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Der Großtraktor als kolonnen­marschfähiges Feldumschlaggerät

Ein eigenwilliges, zumindest jedoch ungewohntes Erscheinungsbild hat das Steinbock Feldumschlaggerät FUG 2.5t. Hervorgerufen wird dies durch die zwei getrennten Kabinen und dem dazwischen liegenden Freiraum. Dieser wiederum dient dazu den Hubmast für die Marschkonfiguration nach hinten zu klappen. Das System wurde 1983 in die Bundeswehr eingeführt.
VALTRA des finnischen Heeres mit Frontlader und Container auf Anhänger mit Wechselladesystem (WLS).
Foto: finnisches Heer

Der 4×4 Allradantrieb in Kombination mit einem Niveauausgleich der Gabel ermöglicht zügigen Materialumschlag auch in mittelschwerem Gelände. Die unübersichtliche Konstruktion erfordert eine Zwei-Mann Besatzung. Der 110 PS starke Motor ermöglicht eine Maximalgeschwindigkeit von 50 km/h. 2,5 Tonnenkönnen auf eine maximale Höhe von 3,7 Metern gehoben werden. Und vor allem, das Fahrzeug muss für längere Verlegungen per LKW transportiert werden. Das bedeutet zusätzliches Material und ggf. Personal. Als Ersatz und Nachfolger müsste daher ein kolonnenmarschfähiges Feldumschlaggerät beschafft werden. Eines, das eigenständig in einem Konvoi mitfahren kann, auch über lange Strecken. Andere Nationen nutzen für solche Tätigkeiten mittlerweile handelsübliche Traktoren.

Feldumschlaggerät in Bundeswehr und NVA

Anstelle der Gabel kann auch ein Räumschild angebracht werden, mit dem leichte Räumarbeiten durchgeführt, oder Schnee geräumt werden kann. Ein montierbarer Kranarm erweitert das Einsatzspektrum des Systems zusätzlich.

Ähnliche Systeme waren bei der Nationale Volksarmee (NVA) in Nutzung. Dort wurde Ende der 60er Jahre das Geländegängige Mehrzweckgerät GMG 2/70 eingeführt, dass Mitte der 80er Jahre durch das GMG 2,5t abgelöst worden ist.

Das GMG 2/70 baut auf dem Fahrgestell des leichten LKW ROBUR auf. Sehr ungewöhnlich ist der Wechsel zwischen Marschfahrt und Umschlagtätigkeit. Die Räder wurden für den Marsch mechanisch, für den Staplereinsatz hydromechanisch angetrieben. Auch hier waren zwei Fahrerplätze vorhanden, jeweils auf der linken Seite in Fahrtrichtung.

Das Geländegängige Mehrzweckgerät 2,5 (GMG 2,5) war ein Fahrzeug der Eilenburger Baumaschinenwerke (EBAWE). Das GMG 2,5 entstand als Nachfolger des GMG 2-70, das seit 1966 bei der Nationalen Volksarmee (NVA) im Dienst stand. Das Fahrzeug wurde entsprechend den Anforderungen der NVA entwickelt und eignete sich auch besonders für den feldmäßigen Umschlag von Gütern bis 2,5 t unter erschwerten Bedingungen. Es konnte auch als leichter Schlepper oder Bergefahrzeug eingesetzt werden. Zwischen 1986 und 1987 wurden insgesamt 77 Fahrzeuge entsprechend dem Bedarf ausgeliefert. Das GMG 2,5 wurde unter anderem aus Teilen des LKW W 50 gebaut.

Das Fahrzeug hatte eine als Wipp-Hubmast ausgeführte Hubeinrichtung. Der 4×4 Allradantrieb war so ausgelegt, dass er bei Straßenfahrt mechanisch, bei Stapelbetrieb hydromechanisch erfolgte. Im Stapelbetrieb war eine Allradlenkung verfügbar. Die hydromechanische Übertragung hatte eine elektromechanische Ansteuerung. Das GMG 2,5 war mit einer Seilwinde (Zugkraft 25 kN), einer Reifendruckregelanlage, einer Watanlage für das Durchfahr en von Wasserhindernissen sowie Verteiler- und Ausgleichsgetriebesperren ausgestattet. Das Gerät konnte selbständig in Kolonnen mitfahren.

Das GMG 2,5 war ursprünglich für die Verwendung bei allen Armeen des Warschauer Vertrages vorgesehen. Neben der militärischen wurde auch eine zivile Variante des Fahrzeugs gebaut.

Mittlerweile sind bei den Logistiktruppen der Bundeswehr Teleskoplader des Herstellers MANITOU eingeführt. Die großen Vorteile sind der ausfahrbare Teleskoparm und die Hubkraft von bis zu 4t. Allerdings muss der MANITOU auf Grund seiner Spitzengeschwindigkeit von nur 40km/h bei jeder Verlegung auf LKW verladen werden.

Die Nutzungsdauer des FUG 2.5t geht dem Ende entgegen. Benötigen die Logistiktruppen in Zukunft ein kolonnenmarschfähiges Umschlagsystem? Soll es wieder eine Sonderentwicklung sein, oder greift man auf marktverfügbare Systeme zurück?

Die Firma STEINBOCK hat in den Jahren 1983 bis 1992 577 Einheiten dieser Sonderentwicklung an die Bundeswehr geliefert. Zwischenzeitlich ist STEINBOCK in der JUNGHEINRICH Gruppe aufgegangen.
Foto: Bundeswehr

Alternative Traktor

Gerade im Hinblick von Commercial-of-the-shelf (COTS) könnte sich die Nutzung von Großtraktoren anbieten. Sie sind geschützt (Fahrerkabine) und ungeschützt marktverfügbar, bis zu 60 km/h zugelassen und verfügen über die notwendigen Hubkräfte bzw. Nutzlasten und eine herausragende Geländegängigkeit. Die leistungsstärksten Frontlader heben bis zu 5,5 Tonnen.

Im deutschen Sprachraum bisher nur wenig genutzt sind Traktoren. Diese können mit einer Rückfahreinrichtung und einem Hecklader ausgestattet werden. Die Vorteile: mittels der teleskopierbaren Gabel sind Container schnell be- bzw. entladbar. Die Rückfahreinrichtung (RüFA) verschafft dem Fahrer eine noch bessere Übersicht wie in der Vorwärtsfahrt; er hat keine Motorhaube vor sich. Die Fahrtrichtungsänderung mittels RüFA erfolgt binnen einer Minute. Druckluftunterstützt läßt sich der Gesamte Bedienstand drehen. Der Bediener verriegelt, klappt das Rückfahrlenkrad in die Arbeitsposition und kann ohne „umdenken“ seine Tätigkeiten fortsetzen.

Folgt man diesem Ansatz ist der Großtraktor ein Feldumschlaggerät, welches nicht nur in der Marschkolonne auf eigener Achse mitmarschieren kann, sondern gleichzeitig auf seinem Anhänger z.B. ein Wechselladesystem mit einen 20 Fuß Containern und Werkzeugen/Anbaugeräten mitführen kann.

Autor: André Forkert

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BundewehrTraktor

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