Den Belastungen im Einsatz muss in der Bundeswehr das gesamte Material standhalten – auch ein Außenlastnetz für Hubschrauber. Doch wie bringt man ein Transportnetz an seine Grenzen? Das herauszufinden, war die Aufgabe der Wehrtechnischen Dienststelle für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr (WTD 61) im bayerischen Manching.
Denn Hubschrauber eignen sich hervorragend zum Transport von Lasten in unwegsamen Geländen oder an schwer erreichbaren Orten. Beispiele sind Einsätze in Gebirgsregionen, bei Waldbränden oder Hochwasser und anderen Katastrophen. Abgesehen davon, dass ein bestimmtes Gewicht nicht überschritten werden darf, sind den Einsatzmöglichkeiten kaum Grenzen gesetzt. Solche Arbeiten können allerdings nur durch gut geschultes Personal und gut eingewiesene Helfer durchgeführt werden. Und natürlich nur mit passendem Material.
Unerlässlich für einen sicheren und störungsfreien Betrieb bei der Außenlast-Fliegerei sind die richtige Auswahl der Lastaufnahmemittel und Anschlagmittel. Mit dem Primärhaken unter der Hubschrauberzelle können bei gängigen Modellen bis zu 5 Tonnen angeschlagen und transportiert werden.
Außenlastnetze ermöglichen den Transport schwerer Lasten außerhalb eines Hubschraubers. Im Netzkörper des Netzes werden die Lasten aufgenommen. Er wird mit einsträngigen Tragegurten oder einem Außenlastgeschirr mit vier Tragegurten am Hubschrauber befestigt.
Wie das PIZ AIN im März mitteilte, soll im Rahmen einer Ersatzbeschaffung das bisher in der Bundeswehr genutzte Außenlastnetz durch eine Neuentwicklung abgelöst werden. Das neue Netz ist für Lasten bis zu einem maximalen Gewicht von 2.500 Kilogramm ausgelegt. Die aktuell verwendeten Außenlastgeschirre und Tragegurte sollen aber auch das neue Außenlastnetz sicher am Hubschrauber halten können.
Die zuständige Projektabteilung im Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) erteilte der WTD 61 daher den Auftrag, die Eignungsprüfung des neuen Netzes durchzuführen. Sie sollte feststellen, ob das Netz und die dazu erforderlichen Tragemittel alle Anforderungen erfüllen und in der Bundeswehr zusammen verwendet werden können.
Netz und Tragelemente müssen zueinander passen
So musste während der Tests zum Beispiel herausgefunden werden, ob am Netzkörper oder an den Tragegurten beziehungsweise am Außenlastgeschirr unter Einsatzbedingungen übermäßiger Verschleiß oder Beschädigungen auftreten. Auch die maximale Fluggeschwindigkeit mit der Zusatzlast und deren Vibrationsverhalten sollten ermittelt werden.
Auf dem abgesperrten Übungsgelände im bayerischen Feilenmoos prüfte ein Team der WTD 61 aus Piloten, Ingenieuren und Technikern daher eine Woche lang in unterschiedlichen Szenarien die Belastbarkeit des Netzes mit unterschiedlichen Tragemitteln.
Für die verschiedenen Erprobungsflüge bestückte die Test-Crew das Außenlastnetz mit allerlei Füllgut. Unter anderem dienten Big Bags mit 2.500 Kilogramm Sand, eine Transportbox mit 1.700 Kilogramm und eine Boxpalette mit 400 Kilogramm als Testlasten. Die so ermittelten Grenzwerte sind auch für spätere Nutzende wichtig, um auf verschiedene Situationen bestmöglich vorbereitet zu sein.
Hubschraubergeschwader 64 unterstützt mit CH-53
Weil der dienststelleneigene Transporthubschrauber der WTD 61 im Testzeitraum nicht verfügbar war, stellte das Hubschraubergeschwader 64 aus dem baden-württembergischen Laupheim kurzerhand einen Transporthubschrauber des Typs CH-53 bereit.
Zur optimalen und objektiven Beurteilung brachten die Fachleute der WTD 61 Außenkameras am Hubschrauber an. Ein Team des Medienservices der Dienststelle begleitete die Flugversuche darüber hinaus mit Videokameras vom Boden, um auch aus dieser Perspektive das Geschehen in der Luft dokumentieren zu können. Auch Kinotheodoliten der Dienststelle waren dazu im Einsatz.
Erfolgreicher Abschluss – Bewertung folgt
Innerhalb einer Woche konnten die Tests an der WTD 61 mit wichtigen Ergebnissen erfolgreich abgeschlossen werden: Während die Fixierung des Außenlastnetzes mit einem einzelnen Tragegurt perfekt funktionierte und die Last ruhig transportiert werden konnte, zeigte sich bei Verwendung des Außenlastgeschirrs aber Optimierungspotenzial. Die Vibrationen der Tragegurte des Geschirrs hinterließen Spuren am Material.
Die zuständige Projektabteilung im BAAINBw wird diese Erkenntnisse bei ihrer Bewertung berücksichtigen und wenn nötig, alternative Lösungsansätze prüfen. Denn wie das BAAINBw herausstellt: Sicherheit geht vor.
André Forkert
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