Brigadegeneral Alexander Krone ist seit Juni 2024 Kommandeur des Kommando Spezialkräfte (KSK) im baden-württembergischen Calw. Kürzlich lud er zum Gespräch ein und erlaubte einen Blick in die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen des Verbandes.
Bevor er nach Calw kam war er der Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37 „Sachsen“ und des VJTF-Verbandes. Und so gab er auch direkt zu Beginn zu, dass dies schon eine Umstellung sein, von einer mechanisierten Brigade in Kombination mit der NATO Response Force hin zu einem Verband bei dem quasi alles an einem Standort ist.
Wenn die Einsatzkräfte nicht gerade weltweit unterwegs sind. Das sei wieder so das Gefühl vom familiären, wie er es früher mal als Bataillonskommandeur in der Oberpfalz in Oberviechtach kannte. Neben dem familiären bedeutet es vor allem kurze Wege. Und der Verband beinhaltet alles, eigene Schule, Ausbildungsstützpunkt, oder den Bereich Weiterentwicklung.
Damit steht dem Kommandeur das altbekannte Dreieck Truppe, Ausbildungsstützpunkt und Weiterentwicklung zur Verfügung. So wie es früher in der Bundeswehr überall üblich war. Dies erleichtert das Feedback, oder um schnell und einfacher Produktes bis zur Reife zu erproben. Und der Kommandeur betonte, dass dies oft auch in guter Zusammenarbeit mit dem BAAINBw und anderen Anteilen aus der Bundeswehr geschieht. Das ermöglicht dem KSK auch heute noch schnellere Zyklen um Dinge schneller voranzubringen.
Wichtig war dem Kommandeur explizit die Einbindung in die NATO-Welt. Neben den Bereitschaftsstufen gibt es hier jetzt eine regionalen Zuordnung von Kräften. Hier ist das Kommando Spezialkräfte sicherlich stärker betroffen als andere Verbände des Heeres. Ausnahme dieser Regionalisierung ist sicherlich der Bereich Hostage Rescue Operations (HRO). Das KSK hatte einmalig letztes Jahr eine Task Group für die NATO Response Force für den Zeitraum von einem Jahr angemeldet.
Das wird sich in Zukunft signifikant ändern, denn jetzt sind dauerhaft vier solcher Task Groups bei der NATO angemeldet. Die Hälfte davon mit einer regionalen Zuordnung. Die anderen haben zum Teil eine niedrigere Bereitschaftsstufe, oder andere Aufträge. Eine von den vieren muss aber immer trotzdem parallel für HRO bereitstehen.
Das führt zu einer vollständigeren, längeren und längerfristigen Einmeldung für das Bündnis, als das vorher der Fall war. Damit erfolgt für das KSK eine stärkere Einbindung in die NATO-Strukturen und die Hälfte der Kräfte besitzen schon eine klare Zuordnung zu einer Region. Daher muss der HRO-Verband immer auf dem höchsten Niveau sein, weltweit einsetzbar. Die anderen können sich zum Teil ein bisschen spezifischer einstellen auf ein bestimmtes Gelände, auf eine bestimmte Klimazonen, auf ein bestimmtes Gastland.
Diese Fokussierung erfolgt für das KSK nicht alleine, sondern immer zusammen mit Partnern, Gastnationen und anderen festen multinationalen Partnern, die auch eingemeldet haben. Diese Zuordnungen können laut Kommandeur irgendwann auch mal wieder wechseln oder rotieren. Aber jetzt erst mal kommt es darauf an, dass die sich eher einmal in einer längeren Linie sich da reinfinden auf die jeweiligen Regionen und die Partner einstellen. So eine Stetigkeit hat es für das KSK bisher nicht gegeben.
Der Fokus auf die NATO bedeutet auch die multinationale Integration in die Ausbildung.
Das hat auch Auswirkungen für die Ausbildung. Diese wird auch in Zukunft immer noch modular sein, kann aber für eine Task Group, die durch eine Kompanie im Kern gebildet wird, maßgeschneiderte Schwerpunktsetzungen vornehmen. Ebenfalls wird es Auswirkungen auf die Enabler und Unterstützer haben.
Also bei der Sanität und Logistik, weil eine Task Group mal weniger oder mehr benötigt, gerade vielleicht in den Bereichen Fernspäher oder Elektronische Kampfführung (EloKa). Die Task Groups werden dann auch mehr Ausbildungen und Übungen in ihren Verantwortungsbereich, in ihren Regionen durchführen, und nicht mehr weltweit. Ein Beispiel war Flaming Sword 24 in Litauen. Bei jährlichen Übungen wird man in Zukunft dann immer die Kräfte reinbringen, die dafür vorgesehen sind. Zudem wird es eine Übungsserie für den HRO-Verband geben.
Bei aller Fokussierung oder Spezialisierung ist es dem Kommandeur aber auch wichtig, dass nicht neue Spalten und Nischen entstehen, sondern ein grundlegender Querschnitt sichergestellt bleibt. Hier setzt er vor allem auf die Bereiche Weiterentwicklung durch Ausbildung. Nur so kann sichergestellt werden, dass Personen oder Verbände später auch einmal getaucht werden können bzw. rotieren. Auch wenn das In Zukunft seltener vorkommen soll, und nicht wie bisher jedes Quartal oder Halbjahr.
Ausrüstung beim KSK
Mit der Ausrüstung und Ausstattung ist der Kommandeur zufrieden. Auch wenn er darauf hinweist das auch das KSK den querschnittlichen Projektierungen und Prozessen unterworfen ist. Und viele dieser Beschaffungen wurden noch vor dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 angestoßen. Dennoch weißt Brigadegeneral Krone daraufhin, dass es aus seiner Sicht in aller Regel relativ zügig geht.
Auch sei es für das KSK weniger eine Herausforderung, weil seit jeher natürlich mit allen KSK-Aufträgen für die unterschiedlichen Klimazonen und Verbringungsarten geplant wurde. Das KSK war immer schon flexibler aufgestellt als die Territorialarmee. Daher ist alles wie im einem Modellbaukasten strukturiert. Das macht die jetzigen Anpassungen halt einfacher und schneller.
Es gab und gibt immer die Basis, also das, was der Kommandosoldat am Körper trägt. Und das ist das KSK nach eigenen Aussagen immer schon sehr gut ausgestattet. Hinzu kommen dann die Fragen der Verbringung, also wie kommt der Soldat ins Einsatzgebiet, über die Luft, auch mal über See, kann ich da ein kleineres oder größeres Fahrzeug mitnehmen.
Hier muss dann aus dem Fundus ergänzt werden. Explizit als Beispiel wurde im Bereich der Modernisierung das AGF2 angesprochen. Ein neues Landfahrzeug, das für KSK-Verhältnisse schon relativ groß ist. Aber dank der neuen Technik einfach mehr Möglichkeiten bietet.
Gerade in den Bereichen IT und Führungsfähigkeit. Aber auch weitere Unterstützungsfahrzeuge kommen noch hinzu. Die Herausforderung sei eigentlich eher den Zulauf und den Umstieg im laufenden Betrieb zu schaffen. Die neuen Möglichkeiten gehen einher mit der Frage: Was muss ich da eigentlich alles ausbilden? Wie erfolgt eine Qualifizierung oder Weiterbildung, auch im Bereich der Logistik.
Auch beim KSK ist das Thema Drohnen von großer Bedeutung. Auch hier sei das KSK vielleicht ein bisschen besser aufgestellt als andere Verbände, und hat auch mehr Erfahrungen gesammelt, aber bei weitem noch nicht genug. Und das bei Entwicklung die sehr schnell gehen, mit ganz kurzen Innovationszyklen, auch mit Maßnahmen und Gegenmaßnahmen.
Diese Thematik muss auch das KSK weiter ausbauen. Das bestätigen auch die Ukrainer die beim KSK zur Ausbildung kommen. Denn in allen anderen Bereichen ist das KSK wir wirklich gut aufgestellt, kann sich auf Augenhöhe austauschen, z.B. bei der Sanitätsausbildung. Bei der Nutzung von Drohnen gibt es eher einen Nachholbedarf und das KSK kann von den Erfahrungen und Empfehlungen der Ukrainer zehren. Aber auch hier nimmt der Verband die Sache jetzt mit Tempo auf.
Baumaßnahmen – Mehr Platz für Alles
Mehr Potenzial geht aber wiederum einher mit neuen Herausforderungen und Bedürfnissen. Daher braucht das KSK mehr Platz am Standort. Die Kaserne soll größer werden. Das führte bereist zu Befürchtungen in der Region, es würde mehr geübt, geschossen und die Belastung für die Bevölkerung größer.
Der Kommandeur weist daraufhin, dass es bei der Vergrößerung vor allem um zusätzliche Abstellflächen und Hallen für die neue Ausstattung geht. Denn da sind zum Teil auch mehr als vorher, und die benötigen mehr Platz. Und die Ausstattung ist hochwertiger, muss also besser geschützt werden, denn es ist weniger zweckmäßig sie diese das ganze Jahr unter freien Himmel zu stellen.
Einfaches Rechenbeispiel: Das KSK besaß vom AGF 21 Fahrzeuge. Mit dem AGF 2 können bis zu 80 Fahrzeuge der Varianten Mittleres Aufklärungs- und Gefechtsfahrzeug Spezialkräfte (AGF 2) sowie Mittleres taktisches Unterstützungsfahrzeug Kommando Spezialkräfte (UFK) beschafft werden.
Diese Fahrzeuge sollten geschützt abgestellt werden, um sie nicht den Elementen auszusetzen und so Kosten in Unterhalt und Wartung zu sparen. Auch kann diese Technik in Hallen besser abgestellt und geschützt werden. Mit der Beschaffung einher gehen die Themen qualifizierte Bewachung und neue Absicherungsanforderungen. Daher bedarf es mehr Raum. Schon jetzt ist Platz in der Kaserne knapp und jeder Millimeter in der Kaserne wird praktisch meistbietend versteigert.
Neben dem Platzbedarf für neue Ausstattungen geht es auch um den Substanzerhalt. Hierzu laufen bereits umfangreiche Baumaßnahmen in der Kaserne. Dabei geht es sowohl um Renovierungen als auch Neubauten. Und auch diese benötigen viel Platz.
Denn die Kommandosoldaten haben sehr viel persönliche Ausstattung, die adäquat untergebracht werden muss. Hinzu kommt, dass man die Soldaten für den Dienst ja gewinnen und im Besten Falle lange halten will. Das geht aber nicht, wenn vier Kommandosoldaten oder das Unterstützungspersonal sich eine Unterkunft teilen müssen, in dieser zudem noch ihre Ausrüstung notdürftig lagern und ggf. trocknen müssen.
So wird keine Dienstzufriedenheit erreicht. Laut Aussage vor Ort leben hier vier Soldaten auf 24 qm zusammen, plus die umfangreiche Ausrüstung. In Summe führt dies dazu, dass auch der „Vorzeigeverband“ KSK an seine Grenzen stößt und nicht so modern ist wie er sein sollte. Eigentlich steht jedem Soldaten eine Fläche von 17 qm zu.
Auch fehlt es in der Kaserne an Wiesen, für das Abstellen, Ausbildung und Übung. Aber es gibt kaum freie Flächen, und wenn dann dank des Schwarzwaldes nur mit Gefälle. Suboptimal. Deshalb gibt es schon erste Auslagerungen nach Speyer in Rheinpfalz. Denn das vorhandene Nutzungskonzept für Cals aus dem Jahre 2017 ist einfach überholt. Und das in Kenntnis dessen, dass jede Erweiterung immer Jahre dauert.
Daher soll Calw jetzt eine Nord-Nord-Erweiterung bekommen. Mit dieser sollen 23 Hektar an neuer Fläche hinzukommen. Das läuft in enger Zusammenarbeit mit dem federführenden BIMA. Diese versucht jetzt als Bundesanstalt für Immobilienaufgaben die entsprechenden Flächen zu erwerben. Im Fall von Calw sind das sehr kleinteilige und damit viele Grundstücke. So ein Prozess kann wohl fünf Jahre und mehr dauern.
Und dann ist dort noch nichts gebaut und wohl noch nicht einmal ein Bauprojekt projiziert. Deshalb wurde es Zeit, diese Prozesse zumindest endlich einmal anzustoßen. Mit einer möglichst offenen Kommunikation versucht die KSK-Führung Bedenken und Falschmeldungen entgegenzuwirken. Zum Beispiel das dort ein neuer Schießplatz oder so entstehen soll. Es geht aber nur um Abstellflächen und -hallen sowie Unterkünfte. Allerdings müssen auch viele der existierenden (Übungs-)Anlagen an heutige Bedürfnisse und Technologien angepasst werden.
Insgesamt sollen rund 200 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert werden. Brigadegeneral Krone betonte wie wichtig es ist, alles an einem Standort zu haben, alle Einheiten, die Schule/Ausbildung sowie den Bereich Weiterentwicklung. Dies ermöglicht eben auch schnelle und kurze Entscheidungswege. Denn alle wichtigen Player sind schnell an einem Tisch, um Dinge schnell voranzutreiben, so der General.
Neben der Nord-Nord-Erweiterung bedarf es auch einen Alternativplatz für die Flugeinsätze. Hier wurde die „Domäne Waldhof“ genannt. Wichtig ist in der Außenkommunikation den Unterschied zwischen der Kasernenerweiterung und die Ausbildungen mit Fluggeräten hervorzuheben.
Viele Anwohner und Interessengruppen vor Ort sehen die Kasernenerweiterung mit Argusaugen, weil sie eine höhere Lärmbelastung durch Ausbildungen, Schieß- und Fluglärm befürchten. Hier stellte der Kommandeur klar, dies wird nicht der Fall sein. Es gehen um Lage-, Arbeits- und Wohnflächen, nicht um mehr Übungsräume.
Auch wird vorsichtig ein zweiter Standort angedacht. Dazu soll es aber noch nichts Konkretes geben. Und es wäre eine Entscheidung einer deutlich höheren Ebene.
Personal beim KSK
Über allem steht jedoch die Frage nach der hinreichenden Nachwuchsgewinnung. Das ist aber überall in der Bundeswehr so. Allerdings ist das KSK in der besonderen Situation, dass man quasi Zweitnutzer von ausgezeichnetem Personal ist. Das KSK schöpft aus der regulären Truppe gut ausgebildetes Hochwertpersonal ab. Calw sucht im militärischen Binnenarbeitsmarkt Bundeswehr nach den besten Männern und Frauen. Auch in den Bereichen, die wiederum Kräfte für das KSK bereitstellen.
Das reist dann dort Lücken. Parallel geht man mehr nach Außen, um das Interesse zu wecken. Auf diesem Wege können allgemeine Bewerber für die Bundeswehr später einmal gewonnen werden, weil das KSK immer im Hinterkopf gespeichert haben. Dazu hat das KSK – aufgehängt in der Division Schnelle Kräfte – einen eigenen Personalwerbetrupp. Eine kleine Organisationen die an Schulen und auf Lehrgängen ausschwärmt.
Bei Interesse kann eine weitere Informationsveranstaltung folgen. Danach folgt der Antritt zum Potenzialfeststellungsverfahren Teil 1. Wenn der Interessent da durchkommt, wird er zum Teil 2 eingeladen und die Offiziere bleiben dann auch nochmal zu einem Teil 3 da. Das ist ein mehrstufiges, recht aufwendiges Verfahren, um körperlich, aber insbesondere auch mental die Richtigen zu identifizieren. Das ist und bleibt eine anspruchsvolle Tätigkeit, eine Herausforderung. Dabei muss das vorhandene Personal nicht nur regeneriert werden.
Das Ziel ist mehr Personal zu rekrutieren als rausgeht, um weiter aufzuwachsen. Nach dem Potenzialfeststellungsverfahren folgen für den angehenden Kommando-Feldwebel zwei Jahre im Ausbildungsstützpunkt. Die Kommando-Offiziere kommen dann nach zwei Jahren raus und gehen dann weit überwiegend in die Kommando-Kompanien, nur im Ausnahmefall mal im Stab, wenn da vielleicht eine Zugführerstelle noch nicht frei ist.
Bei den Aufklärer läuft das ähnlich. Die sind aber ein Jahr im Ausbildungsstützpunkt. Das sind die zwei größeren Gruppen. Hinzu kommen noch ein paar Sanitätsspezialisten. Laut KSK ist der Ausbildungsstützpunkt im Moment gut bestückt mit Auszubildenden. Es werden aber gerne noch ein paar mehr aufgenommen.
Eine Maßnahme rund ums Thema Personal und Öffentlichkeitswerbung ist das Besucherzentrum vor den Toren der Kaserne. Dieses ist ein voller Erfolg. Rund 1.000 Besucher pro Monat schauen vorbei und informieren sich, von Schülergruppen, über Vereine und politische Gruppen, alles sehr querschnittlich. Das Besucherzentrum wird dabei stetig weiterentwickelt und tauscht auch regelmäßig die Exponate aus, um interessant und Up-to-date zu bleiben, so der KSK Kommandeur.
Und es wird für öffentliche Vorträge genutzt, wie zuletzt mit dem Politikwissenschaftler Dr. Herfried Münkler. Durch das Besucherzentrum in Calw öffnet sich das KSK für die Allgemeinheit und wird damit ein Bindeglied zur Gesellschaft. Im Jahr 2026 feiert das KSK immerhin sein 30jähriges Jubiläum.
Aktuelle Bedrohungen aus Sicht des KSK
Mit der Einschätzung der zahlreichen auftretenden Experten, wann und ob Russland früher oder später in der Lage ist, die NATO oder weitere Nachbarn anzugreifen, wollte sich der General zurückhalten. Wichtig für das KSK sein nur, dass es so gut wie möglich und so schnell wie möglich ausgebildet und einfach reaktionsfähig ist. Aber das ist der Verband in Calw eigentlich seit je her. Das KSK ist gewöhnt mit kurzen Vorwarnzeiten aktiv zu werden.
Was das KSK aber aktuell und tatsächlich ganz praktisch macht, und das ist auch kein Geheimnis, ist die Ausbildungsunterstützung der Ukrainer. Dabei bildet das KSK seine Counterparts – Spezialkräfte, spezialisierte Kräfte – im Bereich Führung, Planung und Entwicklung des Nachwuchses aus.
Letzteres geschieht durch eine Art kleines Potenzialfeststellungsverfahren inklusive einer kleinen Auswahl an Ausbildungsthemen. Diese werden meist durch die Ukrainer vorgegeben, denn diese wissen am besten was für sie am dringlichsten ist. Es werden mehrere Rotationen pro Jahr umgesetzt. Die Planung für 2025 steht und auch 2026 stünde das KSK bereit, wenn noch ein Bedarf gegeben ist.
Aber die Ausbildung ist keine Einbahnstraße. Denn die meisten Teilnehmer sind einsatzerfahren und können entsprechende Feedbacks geben. So lernen auch die Deutschen viel über mögliche Ansätze, Taktiken und Alternativen. Denn oft berichten die Ukrainer, was ein guter Ansatz sei, und welche weiteren Varianten ausprobiert und für gut befunden wurden.
Laut Kommandeur ist es eine Ausbildung auf Augenhöhe. Dennoch herrscht immer eine Grundanspannung, denn jedem ist bewusst, nach der Ausbildung gehen die Ukrainer wieder direkt nach vorne an die Front.
„Landes- und Bundesverteidigung ist jetzt der Hauptauftrag des KSK“
Das sich die Ausrichtung des KSK hin zur Landes- und Bündnisverteidigung verschoben hat, zeigt die Einmeldung der Task Groups an die NATO sowie deren regionale Ausrichtungen. Das heißt, es geht jetzt nicht mehr um eine Fokussierung auf kürzere Zeiträume – sei es auch nur ein Jahr – oder das Denken in Kontingenten.
Ein Fokus liegt jetzt auf langer Durchhaltefähigkeit. Das beinhaltet auch, dass neben den vier eingemeldeten Task Groups noch mindestens eine fünfte in Calw benötigt wird, die alle koordiniert, bewegt und mit den notwendigen Informationen versorgt.
Zudem muss die Ausbildung weiter gehen. Bei allen ist die Überzeugung gewachsen, dass es länger dauern könnte. Das gilt nicht nur für die hochintensiven Gefechte, sondern auch Phasen eines Zwischenzustands, der auch kräftezehrend sein kann. Dort sind schon Kräfte vorne gebunden, ohne intensive Kampfhandlungen. Aber auch diese müssen regeneriert werden.
Eine andere Frage die sich stellt, kann das KSK-Ausbildungsprogramm beschleunigt werden? Wenn es schneller gehen müsste um eine Regeneration aufrecht zu erhalten. Kann es eine komprimierte Variante der Ausbildung zum Kommandofeldwebel geben, ohne zu viel Qualitätsverlust? Solche und andere Überlegungen müssen geprüft und dann vorbereitet werden.
Praktisch Lösungen für den Fall der Fälle in der Schublade liegen, allerdings nicht nur beim KSK. Dank der Modularität muss beim KSK jetzt aber nicht alles umgeschmissen werden, sondern nur angepasst. Aber auch hierbei spielt das Thema Drohnen und Drohnenabwehr eine gewichtigere Rolle.
Aber daraus ergeben sich viele weitere Fragen und Aspekte. Macht ein Soldat das Bedienen von Drohnen hauptamtlich oder nur als Nebenaufgabe? Oder wird es eine Mischung? Welchen Einfluss hat dies auf die Struktur eines Verbandes oder eines Trupps? Was für ein Werdegang muss dazu hinterlegt werden? Wie sieht der (KSK)-Aufklärungssoldat der Zukunft aus?
Mit diesen und ähnliche Fragen beschäftigt sich gerade das KSK. Am Ende werden die Entscheidungen auch Einfluss auf die Überprüfung der Struktur haben. Denn die Hinterlegung im Personalwirtschaftssystem ist die Organisationsgrundlage für die Ausbildung und Personalbesetzung.
Was noch fehlt sind Überlegungen zu Reservestrukturen. Dabei geht es nicht um die Einbindung Einzelner als Reservist in den Stab oder die Kommandokompanien. Sondern baue ich eine Reservestruktur mit Truppe, Zügen oder gar Kompanien auf? In verbündeten Ländern – als Beispiel hier sind vor allem die USA und Großbritannien mit dem Special Air Service (SAS) zu nennen – gibt es das schon lange.
Hier will sich das KSK 2025 die Karten legen und zu Entscheidungen kommen. Die dann natürlich von den vorgesetzte Ebenen mitgetragen und genehmigt werden müssen. Ziel ist es eine gute Empfehlung zu erarbeiten, welche nicht aktive Strukturen hinterlegt werden können.
Dank der Grundbeorderung erhält das KSK wieder die Namen und die Adressen von den Ausscheidern. Wer sich bisher nicht eigenständig meldete und Interesse an einer Beorderung bekundete, viel durchs Raster. Dank der Wehrerfassung kann jetzt wieder proaktiv an die Ausscheider herangetreten werden.
Das ist kein Automatismus, dass diese automatisch üben, denn in Friedenszeiten gilt weiterhin die Freiwilligkeit. Aber sie können erreicht, begeistert und geworben werden. Der Verband kann sie adressieren, ihnen Angebote machen, interessante Angebote für Übung, Ausbildung, etc. unterbreiten.
Die Beorderten können dann einer aktiven Kompanie angehängt werden, oder in einem nicht aktiven Zug zusammengefasst werden. Dieser wird durch eine der Kommandokompanien betreut. Bei den Überlegungen schaut sich das KSK auch an was die Verbündeten in diesem Bereich machen. Welche Strukturen und Maßnahmen gibt es dort? So können Reservisten der Spezialkräfte z.B. abgestufte Aufträge übernehmen. Ein Beispiel wäre die Ausbildungsunterstützung Ukraine, also Military Assistance im In- und Ausland.
Und das KSK-Augenmerk wird wieder mehr auf Hochwertzielen, Einsätzen hinter feindlichen Linien liegen. Diese Missionen waren nie ganz weg, aber standen halt nicht im Rampenlicht. Und damit war es auch kein Schwerpunkt in der Ausbildung. Auch das ändert sich jetzt, zusammen mit der regionalen Zuordnung.
Dabei können die Spezialkräfte gerade zu Anfang eines Krieges oder einer Mission vorverlegt werden, eine Art Footprint, Early Entry Forces sein und als Enabler den Weg für die Folgekräfte bereiten. Also für die großen Verbände der Landstreitkräfte. Dies war früher schon einmal die ureigene Aufgabe der Spezialkräfte gewesen. Schon zu Zeiten des Kalten Krieges waren die Spezialkräfte die Enabler für REFORGER (Return of Forces to Germany). Die jährliche Übung der NATO sollte sicherstellen, dass die NATO schnell in der Lage war Kräfte nach Westdeutschland zu verlegen.
Werden die Landstreitkräfte zurück gedrängt, bleiben die Spezialkräfte vorne und lassen sich überrollen und damit sie automatisch hinter der vorderste Linie des Gegners gelangen. Daher müssen sich diese Kräfte schon vorab mit dem möglichen Einsatzgelände beschäftigen. Mit der Zuordnung ist das jetzt einfacher, egal ob in der Slowakei, Rumänien oder Litauen.
Und die Spezialkräfte können dafür sorgen, dass ein Gegner schon abgenutzt ist, nicht mehr alle Optionen hat, bevor er auf die konventionellen Landstreitkräfte trifft. Hier sind die Möglichkeiten vielfältig, lenken der Luftwaffe, Zerstörung der (Luft-)Abwehrmöglichkeiten, etc. Daher ist die dritte Dimension nicht nur für die Verbringung wichtig.
Das KSK muss sich intensiv mit der Luftwaffe vorbereiten, um deren Einsatzgrundsätze und Bedürfnisse zu kennen. Aber nicht nur da. Auch bei den Übungen der Landstreitkräfte sollten in Zukunft die Spezialkräfte eingebunden werden. Und sei es nur ein gemeinsames Lagebild zu entwickeln, die Nutzung im gemeinsamen Battle-Management-System (Sitaware) zu üben.
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