Die australische Regierung teilte am 18. November mit, dass sich Anfang der Woche ein Zwischenfall zwischen einem chinesischen Zerstörer und einer australischen Fregatte ereignet hat, bei dem australische Soldaten verletzt wurden. Der Grund hierfür sei das „unsichere und unprofessionelle“ Vorgehen der chinesischen Marine gewesen, so die Aussage des australischen Verteidigungsministers Richard Marles.
„Während der Tauchoperationen näherte sich ein in der Nähe operierender PLA-N-Zerstörer (DDG-139) der HMAS Toowoomba. Die Toowoomba teilte dem PLA-N-Zerstörer erneut mit, dass Tauchoperationen durchgeführt würden und bat das Schiff, sich fernzuhalten. Obwohl das chinesische Schiff die Mitteilungen der Toowoomba bestätigte, näherte es sich weiter. Kurz darauf wurde festgestellt, dass es sein am Rumpf befestigtes Sonar in einer Weise einsetzte, welche die Sicherheit der australischen Taucher gefährdete, die gezwungen waren, das Wasser zu verlassen. Dies ist ein unsicheres und unprofessionelles Verhalten“, berichtet das Verteidigungsministerium. „Medizinische Untersuchungen, nachdem die Taucher das Wasser verlassen hatten, ergaben, dass sie leichte Verletzungen erlitten hatten, die wahrscheinlich auf die Sonarimpulse des chinesischen Zerstörers zurückzuführen sind.“
Der australische Verteidigungsminister Richard Marles stufte das Verhalten der PLA-N nicht als Akt der Aggression, sondern als schwache Leistung der chinesischen Soldaten ein und fordert entsprechend: „Australien erwartet von allen Ländern, auch von China, dass sie ihre Streitkräfte professionell und sicher führen.“
Es ist allerdings nicht das erste gefährliche Vorgehen durch die chinesische Marine, so wurden bereits militärische Laser von chinesischen Schiffen aus auf australische Kampfflugzeuge gerichtet. Und es trifft nicht nur Australien. Die U.S. Navy veröffentlichte beispielsweise im Juni ein Video auf dem zu sehen ist, wie ein Schiff der PLA-N einen Zerstörer der USA auf riskante Art kreuzt. Die U.S. Navy nannte dies eine „unsichere Interaktion“ durch die chinesische Marine.
Bei den jährlichen Australia-United States Ministerial Consultations (AUSMIN) sprachen die Minister am 29. Juli 2023 in ihrem gemeinsamen Statement von „destabilisierenden Handlungen im Südchinesischen Meer, wie unsichere Begegnungen auf See und in der Luft, die Militarisierung umstrittener Gebiete, den gefährlichen Einsatz von Schiffen der Küstenwache und der Seemiliz sowie Bemühungen, die Erschließung von Offshore-Ressourcen anderer Länder zu stören“. Des weiteren heißt es im AUSMIN-Statement: „Die Vertreter der Regierung äußern ferner ihre Besorgnis über die überzogenen maritimen Ansprüche der Volksrepublik China (VRC), die mit dem Völkerrecht unvereinbar sind, sowie über einseitige Maßnahmen, die zu Spannungen in der Region geführt haben.“
Dementsprechend stellt sich die Frage, ob der jüngste Zwischenfall wirklich nur aufgrund von unfähigen chinesischen Seeleuten geschah, oder als weiterer Akt der Aggression gewertet werden muss. In der Nationalen Sicherheitsstrategie der USA ist schließlich zu lesen: „Peking hat den Ehrgeiz, seine Einflusssphäre im indopazifischen Raum zu vergrößern und die führende Macht der Welt zu werden.“ Es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, dass Diktatoren hierfür mit gezielten Aggressionen – die vielleicht zu klein erscheinen, um einen Krieg zu riskieren – ausloten, wie weit sie gehen können. Wie viel die anderen Staaten bereit sind zu übersehen.
Dorothee Frank
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