Während Clausewitz noch schrieb „Der Krieg ist das Gebiet der Ungewissheit“, müssen heutige Strategen eher mit der Herausforderung des Gläsernen Gefechtsfelds umgehen, wo der Gegner jede Bewegung quasi in Echtzeit mitverfolgen kann. Doch hierfür ist das Bewegen großer Datenmengen notwendig – und dies wiederum erfordert Cloud-basierte Lösungen. Schließlich bräche jedes System zusammen wenn die Sensoren anfangen, unangeforderte Daten an alle Beteiligten zu senden.
Die Notwendigkeit einer Cloud für die Bundeswehr wurde dabei in allen Programmen früh erkannt und entsprechende Lösungen gefordert, sei es für die Digitalisierung Landbasierter Operationen (D-LBO) oder für das Future Combat Air System (FCAS), ohne Cloud – teilweise als Combat Cloud – geht es nicht.
Diese Cloud wird in Zukunft dann von Google stammen, aber auf rein deutschen Rechenzentren laufen, welche durch die BWI zur Verfügung gestellt werden sollen, so die Informationen von cpm Defence Network. Diese Rechenzentren werden auch dringend benötigt, nicht nur für die Google-Cloud, sondern auch für Künstliche Intelligenz. Aktuell ist die Bundeswehr schließlich eine der wenigen Entitäten, in welche KI noch keinen Einzug gehalten hat. Nicht, weil die Nutzer sie nicht wollten, sondern weil die Nutzer sie nicht dürfen.
Rechenzentren für Cloud und KI
So lange eine Künstliche Intelligenz nicht rein auf einer deutschen Infrastruktur läuft, so lange darf sie offiziell nicht genutzt werden. Womit die Soldaten allerdings auch von Informationen abgeschnitten sind. Man denke nur an die Seiten der ukrainischen Streitkräfte, die wertvolle Hintergrundinformationen zu erfolgsversprechenden Strategien und Technologien liefern. Allerdings auf ukrainisch. Doch dank Lösungen wie DeepL sind solche Texte heutzutage lesbar, wenn man diese Tools denn nutzen darf.
Kurze Übersetzungen sind ohne KI eben auch nicht mehr kurz, sondern erfordern den Gang über das Bundessprachenamt. Dies nur als Beispiele, wie groß die Schere ist zwischen den technologischen Errungenschaften, welche in der Gesellschaft zum normalen Leben gehören und von welchen die Bundeswehr – aus Sicherheitsgründen – weiterhin abgeschnitten ist.
Google-Cloud On-Premises
Mit dem Aufbau eigener Rechenzentren durch die BWI wird diesem Problem dann zum Teil begegnet. Zumindest so lange, wie die Anbieter dem Übertragen ihrer Software auf die Rechenzentren zustimmen. Wie jetzt Google mit seiner Lösung einer On-Premises-Cloud. Die anderen Anbieter wollten diesen Weg nicht gehen, wie cpm Defence Network erfahren konnte. Deshalb blieb im Grunde nur noch die Google-Cloud übrig.
Im Grunde schließen sich Cloud und feste Lösungen aus, der direkte Draht zum Hersteller bleibt normalerweise allein schon für Updates bestehen. Der Vorteil der durch Deutschland anvisierten Vorgehensweise liegt darin, dass damit allen Sicherheitsanforderungen entsprochen wird. Der Nachteil von On-Premises-Lösungen liegt allerdings darin, dass dann auch die Bundeswehr bzw. die BWI für die Pflege der Cloud zuständig sein wird. Es gibt schließlich keine ständige Verbindung zum Mutterkonzern, wie bei den üblichen Cloud-Angeboten.
Deutschland geht somit einen anderen Weg als beispielsweise die USA, deren F-35 an die Amazon-Cloud angebunden sind. Doch zumindest führt dieser Weg nicht – wie in der Vergangenheit oftmals – zu einer mundgeblasenen Insellösung, sondern es wird auf das Know-how eines internationalen Tech-Giganten gesetzt.
Laut Statista belief sich der Umsatz der Google-Cloud Plattform allein im dritten Quartal 2024 auf knapp 11,4 Milliarden US-Dollar. Dies bedeutet ebenfalls reale Sicherheit, denn Fehler im Produkt kann Google sich schlichtweg nicht leisten. Somit profitiert die Bundeswehr in Zukunft von einem Milliardenmarkt, ohne ihn selbst mit Milliarden am Leben halten zu müssen. Der erfolgreiche Weg in die Cloud scheint also gesichert.