Erste Erfahrungen mit der maritimen Verwendung des bodengebundenen Luftverteidigungssystems IRIS-T SLM konnte das Unternehmen bereits im Herbst dieses Jahres sammeln, als es erfolgreich im Versuch der Deutschen Marine an der Übung „Maritime Firing Exercise 2025“ vor der Küste Norwegens teilnahm (wir berichteten). Nun soll die deutsche Lösung also auch in das amerikanische Führungssystem Aegis integriert werden.
„In der Ukraine haben wir eine Trefferquote von nahezu 100 Prozent“, beschreibt Helmut Rauch, CEO von Diehl Defence, die Vorteile des Luftverteidigungssystems aus seinem Haus. „Und wir haben neulich mit der Marine von der F125 geschossen. Da haben wir den IRIS-T SLM Launcher entsprechend platziert und waren sehr, sehr erfolgreich.“ Die Tests seien sogar so erfolgreich gewesen, dass die Deutsche Marine das Luftverteidigungssystem am liebsten auf der Fregatte F125 BADEN WÜRTTEMBERG behalten hätte, statt es an das BAAINBw zurückzugeben.
Mit der Integration in das Waffen- und Führungssystem Aegis von Lockheed Martin wird nun also der folgerichtige nächste Schritt gegangen, um das deutsche Luftverteidigungssystem auch in das kommende Standard Führungs- und Waffeneinsatzsystem (FüWES) der Deutschen Marine zu integrieren, die sich schließlich für das für die kanadische Marine entwickelte „Combat Management System 330“ (CMS 330) von Lockheed Martin entschieden hat, das wiederum in Aegis integriert wird.
Die Integration in Aegis und MK41 / MK70
Sowohl Diehl Defence als auch Lockheed Martin erwarten keinerlei Probleme bei der Integration von IRIS-T SLM in das Aegis Kampfsystem. „Wir haben unser System bereits erfolgreich in der Ukraine in verschiedene Lösungen integrieren können“, beschreibt Rauch. Und Chandra Marshall, Vice President bei Lockheed Martin, ergänzt: „Das Aegis-System ist ein sehr offenes System. Im Laufe des letzten Jahres haben wir sehr schnell verschiedene Missiles integriert.“
Im Rahmen des heute geschlossenen MoU sollen zudem die Interceptoren von IRIS-T SLM in Launcher von Lockheed Martin, namentlich MK41 und MK70, intergiert werden, sodass sie dann auch von diesen in verschiedenen Marinen genutzten Launchern verschossen werden können.
Gleichzeitig erläutert Marshall, dass die Verbindung mit anderen Sensoren die Fähigkeiten des deutschen Luftverteidigungssystems sogar noch weiter verbessern könnte. „Wir sind der Meinung, dass – aus Sicht der Radartechnik – die Integration mit einer SPY-7-Fähigkeit die beste Radartechnik für diese Zusammenstellung bietet“, so Marshall. Beim SPY-7 Radar handelt es sich um ein modulares S-Band-Radarsystem von Lockheed Martin, das für militärische Anwendungen entwickelt wurde. Es wird unter anderem von der U.S. Navy und den landgestützten Aegis Ashore-Systemen der NATO genutzt.
IRIS-T SLM und die F127
Selbst wenn durch das heute geschlossene MoU zur Vernetzung in Aegis und folgend CMS 330 die ersten Weichen gestellt wurden, gilt es für die Integration von IRIS-T SLM in die nächste Luftverteidigungsfregatte der Deutschen Marine, die F127, weitere Schritte zu gehen. „Wenn sie in die F127 integriert sein soll, muss die Entscheidung früh genug getroffen werden, um die Arbeit parallel zur Produktion des Schiffes leisten zu können“, betont Rauch. „Die Entscheidung müsste im nächsten Jahr fallen.“
Diehl Defence ist bereit, den Bedarf der Deutschen Marine mit seinem Luftverteidigungssystem zu decken und hat daher mit dem heutigen MoU pro-aktiv die Verbindung zum kommenden Standard-FüWES vorbereitet. Nun ist es also an der Politik die nächsten Schritte zu gehen und Aufträge zu vergeben. Wobei nicht nur Deutschland Interesse an einer maritimen Version von IRIS-T SLM haben soll. Rauch sagt: „Ich möchte im Moment keine Namen nennen, aber auch andere europäische Länder haben Interesse an solchen Lösungen bekundet.“
In der Zukunft soll auch HYDEF, der sich noch in der Entwicklung befindliche Hyperschall-Interceptor von Diehl Defence, für maritime Anwendungen befähigt werden. Bezogen auf die maritime Luftverteidigung erläutert Rauch: „Der Schwerpunkt liegt auf IRIS-T SLM und HYDEF. Und wenn Interesse an anderen Interceptoren besteht, dann gibt es sicherlich auch Möglichkeiten, da die Schnittstellen sehr ähnlich sind. Aber aufgrund der Leistung und des Interesses der Marine sind wir überzeugt, dass SLM und HYDEF oberste Priorität haben sollten.“