„Wenn Kriegswaffen hergestellt werden, müssen sie auch verbraucht werden“, warb der Initiator des Antrags, Wilfried Harthan, bei der Versammlung um Stimmen. „Rheinmetall verdient am Tod und Elend von Menschen. Das passt nicht zu den Grundwerten von Borussia Dortmund.“
Gegen diese Überzeugung konnte sich der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke, zumindest vor den versammelten rund 1.100 Mitgliedern nicht durchsetzen. Wobei auch Watzke in seiner Rede betonte, die Entscheidung für ein Sponsoring durch Rheinmetall sei eine „harte Entscheidung“ gewesen.
„Es ist eine Entscheidung, die mir persönlich auch sehr viel abverlangt hat“, so Watzke vor den versammelten Mitgliedern des BVB. Er habe, nachdem Rheinmetall Interesse bekundet hatte, mehrere Spitzenpolitiker aus der Koalition und auch Opposition angerufen und nach ihrer Meinung dazu befragt – „und die Reaktionen reichten von keine Bedenken bis finden wir gut“. Es sei für die Verantwortlichen dennoch eine „sehr schwierige Abwägungsentscheidung“ zwischen „ökonomischen Fragen – und es ist nun einmal ein sehr werthaltiges Engagement – und gesellschaftspolitischer Verantwortung bzw. Tragfähigkeit“ gewesen, betont Watzke. Der Vorstand habe sich daraufhin einstimmig für die ökonomischen Gesichtspunkte entschieden, wobei Watzke explizit auch die Zeitenwende als einen Grund für die Entscheidung des Vorstands nannte.
0,26 Prozent der BVB-Mitglieder als Mehrheit?
Die versammelten Mitglieder stimmten nun also gestern mit großer Mehrheit gegen ein Sponsoring des Fußballvereins durch Rheinmetall. Dies ist allerdings zum einen nicht bindend, da es sich bei der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA um eine Aktiengesellschaft, zum zweiten sind durch diese Aktiengesellschaft geschlossene Verträge rechtlich bindend und zum dritten repräsentierten die 556 gegen das Sponsoring stimmenden Personen nur einen Bruchteil der tatsächlich über 218.493 Mitglieder, genauer gesagt 0,25 Prozent, weshalb Watzke im kommenden jahr mit einer Online-Abstimmung tatsächlich alle BVB-Mitglieder befragen will.
Nun könnte es natürlich tatsächlich sein, dass der Initiator des Antrags seine Befürworter deutlich besser zur Teilnahme an der Sitzung motivieren konnte – schließlich waren nur rund 0,5 Prozent aller Mitglieder überhaupt vor Ort erschienen. Aber auch dies darf als Zeichen nicht unterbewertet werden, denn wenn die Gegner eines wehrfähigen Deutschlands sich besser motivieren und organisieren lassen als deren Unterstützer, dann zählt auch dies zur Kriegsfähigkeit.
Informationskampagnen, das Gewinnen von Mehrheiten, das Motivieren zur aktiven Unterstützung, all dies gehört zum normalen Vorgang in einer Demokratie. Wenn hier also jene Kräfte immer wieder besser performen, die eine Schwächung des Staates durch Schwächung der Wehrfähigkeit wünschen, dann ist das durchaus ein Grund zur Sorge. Gerade in der aktuellen Sicherheitslage in Europa.
Vermitteln von Notwendigkeiten
Der Fußballverein Borussia Dortmund wird somit dann doch zum Lackmustest für die Bereitschaft der deutschen Gesellschaft, die Wehrfähigkeit mit allem was dazu gehört anzunehmen. Schließlich ging es beim BVB darum, dass ein Rüstungskonzern Geld investieren will, es kostete die Mitglieder also nichts. Ganz im Gegensatz zur Kriegstüchtigkeit der Bundeswehr, die vom Bürger sogar etwas fordert – und wenn es nur das Geld ist.
Es mag auf den ersten Blick nur um Fußball gehen, doch gerade Fußball ist in Deutschland ein Spiegelbild der Gesellschaft. Und so muss sich die Frage stellen, ob diese Gesellschaft wirklich wehrbereit ist. Und ob die Politik die Notwendigkeit dazu ausreichend vermitteln konnte. Denn ohne Grund ist niemand für oder gegen etwas, Meinungen entstehen durch individuell erfahrene Fakten und Zusammenhänge, seien diese mutmaßlich oder wissenschaftlich untermauert. Es reicht nicht, Wissen zu besitzen, es muss auch vermittelt und gelebt werden. Die gestrige Abstimmung beim BVB sollte deshalb ein Anstoß sein, dass es heute notwendiger denn je ist, die Bevölkerung mitzunehmen. Sonst wird es keine Kriegstüchtigkeit geben können.
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