Bundeswehr und British Army erhalten RCH 155

Die Bundeswehr und die britischen Streitkräfte werden das Artilleriesystem auf Boxer-Basis RCH 155 erhalten. Dies verkündeten Bundeskanzler Olaf Scholz und der britische Premierminister Rishi Sunak gestern bei ihrem Treffen in Berlin.

Die RCH 155 bewährte sich bereits in Erprobungseinrichtungen und auf Truppenübungsplätzen der Bundeswehr.
Die RCH 155 bewährte sich bereits in Erprobungseinrichtungen und auf Truppenübungsplätzen der Bundeswehr.
Foto: KNDS

„Gemeinsam werden Deutschland und das Vereinigte Königreich die Radhaubitze Remote Controlled Howitzer 155mm (RCH 155) erwerben, bewerten und optimieren“, kündigten die beiden Staatschefs an. „Hierbei werden wir auf unserer bestehenden umfassenden Zusammenarbeit aufbauen, einschließlich der fortgesetzten Kooperation beim Boxer, den wir weiterentwickeln werden.“

Erstkunde Ukraine

Bei der RCH 155 handelt es sich um das weiterentwickelte Geschütz der Panzerhaubitze 2000 (PzH 2000), das als Missionsmodul auf dem Fahrmodul Boxer integriert wurde. Hierdurch besitzt die RCH 155 sogar deutlich mehr Fähigkeiten als die PzH 2000. Während etwa die Reichweite der PzH 2000 mit rund 40 km angegeben wird, kann die RCH 155 über 50 km weit wirken, mit der Präzisionsmunition Vulcano sogar bis zu 70 km. Hinzu kommen besondere Befähigungen, die sich aus der Performance des Boxers ergeben. Nennenswert ist besonders die Fähigkeit, während der Fahrt zu schießen und dabei das Ziel präzise zu treffen.

Auch wenn es sich bei der RCH 155 um ein neues Waffensystem handelt, sind die einzelnen Komponenten bereits erprobt und das Gesamtsystem qualifiziert genug, dass insgesamt 36 Systeme an die Ukraine gehen sollen. Die Lieferung an den Erstkunden Ukraine ist bis ins Jahr 2027 geplant.

Fähigkeiten der RCH 155

„Die Synthese aus der bewährten NATO-JBMoU 155 mm/L52-Rohrwaffe und dem unbemannten AGM auf Boxer-Fahrgestell ergibt eine einzigartige artilleristische Wirkfähigkeit bis zu derzeit 54 km Reichweite über 360°Azimut und alle Ladungs- und Elevationsbereiche ohne die Notwendigkeit einer Abstützung“, berichtet der Hersteller KNDS zu den Fähigkeiten der RCH 155. „Weiterentwickelt aus dem ‚Kampf der verbundenen Waffen‘, eröffnet die vollständige Autonomie des Gesamtsystems in Führung, Navigation und Feuerleitung sowie ihre systembedingte Stabilität vollkommen neue Einsatzoptionen (z. B. Schießen auf bewegliche Ziele, Lagerschutz etc.). Aufgrund der netzwerkbasierten Systemarchitektur der RCH 155 kann zukünftig auch ein autonomes Fahren und Wirken (ferngesteuert) implementiert werden. Die eingeführten und zukünftigen NATO-Munitionssorten (JBMoU-kompatibel) können im Feuerleitsystem und der Munitionsmatrix berücksichtigt werden. Diese besonderen Eigenschaften machen die RCH 155 zum zukunftsweisenden Rohrartilleriesystem weltweit.“

Mit der RCH 155 werden sowohl Bundeswehr als auch British Army also ein wirksames, abstandsfähiges und vor allem sehr mobiles Artilleriesystem erhalten, in das zudem Erfahrungen aus dem Kriegsgeschehen der Ukraine einfließen. Gleichzeitig erhalten die Mittleren Kräfte des Deutschen Heeres damit eine Artilleriefähigkeit auf Boxer-Basis, die hierdurch strategisch und logistisch perfekt eingebunden werden kann.

Weitere Zusammenarbeit Deutschland-UK

Bundeskanzler Scholz und Premierminister Sunak verkündeten zudem bei ihrem gestrigen Treffen: „Wir beabsichtigen außerdem, das Kampfflugzeug Eurofighter/Typhoon zu fördern, auch durch Modernisierung unserer Flotten und Zusammenarbeit bei Exporten.“ Dies deutet laut Experten auf eine wahrscheinliche Tranche 5 hin, auch wenn sie hier noch nicht explizit genannt wurde. Andererseits sind auch die finanziellen Mittel der beiden Länder endlich und Kampfflugzeuge besonders teuer. Es bleibt dementsprechend abzuwarten, wie sich die Zukunft des Eurofighters tatsächlich entwickelt. Zumindest die Fähigkeiten der Artillerie wurden durch das Treffen und die Entscheidung für die RCH 155 deutlich gestärkt.

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