Die Chip-Krise nimmt immer bedrohlichere Ausmaße an. Wie die Bild heute berichtet, stellt VW ab dem kommenden Mittwoch seine Auto-Produktion ein. Doch nicht nur Autos brauchen Chips, auch die Rüstungsindustrie ist auf diese Massenware angewiesen.
Die Fertigung des Golfs wird in Wolfsburg an kommenden Mittwoch eingestellt, berichtet die Bild und führt weiter aus: „Ein Baustopp bei weiteren Modellen wie dem Tiguan folgt dann. Schrittweise werde die Arbeit in weiteren Fabriken eingestellt.“ Der Grund hierfür: China stoppt den Export von Nexperia-Chips aufgrund des eskalierenden Handelsstreits mit den USA.
Doch nicht nur in Autos sind Chips aus China verbaut. Seitdem der damalige US-Präsident Joe Biden anordnete, dass keine chinesischen Komponenten mehr in amerikanischen Waffensystemen enthalten sein dürfen, untersuchen die US-Streitkräfte ihre Systeme. Hierfür wurde unter anderem auch das Unternehmen Govini damit beauftragt, Daten und Analysen in die Lieferketten und Beschaffungen des US-Verteidigungsministeriums zu erstellen. Govini hat wiederum im vergangenen Jahr einen Report zum Anteil chinesischer Technologie in amerikanischen Waffensystemen veröffentlicht. Ein Ergebnis: Die Abhängigkeit der USA von chinesischer Elektronik stieg zwischen 2014 und 2022 um 600 Prozent.
Die Panzerabwehrwaffe Javelin enthält demnach mehr als 200 Halbleiter, wobei über 40 Prozent aller Halbleiter in Waffensystemen von chinesischen Lieferanten abhängig sind, so der Bericht von Govini. Als weiteres Beispiel für die Abhängigkeit nannte der Report einige ausgewählte Systeme. Allein in den Flugzeugträgern der FORD Klasse sollen demnach rund 6.500 Chips verbaut sein, in den Flugzeugen F/A-18 rund 5.500 Halbleiter.
Auch wenn für die Bundeswehr keine Zahlen vorliegen, weil eine entsprechende Ermittlung wie in den USA nie stattgefunden hat, dürfte die Abhängigkeit ähnlich sein. Es gibt zwar spezielle Sicherheitschips, die etwa durch Airbus auf zertifizierten Bändern produziert werden, aber in der benötigten Masse ist dies bisher noch nicht der Fall.
Bloomberg hatte wiederum in diesem Sommer berichtet, dass die Schweiz den Aufbau einer eigenen Chip-Fabrik nur für wehrtechnische Systeme für 250 Millionen Euro plant, Gespräche hierfür sollen laut Bloomberg zwischen der Schweizer Regierung und einem Konsortium laufen, zu dem unter anderem auch Rheinmetall und Thales gehören. Die Chip FabLab soll in 2028 eröffnet werden.
Deutschland hat wiederum bereits zivile Chip-Fabriken und auch entsprechende Produktionsmöglichkeiten in der Rüstungsindustrie, doch ist die Integrationstiefe unterschiedlich – ebenso wie das Problembewusstsein. Gerade die Start-ups und Drohnenhersteller sind am weitesten vorne, was die Ablehnung chinesischer Technologien in ihren Systemen betrifft. Während fast alle von der Ukraine entwickelten unbemannten Systemen mit chinesischen Komponenten arbeiten, erläuterten mehrere Vertreter von deutschen Drohnenherstellern gegenüber dem Defence Network, dass sie keinerlei chinesische Technologie in ihren Systemen nutzen.
Wenn die Chip-Krise weiter besteht wird sich allerdings zeigen, welche deutschen Konzerne bzw. deren Zulieferer mehr auf chinesische Produkte setzten als auf europäische Ware. Was oftmals nicht nur eine Frage des Preises, sondern vor allem der Verfügbarkeit war. In einer globalisierten Welt ist schließlich die Lieferbarkeit ein wesentliches Element der Zulieferketten. Nun bricht allerdings diese globalisierte Welt in sich zusammen und es muss sich erst noch beweisen, wieweit Deutschland sich in die Unabhängigkeit bewegen kann. Sowohl in der zivilen Wirtschaft als auch in der Rüstungsindustrie.
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