Aviation Brigade bündelt die Hubschrauber der Bundeswehr

Noch im vergangenen Jahr unterzeichneten die Inspekteure Heer und Luftwaffe ein Dokument, mit dem die beiden Teilstreitkräfte ihre Hubschrauberressourcen in einer Aviation Brigade unter Leitung des Kommando Hubschrauber zusammenlegen, um diese der NATO zur Verfügung zu stellen. Die Hubschrauber der beiden Teilstreitkräfte werden also in der Aviation Brigade vorgehalten, aber nur bei einem Abruf durch die NATO tatsächlich bereitgestellt.

Die NH-90 des Heeres werden wie die meisten Hubschrauber in die Aviation Brigade überführt.
Die NH-90 des Heeres werden wie die meisten Hubschrauber in die Aviation Brigade überführt.
Foto: Bundeswehr/Marco Dorow

Die Notwendigkeit zu diesem Schritt ergab sich aus der immer noch real vorhandenen Ausrichtung auf den Einsatz. So werden die Einsatzverpflichtungen bisher ablauforganisatorisch weiterhin aus der Grundstruktur der Heeresfliegerregimenter bereitgestellt, die auf der Gliederungsplanung „Heer 2011“ basiert. Die Einheiten sind also auf den Einsatz aus einer vorhandenen festen Infrastruktur – den Feldlagern – gegen irreguläre Kräfte ohne komplexe Waffensysteme bei gleichzeitig vorhandener eigener Lufthoheit optimiert. Die Heeresfliegerverbände sind daher teilbeweglich, während der Stab und die Fachgruppen des Kommandos ortsfest ausgeplant sind.

Dies bedeutet, die Heeresflieger und deren Führung sind weiterhin für Einsätze optimiert, nicht für intensive Gefechte mit einem nahezu gleichwertigen Gegner. Sie könnten also in Afghanistan bestehen, bekämen gegen Russland aber durchaus Schwierigkeiten.

„Die Fähigkeit zum hochbeweglichen und hochintensiv geführten Gefecht ist in der jetzigen Organisation, insbesondere im Bereich der Logistik und IT-Systeme, derzeit nur eingeschränkt ausgeprägt“, berichtet ein Sprecher des Heeres gegenüber cpm Defence Network. „Auch verfügt das Kommando Hubschrauber nicht über organische Sicherungs-, Führungs- und Einsatzunterstützungskräfte. Bis zu einer Anpassung werden diese kritischen Ressourcen gemeinsam mit der Luftwaffe gebündelt und die daraus entstehenden Synergien zielgerichtet für die NATO bereitgestellt.“

Diese Bündelung geschieht in der Aviation Brigade, welche unter der Leitung des Kommando Hubschrauber die Einheiten aus der Luftwaffe und dem Heer zusammenführt.

Aviation Brigade für die Bündnisverteidigung

Die stärkere Konzentration auf die Verteidigung der Ostflanke begann in der NATO mit der russischen Annexion der ukrainischen Krim im Jahr 2014, der Umschwung von der Ausrichtung auf den Einsatz hin zur Landes- und Bündnisverteidigung für die Bundeswehr mit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Jahr 2022. Bis Mitte 2024 leistete die deutsche Heeresfliegertruppe bereits ablauforganisatorisch mit der sogenannten Aviation Task Force NATO Response Force (NRF) Land einen wesentlichen Beitrag zur Bereitschaft der NATO.

„Ab 2025 werden die Hubschrauberkräfte des Heeres darauf ausgerichtet, ein NATO-Korps im hochintensiven Gefecht mit den Fähigkeiten Kampf und Transport durchhaltefähig zu unterstützen. Das erfolgt im Zusammenschluss mit der Luftwaffe in einer Aviation Brigade als Teil des deutschen Beitrags zum NATO Force Model (NFM) 2025-2027“, so der Sprecher des Heeres. „Die Heeresfliegertruppe wird im NFM, ebenso wie die Division 2025, einen entscheidenden Beitrag zur Durchsetzungsfähigkeit eines NATO-Korps im Rahmen der kollektiven Verteidigungsplanung leisten.“

Hierzu sei es notwendig, das Kommando Hubschrauber zu einem operationellen Kommando zu ertüchtigen. „In einem ersten Schritt wird es ein Brigadeäquivalent mit bis zu fünf Manöverelementen unter Zusammenfassung von Fähigkeitspaketen des Heeres und der Luftwaffe aufbauen. Fähigkeiten weiterer militärischer Organisationsbereiche werden hinzugefügt“, so der Sprecher.

Die neuen Verfahren und Prozesse sollen dann im Rahmen von internationalen Übungsserien erprobt und beurteilt werden. Die Aviation Brigade ist also nicht von Anfang an in Stein gemeißelt, sondern soll anhand der Übungsserien kriegstauglich ausgerichtet werden. Wobei das Aufgabenspektrum die Landes- und Bündnisverteidigung, nationale Krisenvorsorge, militärische Evakuierungsoperationen sowie die Bereitstellung von Hubschrauberkräften für die gesamte Bundeswehr umfasst.

„Der Verband ist befähigt, innerhalb kürzester Zeit aus der Friedensgliederung in den Einsatz zu verlegen und dort als Korpstruppe einen wesentlichen Beitrag zur Abschreckung und Verteidigung zu leisten. Aufwachsende Fähigkeiten, wie der Leichte Kampfhubschrauber, werden nach und nach in die Einsatzstruktur überführt“, so der Sprecher des Heeres gegenüber cpm Defence Network.

Die wichtigsten Elemente bleiben allerdings erhalten, wie etwa das Internationale Hubschrauberausbildungszentrum als zentrale Ausbildungseinrichtung für alle Teilstreitkräfte. Ebenso bleiben die Hubschrauber-Einheiten in ihren üblichen Verbänden und Strukturen innerhalb des Heeres und der Luftwaffe, bis sie durch die NATO als Aviation Brigade abgerufen werden.

Neue Impulse für die Weiterentwicklung fliegender Systeme

Darüber hinaus sollen durch die Bündelung der Hubschrauber und die tiefere Zusammenarbeit zwischen Luftwaffe und Heer im Rahmen der Aviation Brigade wichtige Impulse für die Weiterentwicklung fliegender Systeme in der Bundeswehr gesetzt werden. So sollen die Erfahrungen des Ukraine-Krieges in die künftige Ausrichtung und Ausstattung mit einfließen. Schließlich beweist dieser Krieg jeden einzelnen Tag die Bedeutung fliegender Plattformen, seien sie nun bemannt oder unbemannt.

Gleichzeitig zeigt der Ukraine-Krieg aber auch die russischen Fähigkeiten zur Anti-Access/Area-Denial (A2AD), welche eine Weiterentwicklung auch der deutschen Systeme und Verfahren erforderlich macht. Das Zusammenwirken der Teilstreitkräfte sowie die Durchführung taktischer Aktivitäten unter A2AD-Bedrohung sind somit neben der Versorgung und Erhöhung der Überlebensfähigkeit ausschlaggebend für die zukünftige Entwicklung nicht nur der Heeresflieger. Die Befähigung zur Landes- und Bündnisverteidigung ist schließlich deutlich mehr als nur eine Erhöhung der Zahl der vorhandenen Waffensysteme.

„Dieser Realauftrag wird zukünftig Anleihe auf alle Ressourcen der Streitkräfte nehmen müssen, um eine glaubhafte Abschreckung, aber auch ein Bestehen auf dem Gefechtsfeld, sicherstellen zu können“, betont der Sprecher des Heeres. „Die Heeresfliegertruppe, wie die Streitkräfte in Gänze, müssen robuster, kriegstauglicher – kaltstartfähiger – werden. Eine Hinwendung zum hochmobilen Einsatz bei regelmäßiger Übungstätigkeit ist zwingend geboten. Eine generelle ständige Einsatzbereitschaft muss wieder der Normalzustand werden.“

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