Mehr Flexibilität durch Scorpion NG

Auf der Eurosatory 2024 in Paris stellte Rheinmetall gemeinsam mit der Firma Palfinger einen HX 8×8 mit dem Wechselladesystem Scorpion NG vor. Der Palfinger Scorpion NG ist die Weiterentwicklung des Wechselladesystem Scorpion, das fast 20 Jahre mit über 1.500 Einheiten in elf Armeen der Welt in Nutzung ist. Auf der Messe wurde das Demofahrzeug mit dem Rheinmetall Skyranger als Effektornutzlast als Weltpremiere vorgestellt.

Auf der Eurosatory war ein HX 8x8 mit dem Wechselladesystem Scorpion NG zu sehen.
Auf der Eurosatory war ein HX 8x8 mit dem Wechselladesystem Scorpion NG zu sehen.
Foto: André Forkert

Auf Basis der Erfahrungen und Anforderungen der verschiedenen Anwender wurde das Wechselladesystem Scorpion überarbeitet, unter anderem mit einem Fokus auf Reduzierung der Service- und Instandhaltungsumfänge.

Der Scorpion NG ist geeignet für den Umschlag von Flatracks nach STANAG 2413, 20-Fuß-Containern gem. ISO668 (1C/1CC), Container gemäß DIN30722 und Sonderflatracks wie das Vernetzte-Transport-Logistik (VTL)-Flatrack der französischen Armee bis zu einem Gesamtgewicht von 20 Tonnen.

Durch die modulare Bauweise und weitere Neuerungen entstand ein Plug-and-Play Wechselladesystem, dass der Aufbauer ohne große Vorarbeiten aufsetzen und nur noch hydraulisch, elektrisch und pneumatisch anschließen muss, so Palfinger.

Skorpion NG in der Erprobung

Scorpion NG ist aktuell in der Erprobung bei Rheinmetall und damit in der Zertifizierung. Aber nicht nur dort, sondern auch in Slowenien auf den HX 8×8, die die Slowenen von Deutschland im Ringtausch erhalten haben. Denn auch die Slowenen haben ein System zum Testen erhalten. Wie von dort zu hören ist, ist man mit dem vorhandenen Wechselladesystem unzufrieden. Das vorhandene System der Ringtausch-Fahrzeuge kann ISO-Container transportieren, diese jedoch nicht selbstständig auf- und abladen. Dazu ist jedes Mal ein Kran oder Manitou Container-Handler notwendig. Dieses bindet unnötig Zeit und Kräfte. Scorpion NG kann hingegen einen Container auch aufnehmen. Und das bis zu einem Gewicht von 20 Tonnen. Und damit drei Tonnen mehr als das Vorgängermodell.

Auf Basis eines Baukastensystems werden Komponenten, die ansonsten am Fahrgestell montiert wurden (Hydrauliktank, Notversorgung, etc.) am Scorpion NG kompakt an der Fronteinheit bereits ab Werk integriert. Die Fronteinheit ist geeignet zur Aufnahme des Hydrauliköltanks, Elektrobox, Steuerventilblocks, Hochdruckfilter, 3-Wegeventil für die Versorgung weiterer hydraulischer Verbraucher wie z.B. Rahmenwinde, hydraulischer Aufwärmkreis für Tieftemperaturausführungen oder wahlweise ein 24V-Hydrauliknotaggregat oder eine hydraulische Master-Slave-Notversorgung durch ein zweites Fahrzeug.

Anpassungen

Die bisherige Befestigungsweise mit am Rahmen des Wechselladesystems angeschweißten Anbaubeschlägen, die mit dem Fahrgestellrahmen verschraubt werden, wurde gegen eine komplette geschraubte Befestigung ausgetauscht. Somit werden die Anbaubeschläge beidseitig verschraubt und Schweißarbeiten sind nicht mehr erforderlich. Dies reduziert die Montagezeit erheblich.

Um Freiräume für die Abgasreinigungsanlagen der LKW oder die Seilführung der Rahmenwinde zu schaffen, wurde die Ausführung der vorderen Twist-Lock Schwenkarme angepasst um etwaige Kollisionen mit Abgasleitungen, die oberhalb der Fahrgestellrahmen geführt werden zu vermeiden.
Um Freiräume für die Abgasreinigungsanlagen der LKW oder die Seilführung der Rahmenwinde zu schaffen, wurde die Ausführung der vorderen Twist-Lock Schwenkarme angepasst um etwaige Kollisionen mit Abgasleitungen, die oberhalb der Fahrgestellrahmen geführt werden zu vermeiden.
Foto: André Forkert

Der Aufnahmehaken wurde ebenfalls überarbeitet, dieser ist nun verbolzt und nicht mehr verschweißt und somit ist ein vereinfachter Austausch ohne Trennen und Schweißen gewährleistet.

Basiselemente des Scorpion NG sind in Deutschland mit dem Bundeswehr-Projekt Wechselladersystem (WLS) – hier mit IVECO – bereits erprobt. Diese Erkenntnisse sind bei der Entwicklung des NG eingeflossen. Ein Beispiel sind die modifizierten Ablaufrollen mit verbesserten Führungsverhalten beim Aufziehen von Flatracks.

Auch die Gleitpakete zur Containerführung wurden verändert. Früher aus Stahl, heute aus Kunststoff. Die Gleitpakete aus Kunststoff dienen der Verbesserung der Gleiteigenschaften bei der Aufnahme/Abladen von Flatracks.

Weiterer Vorteil ist die geschraubte Befestigung der Elemente, die ein schnelles Wechseln ohne Schweißaufwand gewährleistet. Das verwendete System wurde ebenfalls durch die Bundeswehr, erfolgreich im Projekt WLS getestet und für besser als die bis dato bekannten Stahl- oder Rollenvarianten befunden.

Der Skyranger-Turm auf LKW HX 8x8.
Der Skyranger-Turm auf LKW HX 8x8.
Foto: André Forkert

Durch die Verwendung eines magnetostriktivem Längenmesssystems im Teleskoparm wird die Steuerung und Überwachung noch präziser und die Anzahl der Sensoren konnte am Gerät verringert werden.

Zudem führt Palfinger eine dreiteilige Ausführung ein. Das Grundgerät kann für den Transport zum Aufbauer in drei Teile zerlegt werden und mit der losen Container Handling Unit (CHU) somit in einem 40 Fuß ISO Container verschifft werden.

Zusätzlich kann der Scorpion NG für Tieftemperatureinsätze bis -46° C ausgerüstet werden und wird standardmäßig in einer ADR-konformen Ausführung geliefert. ADR steht dabei für das europäische Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter.

Aber nicht nur der Scorpion NG ist von Interesse. Wie von Rheinmetall gezeigt, kann das Wechselladesystem unter anderem den Skyranger-Turm aufnehmen. Oder ein anderes Waffensystem, Sensor, usw. Damit können die Streitkräfte schnell und flexibel aus einer bestehenden LKW-Flotte schnell entsprechende „Kampffahrzeuge“ machen. Mit einem Skyranger kann so schnell die Flugabwehr verstärkt werden.

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Verwendete Schlagwörter

HXLogistikPalfingerRheinmetall