Auf der Zhuhai Air Show in China wurde Anfang des Monats das neue Tarnkappenflugzeug J-35A offiziell erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Für Taiwan Anlass genug um auf mehreren TV-Kanälen Sondersendungen zur Prime-Time laufen zu lassen, mit denen sich Militär- und Flugzeugexperten mit dem neuen Flugzeugmuster beschäftigen. Und was dies für Taiwan bedeutet.
Die Vorstellung der J-35 hat zumindest von der Festigung der Absicht geführt, dass Taiwan so schnell wie möglich 60 F-35 Lightning II beschaffen will. Und die Experten sind sich alle einig, die J-35A ist eine Kopie der F-35. Diese ist mit den Nutzerstaaten USA, Australien, Dänemark, Israel, Italien, Japan, Südkorea, Niederlande und Norwegen sowie Bestellungen aus Deutschland, Belgien, Finnland, Singapur, Schweiz, Polen, Kanada, Rumänien und Tschechien das Rückgrat der westlichen Luftverteidigung und damit das Maß aller Dinge.
Jetzt hat China mit der J-35A eine Antwort geliefert. China hatte bereits mit der J-20 ein Luftfahrzeug mit Tarnkappeneigenschaften, dieses ist aber lediglich für landgestützte Jagdflugeinsätze vorgesehen. Die J-35A kann auch von Flugzugträgern aus operieren. Von der J-20 soll China rund 200 Stück im Arsenal haben.
Neben der J-35A war auf der Airshow auch die russische Antwort in Form der Suchoi Su-57 FELON zusehen. Dabei handelt es sich um das erste russisches Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeug.
J-35: Verblüffende Ähnlichkeit zur F-35
Obwohl die J-35A und die F-35 einige sehr auffällige Ähnlichkeiten aufweisen, u.a. in der Tarnkappeneigenschaften, unterscheiden sie sich laut Luftfahrtexperten in mehreren Schlüsselbereichen grundlegend.
Gemeinsam ist das schlanke, schwer einzusehende Design mit glatten und gewölbten Oberflächen, um die Radarsignatur zu minimieren, und die Stealth-Fähigkeit zu erzeugen. Leitwerke und Höhenleitwerke beider Flugzeuge sind V-förmig ähnlich geformt. Allerdings sind die Stabilisatoren der J-35A breiter und haben einen anderen Winkel, was sich auf die Agilität und Radarsignatur der J-35A im Vergleich zur F-35 auswirken kann. Die F-35 hingegen verfügt über schärfer abgewinkelte Stabilisatoren. Auch die Cockpits ähneln sich sehr stark, mit einem ungehinderten Blick für die Piloten. Auch bei Größe und Form weisen beide Flugzeuge vergleichbare Proportionen auf.
Ein Unterschied liegt bei den Triebwerken. Die F-35 ist einmotorig ausgelegt, während die J-35 laut Fotos zwei Triebwerke (vermutlich WS-19) besitzt. Das Triebwerksgehäuse der J-35A hat weniger sichtbare Kanten im Bereich der Auspuffanlage, vermutlich um die Radarreflexion hier zu minimieren. Auch sind die Tragflächen der J-35A kantiger, was die Manövrierfähigkeit verbessern kann.
Der Unterschied in der Flügelform spiegelt auch die unterschiedlichen Prioritäten wider, die J-35A ist mehr auf Agilität, die F-35 mehr auf Tarnkappeneigenschaften und Langstreckenstabilität ausgerichtet. Was die Zelle selbst betrifft, so weist die J-35A weniger sichtbare Nähte und eine einheitlichere Struktur auf, was auf einen einfacheren Ansatz bei der Herstellung und Montage schließen lässt, so die Experten.
Im Gegensatz dazu weist die F-35 mehr ausgeprägte Paneele und Vorsprünge auf, was auf die Verwendung fortschrittlicher Verbundwerkstoffe und ausgefeilter Fertigungstechniken durch Lockheed Martin zurückzuführen ist. Auch die Lufteinlässe der beiden Flugzeuge sind unterschiedlich. Die J-35A hat breitere, kantigere Lufteinlässe, möglicherweise für mehr Luft für eine besserer Manövrierfähigkeit, allerdings auf Kosten einer höheren Radarsignatur.
Die J-35A wird voraussichtlich eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 2,0 erreichen, und ist damit schneller als die F-35 mit Mach 1,6. Damit hat die J-35A Vorteile, z. B. beim Abfangen von Zielen mit hohen Geschwindigkeiten. Die F-35 soll aber laut Experten in anderen Bereichen wie Tarnkappeneigenschaften, Reichweite und Vielseitigkeit überlegen sein. Die Reichweite der J-35A wird mit 1.200 km angegeben. Im Vergleich dazu bietet die F-35 rund 2.220 km, was sie besser für Langstreckeneinsätze und Deep-Strike-Missionen eignet. Beide Maschinen sind luftbetankungsfähig.
Bei der Bewaffnung sind beide Luftfahrzeuge breit aufgestellt, sowohl für Luft-Luft-, als auch Luft-Boden-Einsätze. Die J-35A soll bis zu 7.000 kg Nutzlast mitführen können, während die F-35 rund 8.160 kg tragen kann. Laut Analysen ist die J-35A mit hochmodernen Sensoren und Avioniksystemen ausgestattet. So soll das Flugzeug über ein AESA-Radar aus chinesischer Produktion, ein Infrarot-Such- und Verfolgungssystem (IRST) und ein System zur elektronischen Kampfführung verfügen.
Insgesamt zeigt die J-35A ein einfacheres, kompakteres Design mit weniger sichtbaren Elementen. Vermutlich um auf eine höhere Langlebigkeit und Einfachheit zu setzen und praktische, einfachere und robustere Technik zu nutzen. Zudem kamen die Experten zu dem Schluss, dass die J-35A auf regionale Einsätze ausgelegt ist, und daher den Schwerpunkt auf Geschwindigkeit und Agilität setzt, während die F-35 auf Vielseitigkeit, Reichweite, Sensorintegration und globale Interoperabilität ausgelegt ist. Insgesamt sind über Leistungen oder Tarnkappeneigenschaften der J-35A noch zu wenig bekannt. Das macht es nach wie vor zu einer Blackbox.
Die Analysen im taiwanesischen Fernsehen beschäftigten sich aber nicht nur mit der J-35A als die zukünftige Bedrohung, sondern auch mit dem Shenyang J-15 “Flying Shark” (NATO: FLANKER X2). Dieses Flugzeug ist für den Einsatz von den Flugzeugträger aus vorgesehen und wurde 2013 erstmals gezeigt. Auch hier existiert eine verblüffende Ähnlichkeit mit der US-amerikanischen Boeing F/A-18 Super Hornet.
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