Bei der heute gestarteten RÜ.NET in Koblenz gab Vizeadmiral Carsten Stawitzki, Abteilungsleiter Rüstung im BMVg, einen Überblick der wichtigsten aktuellen Vorhaben der Dimensionen, welche die Bundeswehr benötigt, um im internationalen Zusammenspiel ihren Beitrag zu leisten. Denn „es ist sinnlos, Russlands Streitkräfte mit der Bundeswehr zu vergleichen“, da Deutschland im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung immer eingebettet in die NATO kämpfen werde. Dementsprechend gehe es nicht darum, alle Fähigkeiten zu besitzen, sondern der NATO die richtigen Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen.
Dazu zählt für Vizeadmiral Stawitzki die U-Jagd als eine der wichtigsten Fähigkeit der Deutschen Marine. „Wenn wir irgendwie wollen, dass unsere amerikanischen Freunde uns zu Hilfe kommen, dann werden wir die Seeverbindungswege nach Europa offen halten müssen“, zeigt der Abteilungsleiter Rüstung die Bedeutung der U-Jagd auf.
Der Seefernaufklärer P-8A Poseidon werde das Fundament für diese Fähigkeit legen, hinzu kommen die Obsoleszenzbeseitigungen der Fregatte F123, die U-Boote der Klasse 212 sowie zusätzliche bemannte und unbemannte Systeme, die in diesen Gesamtverbund zur dreidimensionalen U-Jagd einzubringen sind.
Im Bereich des deutschen Heeres seien die Mittleren Kräfte und die Brigade in Litauen die beiden entscheidenden Schwerpunktprojekte. „Die Brigade in Litauen muss stehen! Und zwar nicht irgendwo im Rückwärtigen Raum, sondern vorne. Als kaltstartfähiger Gefechtsverband an einer Stelle von der wir glauben, dass wir dort tatsächlich bedroht sind“, betont Vizeadmiral Stawitzki.
Der dritte wichtige Bereich sei die Nukleare Teilhabe. Hier habe Deutschland mit der Beschaffung der F-35 sowie dem Erhalt der Tornados bis zur Einführung des neuen Kampfflugzeugs wichtige Schritte unternommen zum Erhalt der Fähigkeit.
Entscheidende Technologien für die Bundeswehr
Gleichzeitig benannte Vizeadmiral Stawitzki drei Technologiefelder, welche von entscheidender Bedeutung für die Kriegstauglichkeit der Bundeswehr sind: Long Range Indirect Fire Deep Precision Strike, Ground Based Air Defence sowie unbemannte Systeme. „Das alles funktioniert aber nur dann vernünftig, wenn wir es miteinander verletzen“, betonte der Abteilungsleiter Rüstung bevor er auf die einzelnen Punkte genauer einging.
„Ich hoffe nicht, dass wir mit 155mm Artilleriegschossen das deutsche Heer in einen Schützengrabenkrieg zwingen, den das deutsche Heer keine 14 Tage oder drei Wochen überleben würde“, sagt Vizeadmiral Stawitzki. „Der Gegner muss vernichtet werden, lange bevor er uns überhaupt gefährlich werden kann.“ Systeme aus dem Bereich Long Range Indirect Fire Deep-Precision Strike sollen dies ermöglichen, indem sie den Gegner mit präzisen Schlägen über große Distanz bekämpfen.
Als zweite bedeutende Fähigkeit für die Bundeswehr nennt der Abteilungsleiter Rüstung Ground Based Air Defence, wobei er damit das gesamte Spektrum vom Skyranger bis zur Raketenabwehr mittels dem ARROW Weapon System for Germany (AWS-G) bezeichnet. Diese Verteidigungsfähigkeit gelte es nicht nur zum Schutz der Streitkräfte aufzubauen, sondern auch zum Schutz der kritischen Infrastruktur und der zivilen Gesellschaft.
Schließlich beweise Russland bei seinen Angriffen auf die Ukraine, dass es genau diese Ziele zu vernichten suche, um die ukrainische Zivilbevölkerung zu zermürben.
Der dritte wichtigste Technologiebereich betreffe die unbemannten Systeme. „Deswegen haben wir unter dem Generalinspekteur die Task Force Drohnen aufgesetzt“, so Vizeadmiral Stawitzki. „Alle unbemannten Systeme, nicht nur fliegend, sondern genauso an Land und zu See, in allen Dimensionen, von der Taschendrohne bis zur Eurodrohne, werden ein ganz entscheidender Faktor für die Kriegsführung von morgen sein.“
Vizeadmiral Stawitzki: „Die Lage ist ernst“
„Selbst in meinen schlechtesten Alpträumen hätte ich es nicht für möglich gehalten, was wir nun bereits seit zwei Jahren tagtäglich an Bildern aus der Ukraine sehen. Die brutalste Gewalt, wie Menschenleben und Infrastruktur vernichtet werden. Und doch gibt es immer noch Menschen hier, die dies noch nicht wirklich zur Kenntnis nehmen“, sagt Vizeadmiral Stawitzki. „Es ist nicht nur ein Krieg in der Ukraine. Wir als westliche Welt werden in der Art wie wir leben systemisch herausgefordert durch Autokratien wie Russland, China und Nordkorea. Und ich kann sagen, die Lage ist ernst. So ernst, wie ich es noch nie in meinem Leben erfahren habe.“
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