Als Operationsgebiete definiert die Deutsche Marine den Nordatlantik und die Ostsee. Im Nordatlantik sei der Schutz der Seeverbindungswege vom Osten Amerikas bis ins Baltikum sicherzustellen „und das Verhindern des Durchsickerns von nuklearen Angriffs-U-Booten durch die Ecke bei Grönland und Island, um Europa nicht aus dem Rücken zu bedrohen. Das sollte man auch nicht vergessen, dass das eine sehr akute Bedrohung werden kann.“
Auch in der Ostsee liege der Schwerpunkt darauf, die „Seeverbindungswege freizuhalten, um ins Baltikum nachzuführen oder aus dem Baltikum auch Menschen, Verwundete, herauszubringen, dem Gegner die Nutzung der See zu verbieten. Und hier haben wir auch eine besondere Führungsrolle.“
Als die drei Zeitlinien gebe es angesichts der immer stärkeren Aggressivität, die Russland gegenüber dem Rest Europas zeige, das Fight Tomorrow, Fight Tonight und Fight Now. Fight Tomorrow spiegele den Zeithorizont der 30er und 40er Jahre wider, mit dem „systematischen Aufbau einer hybriden Zukunftsflotte, deren Verwirklichung das Einnehmen wichtiger Meilenstein bereits heute erfordert.“ Als Beispiel nannte Vizeadmiral Kaack die F127, da „müssen wir jetzt die Entscheidungen treffen und nicht auf die lange Bank schieben, sonst kriegen wir bei jeder verpassten Entscheidung diese neuen Fähigkeiten viel zu spät. Und U212 CD ist auch von herausragender Bedeutung, da sind wesentliche Entscheidungen im letzten Jahr dankenswerterweise Weise gefallen.“
Neuerungen für Fight Tonight gegen Russland
„Das Fight Tonight, das ist für mich bis 2029, bis zum Ende der Dekade. Und da kann es nur um das Ertüchtigen und Verfügbarmachen der Bestandsflotte gehen“, beschreibt der Inspekteur Marine. „Wir können, das weiß jeder, bis 2029 keine neue Flotte bauen. Das ist illusorisch. Wir müssen also alles rausholen aus dem, was wir haben, und kurzfristig beschaffen was verfügbar ist, um in den nächsten Jahren wirksame Effekte zu erzielen.“
So werde die Deutsche Marine das Forschungsschiff Planet, das sich aktuell in der Ägäis befindet, als Spezialschiff für den Schutz kritischer maritimer Infrastrukturen übernehmen. Das Forschungsschiff verfüge über genau die richtigen Sensoren, um Sabotageaktue durch Russland zu erkennen.
Die zulaufenden neuen Schlepper werden zusätzlich für die Landes- und Bündnisverteidigung befähigt, wofür sie beispielsweise Minenlegefähigkeiten erhalten.
„Der zweite Punkt ist die Kampfkraft der vorhandenen Flotte stärken. Mehr, stärkere und weitreichendere Effektoren auf allen Plattformen“, erläutert Vizeadmiral Kaack. „Mehr Munition, auch vorausstationiert – gute Gespräche mit Norwegen und Schweden zu diesem Thema. Und bessere Sensoren. Aktuell prüfen wir die Einrüstung von Tomahawk-Flugkörpern auf Einheiten unserer Marine und das sieht gar nicht schlecht aus.“
Die Drohnenflotte der Deutschen Marine
Als drittes wichtiges Element nannte der Inspekteur Marine den Aufbau einer Drohnenflotte. „Motto: Jede Einheit ein Drohnenträger“, betont Vizeadmiral Kaack. „Schneller Einstieg und unkomplizierte Implementation überall in der Flotte. FCSS, das Future Combat Surface System, wird das Leuchtturm-Projekt in diesem Jahr, nachdem wir im letzten Jahr das große unbemannte Unterwasserfahrzeug BlueWhale sehr sehr erfolgreich getestet haben und jetzt in die Beschaffung einsteigen.“
Gerade bei der Beschaffung der sich rasant entwickelnden unbenannten Fähigkeitsträger gelte es allerdings, „auch schnell das sogenannte Tal des Todes zu durchschreiten. Nach der Erprobung – wenn wir sagen, das ist prima – dann kommt manchmal die Prozessstarre und dann dauert es ewig, bis es in die Prozesse rein ist“, erläutert der Inspekteur Marine. „Ich plädiere weiterhin für ein Venture Capital, damit der Inspekteur so etwas ohne Probleme schnell nach vorne bringen kann. Aber wir sind auch so um Lichtjahre schneller, als das was wir in der Vergangenheit gehabt haben.“
„Wir legen mit dem Kurs Marine einen ambitionierten, aber sehr realistischen Vorschlag mit Maß und Mitte vor“, schloss Vizeadmiral Kaack seine Einschätzung. „Gleichzeitig, und das sollten wir nicht vergessen, ist das allerdings auch das Minimum, um mehr zu machen als nur Deterrence und Defence im Nordatlantik.“
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