Das Jahr 2025 wird für die Deutsche Marine mehrere entscheidende Veränderungen bringen. Am 9. Januar stellte der Inspekteur der Deutschen Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack, seinen Commander‘s Intent für das Jahr 2025 vor. Die drei zentralen Themen sind dabei Schutz der NATO-Nordflanke, Personal sowie die Nutzung neuer Technologien und Verfahren.
Die Historisch-Taktischen Tagung (HiTaTa) ist traditionell das entscheidende interne Treffen der Deutschen Marine und dementsprechend auch der Ort, an dem die Führung Anfang des Jahres ihre Visionen und Vorgaben vorstellt. Rund 600 Angehörige der Marine sowie weitere exklusive Gäste nahmen in diesem Jahr an der HiTaTa teil.
Diese Plattform nutzte also, wie bereits im vergangenen Jahr, der Inspekteur Marine zur Benennung seiner Absichten zur Ausrichtung seiner Teilstreitkraft.
Gefahr der militärischen Konfrontation
„Die massive Hochrüstung sowie das zunehmend aggressive Verhalten Russlands bergen die Gefahr einer militärischen Konfrontation mit der NATO noch vor Ende dieser Dekade“, verdeutlicht Vizeadmiral Kaack. „Die Ausrichtung unserer Marine auf die Landes- und Bündnisverteidigung wird konsequent fortgesetzt. Der ‚Kurs Marine 2035+‘ bleibt handlungsleitend. Zusätzlich und mit Blick auf die Bedrohung müssen wir in allen Bereichen noch eine Schippe zulegen. Das Ziel heißt, maximale Verfügbarkeit und Einsatzbereitschaft bis spätestens 2029. Mit dieser Zielsetzung wird der Kurs Marine bis Februar 2025 weiterentwickelt.“
KI und unbemannte Systeme
Der Inspekteur Marine nennt dabei mehrere Technologiefelder, die in Zukunft stärker durch die Marine genutzt werden sollen. „Anpassungsfähigkeit und Innovation sind Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit und damit für die künftige Auftragserfüllung der Deutschen Marine. Der Schlüssel dazu liegt in frühzeitigem Erkennen und Nutzbarmachen zukunftsbestimmender, vor allem auch disruptiver Technologien“, so der Inspekteur.
Zu diesen Technologien im Fokus zählen die Künstliche Intelligenz, deren „Erschließung insbesondere in der Dimension See weiter zu intensivieren“ sei. Die Voraussetzungen hierfür seien jetzt zu schaffen, der Einsatz von KI zuerst im Bereich Ausbildung zu erproben.
Daneben soll auch die Integration unbemannter Systeme in die Marine schnell voranschreiten. „2025 ist das Projekt Future Combat Surface System (FCSS) mittels OPEX nachdrücklich voranzutreiben. Ziel ist es, dieses System noch vor 2029 operativ einsetzbar zu haben, einschließlich dem Erzielen kinetischer Effekte“, so Vizeadmiral Kaack. „Die beschleunigte Integration dieses und weiterer unbemannter Systeme (UxS) ist für die Abschreckungsfähigkeit und Modernisierung der Marine von zentraler Bedeutung!“
Neben unbemannten Systemen sollen auch neue Fähigkeiten schneller als bisher üblich in die Marine integriert werden. So seien intelligente und pragmatische Lösungen zur Kampfwertsteigerung bestehender Einheiten – als Beispiel nannte der Inspekteur das Luftverteidigungssystem IRIS-T SLM auf den F125 – seien auch unter Nutzung von Operational Experimentation (OPEX) voranzutreiben.
Aber auch die Verfügbarkeit der Einheiten und die Werftliegezeiten sollen einer Überprüfung unterzogen werden. „Zum Maximieren der operativen Verfügbarkeit sind alle Instandsetzungsvorhaben und Modernisierungen mit Fokus 2028 bis 2031 projektübergreifend zu überprüfen.“
Munition und Vorstationierung
„Die auskömmliche Ausstattung mit Munition ist unerlässlich. Fortschritte, insbesondere bei ‚Battle Decisive Munition‘, sind bis 2029 zu verstetigen“, betont Vizeadmiral Kaack.
Für die Marine und deren Verbündete bedeutet eine einsatzbereite Logistik aber immer auch die Vorstationierung. „Die logistische Vorausstationierung von Munition sowie Ersatzteilen bei unseren Alliierten wird vorangetrieben. In Kiel ist eine vorgeschobene Logistikbasis zur Versorgung eigener und verbündeter maritimer Kräfte einzurichten und während NORTHERN COASTS 2025 zu erproben.“
Personal
„Die Basis einer schlagkräftigen Marine sind körperlich und geistig belastbare Menschen, die jederzeit flexibel in unseren Kampfverbänden einsetzbar sind. Grundlage hierfür ist neben einer Förderung der individuellen Leistungsfähigkeit unter anderem eine gültige Borddienstverwendungsfähigkeit aller. Dies sicherzustellen ist nicht zuletzt eine Führungsaufgabe“, so Vizeadmiral Kaack.
Die Bemühungen um Personal zeigten aktuell positive Tendenzen und auch das Modell des neuen Wehrdienstes bzw. der Wehrerfassung böte in seinen Augen Potential, um fähige Menschen für die Deutsche Marine zu gewinnen. Es sei allerdings wichtig, die jungen Menschen dort abzuholen, wo sie ihre Lebenswelt besitzen – und dies sei heutzutage auch Social Media. Vizeadmiral Kaack fordert besonders die Unterstützung des Instagram-Kanals „Wir sind Marine“ durch alle Angehörigen seiner Teilstreitkraft.
„Die in diesem Jahr zu erstellende ‚Perspektive Personal 2035+‘ wird unseren ‚Kurs Marine 2035+‘ ergänzen.“ Der Inspekteur führt weiter aus: „Darüber hinaus beabsichtige ich, das Unteroffizierkorps zu stärken. Dafür unterstütze ich die Initiative zum Erarbeiten eines ‚Leitbilds Unteroffiziere‘ durch unsere Unteroffiziere (UO). Weiter ist die Überprüfung und Anpassung der Aus- und Weiterbildung unter Einbindung der UO noch 2025 abzuschließen. Es kommt mir darauf an, das Potential und die Kompetenzen des Unteroffizierkorps in den Führungsstrukturen, für die Fachausbildung und für die eigene Führerausbildung stärker zu nutzen.“
Schutz der Nordflanke
„Kernauftrag der Marine ist und bleibt die Sicherung der Nordflanke. Für weitere Aufträge im maritimen Raum bedarf es einer klaren Priorisierung“, betont Vizeadmiral Kaack. „An der NATO-Nordflanke bleibt unverändert hohe Priorität auf unseren bi- und multilateralen Kooperationen, insbesondere im Bereich Uboot-Jagd.“
Die Neuausrichtung der Führungsorganisation, der Strukturen und Prozesse auf die Erfordernisse der Landes- und Bündnisverteidigung seien noch in diesem Jahr abzuschließen. Doch diese Neuausrichtung sei auch weiter zu denken. So bilde ein wesentliches Element der Kriegstüchtigkeit „die Sicherung unserer Marinestützpunkte und logistischen Basen gegen jede Form der Sabotage“.
„Kameradinnen und Kameraden, wir werden die in dieser Absicht gesetzten Prioritäten operationalisieren und ohne Verzug angehen. Noch unvollendete Projekte aus dem Vorjahr gilt es sicher über die Ziellinie zu bringen. Dazu erwarte ich Ihre aktive Mitarbeit und Mitgestaltung und auf allen Ebenen ein Klima des Möglichmachens“, schloss der Inspekteur Marine seinen Commander‘s Intent. „Lassen Sie uns den eingeschlagenen Weg mit Nachdruck fortsetzen und unsere Marine zukunftsfähig aufstellen, um unseren Beitrag zum Frieden für Deutschland und unsere Verbündeten und Partner wirksam zu leisten. Heute – insbesondere auf dem Weg zu 2029 – sowie in und für unsere Zukunft nach 2035!“
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