Vom 30.09. bis zum 2.10.2025 fand die IEEE HISTELCON in Bonn statt – eine internationale Konferenz zur Technologiegeschichte des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE). Die Konferenz stand unter dem Motto „Knowing the Past for Preparing the Future“ und wandte sich am ersten Veranstaltungstag wehrtechnischen Themen zu. Im Interview: Prof. Dr. Wolfgang Koch vom Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE).
Prof. Dr. Wolfgang Koch ist Physiker und Informatiker, lehrt angewandte Informatik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und arbeitet als Leiter der Forschungsabteilung „Sensordaten und Informationsfusion“ am Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE). Daneben leitet er die deutsche Abteilung der IEEE Aerospace und Electronic Systems Society und organisierte die IEEE HISTELCON 2025.
IEEE HISTELCON 2025: Aus der Vergangenheit lernen
Die Konferenz folgte einem klaren Leitgedanken: dass die Betrachtung der Vergangenheit dabei hilft, die Zukunft zu gestalten. Dies gelte laut Professor Koch für die verschiedensten Bereiche der Wehrtechnik. Besonders im Fokus stand während der HISTELCON der Bereich der Quantenmechanik, die in diesem Jahr 100 Jahre alt wird. Doch auch die Entwicklung der Computertechnologie nahm eine wichtige Rolle im Programm ein.
„Technologie ist Voraussetzung für kulturellen Fortschritt und ein sicheres Leben.“ – Prof. Dr. Wolfgang Koch
Professor Koch betont, dass die IEEE HISTELCON 2025 einen positiven Beitrag dazu leisten möchte, diese Überzeugung zu verbreiten und einen gewissen Stolz auf die Potenziale zu entwickeln, die Deutschland im Kontext der Technologieentwicklung aufweist.
KI in der Wehrtechnik: Eine Frage der Ebene
Die Interessen von Professor Koch sind weitreichend und gelten neben seinen Forschungsbereichen vor allem auch den ethischen, gesellschaftlichen und rechtlichen Aspekten von Künstlicher Intelligenz (KI). Dies betrifft auch Mensch-Maschine-Systeme im Bereich der Wehrtechnik.
Was KI in der Wehrtechnik dürfe und was nicht, unterscheide sich nach verschiedenen Ebenen. Auf der strategischen Ebene müsse man sehr vorsichtig und zurückhaltend mit der Nutzung Künstlicher Intelligenz umgehen, warnt Professor Koch.
Auf der operativen Ebene spiele KI dagegen schon jetzt eine wichtige Rolle, um zu evaluieren, wie die knappe und kostbare Ressource Mensch schonend eingesetzt werden könne. Ähnlich ist es auf der taktischen Ebene. KI führte nicht dazu, dass Kriege „weniger blutig“ würden, bedauert Professor Koch:
„Das digitalisierte, gläserne Gefechtsfeld ist ultimativ letal, da jeder genau vom anderen weiß, was er macht und wo er ist.“
An solche Orte müsse man vorrangig Maschinen anstelle von Menschen schicken, sagt er weiterhin. Diese Denkweise verändere damit aber auch die Mentalität hinter dem Maschinenbau: Während früher Maschinen im Sinne eines Werkzeugkastens für den Menschen gefertigt wurden, könne man sie heute metaphorisch als Nutztiere bezeichnen, weshalb sie mit einem gewissen Grad an Autonomie ausgestattet seien. Die entscheidende Herausforderung bestehe darin, die Maschinen so zu bauen, dass sie den Anforderungen gerecht werden und die sie bedienenden Menschen sie vollständig und effizient beherrschen können.
Verantwortung: Es bleibt der Mensch hinter der Maschine
Eindeutig stellt Professor Koch klar, dass nicht die Künstliche Intelligenz zwischen Angreifen und Verteidigen, Zerstören und Schützen unterscheidet – dies obliegt allein dem bedienenden Menschen hinter der Maschine. Gerade deshalb sei es wichtig, deutlich zwischen natürlicher und künstlicher Intelligenz zu unterscheiden.
„Die natürliche Intelligenz muss mit der künstlichen so umgehen, dass das Gesamtsystem verantwortbar bleibt. Wenn die Künstliche Intelligenz auf die natürliche Dummheit trifft, dann wird es hochgefährlich“. Diese Verantwortung liege auf vielen Schultern verteilt, sagt Professor Koch: auf dem Anwender, aber dahinter auch auf den Firmen, die die Technik vertreiben, der Forschung und am Ende der Rückverfolgungskette den Erfindern einer Technologie.
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