-117G. Das erstere, auch als AN/PRC-117F-MP Multiband Multimission Manpack Radio bezeichnet, bietet einen Frequenzbereich von 30 bis 512 MHz und ist nicht mit einem eingebauten GPS-Sender ausgestattet (ein optionales externes kommerzielles GPS oder militärisches GPS mit SAASM-Verschlüsselung, bekannt als PLGR oder DAGR, kann verwendet werden).
Das zweite Funkgerät, das alternativ als AN/PRC-117G-MP Multiband Networking Manpack Radio bezeichnet wird, bietet einen Frequenzbereich von 30-2000 MHz und ist mit einem eingebauten militärischen GPS mit SAASM ausgestattet, kann aber optional ein externes kommerzielles GPS verwenden. Beide sind auch bei den deutschen Spezialkräften in Nutzung.
Das AN/PRC-152A der Serie Falcon III ist ein Handfunkgerät, das gleichzeitig Sprach-, Video- und Hochgeschwindigkeitsdatenübertragung ermöglicht. Durch die Verwendung der Wellenformen SRW (Soldier Radio Waveform) und ANW2 C (L3Harris Adaptive Networking Wideband Waveform) bietet es dem Nutzer den Betrieb eines MANET (Mobile Ad-Hoc Network). Es arbeitet im Frequenzbereich bis 520 und von 762 bis 870 MHz.
Die Serie AN/PRC-160 Falcon III ist nach Angaben des Herstellers das kleinste und leichteste Gerät seiner Klasse auf dem Markt. Die ebenfalls von der NSA zertifizierten Rucksack-Funkgeräte nutzen Wideband HF/VHF-Bänder von 1,5 bis 60 MHz für die Sprachkommunikation. Sie ermöglichen die Datenübertragung in Bandbreiten von 3 kHz bis 24 kHz bei Übertragungsraten von bis zu 120 kbps. Das Gerät misst 8,3 cm x 20 cm x 23,4 cm und wiegt 4,1 kg (ohne Batterien).
L3Harris Technologies bietet zwei Varianten von Rucksackfunkgeräten an: AN/PRC-160(V)1 und AN/PRC-160(V)2, die RT-2060(C)/U- bzw. RT-2061(C)/U-Module mit programmierbarer Sierra II-Verschlüsselung bis zu TOP SECRET sowie Citadel- und AES-Verschlüsselung verwenden. Sie sind kompatibel mit 2G-, 3G- und 4G-Mobilfunknetzen und verfügen über ein eingebautes SAASM-Kryptomodul (oder einen optionalen handelsüblichen GPS-Sender).
Das AN/PRC-163 der Falcon IV NextGen-Serie ist ein Handfunkgerät, das von 30 MHz bis 2,6 GHz in einem Netzwerk von bis zu 200 Nutzern in einem MANET-ähnlichen Netzwerk unter Verwendung von TSM-X, ANW 2, Wraith-Wellenformen usw. arbeitet.
Die AN/PRC-167 Falcon IV-Serie ist ein verschlüsseltes Fahrzeugfunkgerät, das von 5 kHz bis 40 MHz und von 764 MHz bis 2400 MHz in einem MANET-ähnlichen Netzwerk mit TSM-X-Wellenform arbeitet. Es ist von der NSA für die Klassifizierung TOP SECRET zertifiziert und verfügt über ein integriertes SAASM L1/L2-Verschlüsselungsmodul.
In den letzten Monaten haben Deutschland (für 281 Millionen US-Dollar) und Polen (für 255 Millionen US-Dollar) den Kauf großer Mengen von L3-Funkgeräten von Harris Technologies genehmigt. Weitere Verträge sollen laut der deutschen Nutzerseite in Vorbereitung sein.
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