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Digitale Transformation in den ortsfesten logistischen Einrichtungen

In Munitionslagern der Bundeswehr werden zurückgelieferte Munitionshülsen personal- und zeitintensiv durch Sichtung auf ihre tatsächliche Ungefährlichkeit geprüft. Dazu wird jede Hülse einzeln händisch begutachtet und anschließend nach Rohstoff manuell sortiert. Auch sonst geschieht vieles in der Bundeswehrlogistik noch analog, das manuelle Führen von Listen sei als weiteres Beispiel genannt. In beiden Fällen kann durch Automatisierung und Digitalisierung, sprich Innovationsvorhaben in den ortsfesten logistischen Einrichtungen zur digitalen Transformation der Bundeswehr, die Robustheit des Systems gesteigert werden.
Eine Soldatin von den Unterstützungskräften vom Kommando Spezialkräfte zählt Munition im Munitionslager in Calw.
Eine Soldatin von den Unterstützungskräften vom Kommando Spezialkräfte zählt Munition im Munitionslager in Calw.
Foto: Bundeswehr/Jana Neumann

Die gegenwärtig in aller Munde befindliche „Zeitenwende“ fordert – spätestens jetzt – zum Umdenken auf. Der Angriffskrieg auf die Ukraine, aber auch die Corona-Pandemie haben vor Augen geführt, dass bezüglich der Robustheit Handlungsbedarf besteht. Der folgende Artikel beschreibt ausgewählte aktuelle Innovationen in den ortsfesten logistischen Einrichtungen des Logistikzentrums der Bundeswehr (LogZBw). Sie sollen veranschaulichen, wie und mit welchem Gewinn Innovationen auf der Durchführungsebene im laufenden Betrieb getestet und eingesetzt werden.

Digitalisierung und Bundeswehrlogistik

„Die Digitale Transformation der Bundeswehr ist entscheidend für die Zukunft unserer Streitkräfte. Die Anforderungen an uns in diesem zentralen Bereich steigen: wir brauchen vernetzte Führungsfähigkeiten, engere Interoperabilität und klügere, lernende, leistungsfähigere Systeme. Dabei geht es nicht nur um moderne Strukturen und Prozesse, Fähigkeiten und Einsatzbereitschaft, sondern auch um eine wahrhaftige Digitalkultur: um Mut zu neuen Wegen, Freude an Innovation, ein digitales Mindset aller Beschäftigten…“, schreibt die ehemalige Bundesverteidigungsministerin Lambrecht in der „Umsetzungsstrategie Digitale Bundeswehr“ als Eingangsstatement.

Die Digitalisierung hat für die Weiterentwicklung des Logistischen Systems der Bundeswehr (LogSysBw) eine zentrale Bedeutung. Innovation sowie Automatisierung können einen Beitrag zur Steigerung von Effizienz, Effektivität, Resilienz und Robustheit gewährleisten.

Ausgehend von einem weit ausgelegten Begriffsverständnis von Digitalisierung, werden die Begriffe „Digitalisierung“, „Innovation“ sowie „Automatisierung/Automation“ nicht immer trennscharf und im eigentlichen definitorischen Sinne genutzt. Im Logistikkommando der Bundeswehr (LogKdoBw) werden sie anteilig als ein Bestandteil der „Digitalen Transformation“ (DT) betrachtet.

Durch Digitalisierung kann die wichtigste Ressource, Personal, in bestimmten Bereichen entlastet und für weitere Aufgaben eingesetzt werden. Aber über technische Lösungen hinaus muss sich auch das Denken und Handeln aller Angehörigen der Bundeswehr anpassen. Nur dann schafft Digitalisierung einen Mehrwert für die Organisation und die Nutzer. Die Implementierung neuer und die Überführung der bestehenden IT-Unterstützung (IT-U) der Bundeswehr in die nächste Generation sind eine notwendige Voraussetzung für die Digitalisierung der Logistik.

Herausforderung Innovationsvorhaben Digitale Transformation: Hochregallager stehen in einer Halle auf dem Gelände des Materiallagers Zeithain.
Hochregallager stehen in einer Halle auf dem Gelände des Materiallagers Zeithain.
Foto: Bundeswehr/Anne Weinrich

Organisation und Auftrag LogZBw

Das LogZBw ist innerhalb Deutschlands an insgesamt 55 Standorten und 19 Dienstorten sowie an vier Stand- bzw. Dienstorten im europäischen Ausland vertreten, wobei sich die Personalzahlen an den einzelnen Stand-/Dienstorten in einer breiten Spanne vom ein- bis vierstelligen Bereich bewegen. So arbeiten in Wilhelmshaven über 1.000 fachlich spezialisierte Soldatinnen/Soldaten und zivile Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter; im gesamten Verantwortungsbereich sind es insgesamt rund 6.000 Beschäftigte.

Zu den unterstellten „ortsfesten logistischen Einrichtungen“ (olE) zählen Munitionsversorgungszentren und Bundeswehrdepots mit ihren Munitions- und Materiallagern sowie das Kalibrierzentrum, das Mechatronikzentrum der Bundeswehr (MechZBw), das Elektronikzentrum sowie das Materialwirtschaftszentrum Einsatz der Bundeswehr.

Das LogZBw zeichnet sich mit seinen Fachabteilungen und olE dafür verantwortlich, dass der Bedarf an Gütern und Leistungen weltweit gedeckt wird – unabhängig von der Quelle der Leistungserbringung (z.B. militärisch, gewerblich, Alliierte, Host Nation Support). Durch das LogZBw wird der Aufbau der Erstund Folgeversorgung von Truppenteilen geplant, disponiert und bis zu den Schnittstellen der Einsatzkontingente/Übungsverbände bzw. Einsatzlogistik koordiniert und durchgeführt.

Der Aspekt der Funktionsweise der Erst- und Folgeversorgung ist von Bedeutung, wenn über die DT des Logistischen Systems nachgedacht wird. Der Gedanke, man müsste sich nur an modernen, großen Logistikdienstleistern oder Onlineversandhändlern orientieren und diese nachbilden, wird weder militärischen Anforderungen noch Gegebenheiten des logistischen Systems gerecht.

Schaugrafik zum Thema: Robustheit und Zukunftsfähigkeit
Robustheit und Zukunftsfähigkeit sollen Insbesondere durch eine Aufhebung der Diskrepanz zwischen dem Bedarf an logistischen Leistungen und den verfügbaren Kräften und Mitteln hergestellt werden.
Grafik: OTL Björn Seitner (In Abwandlung einer Grafik GM Klaus Frauenhoff)

Robustheit des logistischen Systems

Die Ziele der Bundeswehrlogistik unterscheiden sich zum Teil grundlegend von ziviler Logistik: es ist schlicht kein effizienter „business-case“. So findet beispielsweise eine just-in-time- Logistik ihre Grenzen in der Stabilität und Robustheit der Supply Chain unter den Bedingungen des Einsatzes. Entscheidend ist die Verfügbarkeit der Versorgungsgüter beim „Verbraucher“.

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat deutlich vor Augen geführt, dass die Optimierung der Robustheit des Logistischen Systems unter Einsatzbedingungen im Fokus steht. Dazu muss die DT zur Steigerung der Robustheit beitragen. Dies kann durch eine effizientere Nutzung von Kapazitäten und Fähigkeiten, eine höhere Reaktions- und Durchhaltefähigkeit sowie einen verstärkten Schutz geschehen.

Digitalisierung kann in diesem Kontext zur Aufhebung der Schere zwischen dem Bedarf an logistischen Leistungen und den dazu verfügbaren Kräften und Mitteln beitragen. Die Ziele von Digitalisierung und Logistik weisen oftmals hohe Übereinstimmungen auf. Effektivität, Effizienz, Resilienz und Digitale Souveränität werden beispielsweise von beiden Funktionen angestrebt.

Standard-Anwendungs-System-Produkt-Familien (SASPF) als Basis

Das größte Digitalisierungsvorhaben des Geschäftsbereiches Bundesministerium der Verteidigung (GB BMVg) in der Logistik ist die vollständige Implementierung der Standard-Anwendungs-System-Produkt-Familien (SASPF) als integratives prozessumspannendes Betriebsführungssystem. Dazu zählt die Umstellung auf den neuen Standard SAP S/4HANA, aber auch der Rollout weiterer Programmanteile. Für das BMVg ist allem voran die Einführung strategischer digitaler Lagebilder für die Leitungsebene von Bedeutung. Das LogZBw und sein Bedarfsträger, die „Truppe“, werden insbesondere von der Einführung des Anteils Verkehr und Transport einschließlich einer Sendungsverfolgung über die nächsten Jahre profitieren.

In Abhängigkeit vom Abschluss der Einführung anderer SASPF-Teilprojekte ist auch die Einführung eines „IT-Unterstützung Supply Chain Managements der Bundeswehr (IT-U SCMBw)“ beabsichtigt. Mit dieser IT-U SCMBw sollen vollständige Transparenz über die gesamte Supply Chain (SC) im LogSysBw inklusive der externen Dienstleister, mehr Informationen über Warenströme und damit bessere Planbarkeit und Ressourcenauslastung sowie stabilere Prozesse geschaffen werden. Mit der IT-U SCMBw soll erstmals die Möglichkeit einer Abweichungsanalyse zur SC in Echtzeit geschaffen werden, um gezielt in das Logistiksystem eingreifen zu können.

Eigene Handlungsfelder LogZBw

Das LogZBw ist Teil einer Programmstruktur der DT im Kommandobereich des LogKdoBw. Das LogKdoBw hat mit einem „Programmsekretariat Digitalisierung“ in Analogie zum „Sekretariat Digitalisierung“ des Kommandos Streitkräftebasis ein zentrales Element initiiert. Es gewährleistet eine einheitliche Transparenz von bestehenden Digitalisierungsaktivitäten und Maßnahmen zur Steigerung der Digitalisierungsfähigkeit. Das LogZBw hat zu diesem Zweck eine Arbeitsgruppe Digitalisierung/ Automatisierung unter Führung des Kommandeurs LogZBw eingerichtet und einen „Verantwortlichen für die logistische Digitalisierung (POC – Point of Contact – logDigi)“ als Counterpart für das „Programmsekretariat Digitalisierung“ benannt. Neben der Koordination von Maßnahmen leitet der POC logDigi auch Aktivitäten im Zentrumsbereich und führt Maßnahmen zur Steigerung der Digitalisierungsfähigkeit durch. Die innovativen Handlungsfelder des LogZBw sind somit eingebunden in das Vorgehen der DT des LogKdoBw.

Von T-Systems modifizierter Mitnahmestapler der Firma Palfinger im Werner von Siemens Center, Berlin.
Von T-Systems modifizierter Mitnahmestapler der Firma Palfinger im Werner von Siemens Center, Berlin.
Foto: Bundeswehr, OTL Björn Seitner

Studie „5G in OLE“

Das MechZBw in Jülich steht momentan als eine Pilotdienststelle im Fokus der Betrachtungen. In einer nichttechnischen Studie zu „5G Services, Technik und Möglichkeiten“ gemeinsam mit T-Systems als Auftragnehmer und mehreren Unterauftragnehmern wie den Firmen „blackned GmbH“, „Detecon International GmbH“, „T-Systems Information Services GmbH“ und „T-Systems Multimedia Solutions GmbH“, wurden Prozesse und die Aspekte Organisation, Mensch und Technik betrachtet, um so zukunftsweisende Wege zur Optimierung zu finden.

Gerade im Geschäftsfeld „autonomous logistics“ wurde Potenzial identifiziert. Durch den Einsatz von Robotern kann die Intralogistik, also die Steuerung, Durchführung und Organisation des Materialflusses innerhalb des Lagerbetriebes, verbessert werden. Dieses gilt insbesondere für den Warentransport innerhalb der Betriebsstätten. Leerfahrten werden vermieden, Wege optimiert und Personal, das Förderzeuge bewegen muss, steht für andere Aufgaben zur Verfügung. Sie erinnern an die langsam fahrenden Kofferwagen an Flughäfen. Berücksichtigt man die Distanzen zwischen den Lagerhallen, so ist nachvollziehbar, dass die zeitliche Entlastung der Mitarbeiter erheblich ist. Sie liefert die dringend benötigten Freiräume für die Durchführung ihres Kernauftrages Instandhaltung. Ein Demonstrator war im Rahmen der Studie zur Validierung notwendiger Daten bereits im Einsatz.

Smart Wahrehousing

Auch die Materiallager der Bundeswehr haben Modernisierungsbedarf. Die Interoperabilität mit unseren multinationalen Partnern und den zivilen Leistungserbringern aus der gewerblichen Wirtschaft muss intensiviert werden. Dazu ist eine Studie „Smart Warehousing“ in Planung, um nach einer Instandsetzungseinrichtung auch Materiallager der Bundeswehr konkreter zu betrachten.

Es gibt erste Ideen und Vorschläge zu einzelnen Maßnahmen, doch in einer prozessgesteuerten Logistik müssen diese in einen Gesamtzusammenhang gesetzt und integrativ analysiert werden. Es soll untersucht werden, welcher Grad an Automatisierung und intelligenter Vernetzung unter Berücksichtigung des operativen Bedarfs des LogSysBw für Materiallager der Bundeswehr zweckmäßig ist. Dabei geht es auch um die Frage, welche in der zivilen Wirtschaft eingesetzten Technologien und Verfahren nach einer „best-practice“-Betrachtung und angepasst an die Bedarfe der Bundeswehr zu implementieren sind.

Die Untersuchungen und vorgeschalteten Studien benötigen allerdings Zeit. Zu berücksichtigen ist auch, dass Eingriffe in die Logistik der Bundeswehr einer Arbeit „am laufenden Motor“ entsprechen. Es ist nicht möglich, auf den Betrieb eines Lagers oder einer der ortsfesten Instandsetzungseinrichtungen längere Zeit zu verzichten. Die Ressourcen sind begrenzt, es gibt nur wenige Redundanzen. Dem wird aktuell mit der Wiederinbetriebnahme von Material- und Munitionslagern mit moderner Lager- und Lagerungstechnik begegnet. Alle laufenden Operationen der Bundeswehr, aber auch die Übungen und der Grundbetrieb, sind ohne Unterbrechungen verlässlich zu unterstützen.

Zugleich sind aktuell die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen zur Unterstützung der Ukraine zu erbringen. Exemplarisch sei hier die Planung, Anmeldung und Durchführung von Transporten im Zusammenspiel mit alliierten Partnern oder beispielsweise die Lieferung der Panzerhaubitze 2000 samt Munition genannt. Als eine Herausforderung zeigt sich auch, dass nahezu ausschließlich mit vorhandener Infrastruktur gearbeitet werden muss. Ein Greenfield-Ansatz, also vollständiger Neubau auf der grünen Wiese für olE, erscheint tendenziell eher unrealistisch.

Zusammenfassend gilt es daher, die Ergebnisse von Studien des LogKdoBw zu „5G in ortsfesten logistischen Einrichtungen“, „Digitalisierung logistischer Fähigkeiten und Prozesse Basislogistik“ sowie der in Planung befindlichen nichttechnischen Studie „Smart Warehousing“ auszuwerten. Darauf basierend kann dann in einem ganzheitlichen Ansatz über alle Einrichtungen und unter Beachtung des Gesamtsystems „LogSysBw“ gehandelt werden. Das LogZBw bleibt gleichwohl nicht untätig und begleitet die DT ständig mit konkreten Maßnahmen.

Mitarbeiter der ENCAN/DECAN Area Munitionslager Aurich verladen einen Lenkflugkörper ESSM für die Re- Zertifizierung in den Transportbehälter MK 783 mittels Loader MK 33.
Mitarbeiter der ENCAN/DECAN Area Munitionslager Aurich verladen einen Lenkflugkörper ESSM für die Re- Zertifizierung in den Transportbehälter MK 783 mittels Loader MK 33.
Foto: Bundeswehr/Oliver Peters

Cyber Innovation Hub der Bundeswehr

Mit dem Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (CIHBw), einer Innovationseinheit der BWI und Schnittstelle der Bundeswehr zu Startups aus dem zivilen Bereich, wurde eine Arbeitsbeziehung etabliert. Das LogZBw steht in engem Austausch mit dem CIHBw und wirkt zuweilen mit „Subject Matter Experts“ (SME) bei der Bewertung von Innovationsideen mit. Der CIHBw wurde im März 2017 gegründet und soll als „schnelles Beiboot“ die DT unterstützen. Das LogZBw wird bei der Erprobung von Innovationsideen, die der CIHBw in einer Kampagne „Innovation Challenge Logistik“ mit den mobilen Logistiktruppen der Streitkräftebasis und der Logistikschule der Bundeswehr unter Schirmherrschaft des LogKdoBw entwickelte, unterstützen und die beiden eigenen Innovationsvorhaben „Baugruppentracking“ (BGT) und „Intelligente Prozessanalyse Künstliche Intelligenz“ (IPA KI) weiter voranbringen.

Baugruppentracking: Statusabfrage in Echtzeit

Das Ziel des Technologieexperimentes „Baugruppentracking“ ist es, Material während des Instandhaltungsprozesses zu verfolgen (Tracken), dieses jederzeit zu orten sowie die Möglichkeit zu schaffen, den aktuellen Status in Echtzeit abzurufen. Dadurch wird das Personal von manuellen Tätigkeiten, wie z.B. dem Führen von Tabellen, entlastet.

Aktuell arbeitet das Projektteam in der ersten Phase in einer virtuellen „interaktiven Instandhaltungshalle“, bei der getestet wird, wie mit einem IT-Tool im Instandhaltungsprozess sowohl die Verteilung der zerlegten Einzelkomponenten einer Baugruppe als auch deren Zusammensetzung nach erfolgter Reparatur abgebildet werden kann. In Zusammenarbeit mit dem CIHBw und der Startup-Firma „Formation“ wird eine App entwickelt, welche den Nutzern auf einem mobilen Endgerät zur Verfügung stehen wird.

Die aktive Testphase startete im Juli 2022 im MechZBw. Das Vorhaben ist zunächst bis April 2023 terminiert, wobei eine Fortsetzung mit ergänztem Untersuchungsbedarf bereits in Planung ist.

Material, das sich zur Instandsetzung im MechZBw befindet, wird mit einem QR-Code und RFID (Radio-Frequency Identification)- Chip zur Identifizierung bzw. Lokalisierung versehen und mit dem Endgerät erfasst. Durch das Einspielen der Hallenpläne von benutzerdefinierten Icons und Textfeldern hat der Nutzer die Möglichkeit, den (zunächst) ungefähren Standort durch Tippen mit dem Finger auf der Karte zu markieren. Das Textfeld dient zur Information des aktuellen Instandhaltungsstatus, zum Beschreiben von besonderen Ereignissen oder der genaueren Auftragsbezeichnung.

In der zweiten Phase „aktives BGT“ soll das Material automatisiert so genau wie möglich (mindestens auf einen Quadratmeter genau) nachverfolgbar gemacht werden. Dabei werden verschiedene Lokalisierungs-/Ortungstechniken sowie deren Kombination zum Einsatz kommen. Das erklärt auch die zuvor genannte doppelte Markierung mit QR-Code und einem sendenden RFID-Chip. Im Sinne einer „Grundlagenforschung“ werden weiterführende Aspekte, wie das gezielte Auffinden von serialisiertem Material oder die Anwendbarkeit im Gelände, sowie vereinfachte Inventuren/Vollzähligkeitsappelle ebenfalls mit betrachtet.

Intelligente Prozessanalyse Künstliche Intelligenz (KI)

Das Ziel der Intelligenten Prozessanalyse Künstliche Intelligenz (KI) ist die Optimierung der Arbeits- und Ablauforganisation in den Lagern der Bundeswehr. Mittels kombinierter Verwendung von „Wearables“, am Körper getragene Sensoren an Kopf, Rumpf sowie den Extremitäten mit der dazugehörenden KI, werden Arbeitsprozesse in der Logistik automatisiert erfasst, analysiert und ausgewertet.

Wichtig ist dabei die Einhaltung sämtlicher Bestimmungen zur Wahrung von Persönlichkeitsund Datenschutzrechten. Ein entsprechendes Gutachten liegt vor. Die Personalvertretungsgremien auf den unterschiedlichen Führungsebenen wurden beteiligt und stimmten der Durchführung zu. Das Innovationsvorhaben kombiniert dabei zwei Neuerungen. Bereits die Erfassung von Daten der REFA-Methodenlehre mit „Wearables“ ist eine Innovation. Die Analyse der so gewonnenen Massendaten mit einer KI ist ein echtes Technologieexperiment.

Ziel für die Bundeswehrlogistik ist es, die Arbeitsplatzergonomie für die Mitarbeitenden zu optimieren. Störungen und Fehler in der Anlage des Arbeitsplatzes, des Arbeitsbereiches und der Prozesse sollen erkannt und beseitigt werden.

Es wird gemessen, ob eine Verbesserung der Erfüllungsrate der Auslieferungsquote, eine Priorisierung bei parallel laufenden Prozessen, der Arbeitsplatzergonomie und eine Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreicht werden kann.

Soldaten vom Panzerbataillon 393 übernehmen im Bundeswehrdepot Karlsruhe neue Kampfpanzer LEOPARD 2 in der Variante A7V und verladen diesen auf den Schwerlasttransporter Scania R 650S in Karlsruhe.
Soldaten vom Panzerbataillon 393 übernehmen im Bundeswehrdepot Karlsruhe neue Kampfpanzer LEOPARD 2 in der Variante A7V und verladen diesen auf den Schwerlasttransporter Scania R 650S in Karlsruhe.
Foto: Bundeswehr/OTL Björn Seitner

Fazit: Digitalisierung keine Nebenaufgabe

Die Bundeswehrlogistik steht vor der Herausforderung, auch künftig bei begrenzten personellen Ressourcen mehr Aufträge übernehmen und höhere Leistung erbringen zu müssen. Zur Auflösung dieses Dilemmas bietet die Digitale Transformation ausgezeichnete Optionen.

Dass Digitalisierung nicht als Nebenaufgabe vorangetrieben werden kann und es dazu in der Bundeswehr einer Veränderung im Umgang mit der Nutzung und Akzeptanz von Technologie in Erprobung bedarf, ist eine grundlegende Erkenntnis.

Zur Umsetzung von Innovationsvorhaben braucht es Cross Functional Teams, die von der Ideenphase über die Planungs- und Realisierungsphase bis zum Abschluss der Einführung entsprechender Maßnahmen am Ball bzw. an den Tasten bleiben.

Sowohl im Top-Down- als auch im Bottom-Up-Verfahren werden Digitalisierungs- und Innovationsmaßnahmen realisiert. Das Potenzial in der Fläche ist dabei bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Diese Ebene gilt es, in den nächsten Monaten und Jahren mitzunehmen und auch das LogSysBw aus sich selbst heraus zu optimieren. Es ist zu erwarten, dass mit den Studien des LogKdoBw dafür gute Ausgangsvoraussetzungen geschaffen werden.

Das LogZBw bringt sich mit seiner Expertise in verschiedene Studien und Kampagnen ein, u.a. in der Innovationskampagne „Data-driven world“ der BWI GmbH und des BMVg. Innerhalb der BWI GmbH fanden über den POC logDigi eingebrachte Anwendungsfälle zur Steigerung der Einsatzbereitschaft bis ins obere Management der Innovationseinheiten Interesse. Für die zweite Jahreshälfte sind Informationsaustausche auf Führungskräfteebene und Workshops auf Arbeitsebene in Planung. Mit BMVg CIT I 4 wurde ein Agiles Projektcoaching zum Thema Veränderungsmanagement durchgeführt. Weitere Coachings sind für den Herbst terminiert.

Das LogZBw mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern steht Innovationen nicht nur aufgeschlossen gegenüber, sondern unterstützt diese aktiv. Diesen Elan gilt es in der Arbeitsebene zu verstetigen, damit die Digitale Transformation gemeinsam gestaltet werden kann. Mit den Technologieexperimenten „Baugruppentracking“ und „Intelligente Prozessanalyse Künstliche Intelligenz“ beschreitet das LogZBw, zusammen mit dem Cyber Innovation Hub der Bundeswehr und zugehörigen Startups, den von der Regierung und dem BMVg geforderten Weg und gestaltet den Digitalen Wandel.

Autor: Oberstleutnant Björn Seitner, Sachgebietsleiter OR/M&S und POC Logistische Digitalisierung

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