Herr Heinemann, kürzlich konnte MBDA Deutschland einen Vertrag mit dem BAAINBw über die Entwicklung und Lieferung des DefendAir abschließen. Welche Fähigkeitslücke schließt der DefendAir?
Der DefendAir wurde konzipiert kleine und mittlere, agile und schnelle Drohnen auf größere Distanz wirksam zu bekämpfen. Dabei kann der Lenkflugkörper in alle Richtungen simultan verschossen werden und Drohnen neutralisieren, bevor diese ihre Mission starten oder den eigenen Kräften am Boden gefährlich werden können.
Ein weiterer Vorteil von Lenkflugkörpern ist ihre hohe Präzision. Wenn ein Operateur einen DefendAir auf eine gegnerische Drohne verschießt, erwartet er, dass die Situation damit erledigt ist. Genau dafür werden wir ihn entwickeln.
Der DefendAir soll Drohnen bekämpfen. Dabei hat er den Enforcer als Basis. Worin unterscheiden sich die beiden Lenkflugkörper?
Der Enforcer ist ein Lenkflugkörper, der gegen Ziele am Boden verschossen wird. Er hat also eine andere Aufgabe und ist technisch deshalb auch anders spezifiziert. Als wir die Technologie allerdings genauer betrachtet haben, stellten wir fest, dass sich Systemelemente auch für einen Boden-Luft Effektor wiederverwenden lassen.
Auch die Erfahrungen in der Entwicklung des Enforcers, unser Personal und die am Standort der MBDA Deutschland vorhandene Infrastruktur sorgt für eine besonders gute Ausgangsbasis.
Es müssen aber auch Systemkomponenten verändert werden, die bei einem Einsatz gegen Ziele im dreidimensionalen Raum andere Anforderungen haben. Das betrifft insbesondere den Suchkopf, der speziell auf kleine und signaturarme Ziele ausgelegt ist, den Gefechtskopf, der mit den spezifischen Eigenschaften von Drohnen umgehen kann und den Antrieb, der mit Reichweite oberhalb von 5 Km deutlich mehr Leistung hat.
Gezeigt haben Sie bisher ausschließlich Grafiken mit einem 9er-Launcher. Im Gespräch war aber auch ein 12er-Launcher um mehr Drohnen bekämpfen zu können. Ist der vom Tisch oder noch Bestandteil der Entwicklung?
Das ist tatsächlich eines der Themen, die wir uns zusammen mit Rheinmetall, dem Hersteller des Skyranger 30, genauer anschauen und untersuchen. Hier sind wir seit geraumer Zeit im engen Austausch und identifizieren die notwendigen Integrationsschritte, um zeitnah eben nicht nur den DefendAir zur Verfügung stellen zu können, sondern diesen auch möglichst aufwandsarm in die Skyranger 30 Systeme einzurüsten.
Mit mindestens neun DefendAir auf der Skyranger 30 Plattform, die ja bereits mit der Rohrwaffe einen Effektor besitzt, kann schon eine ganze Menge Feuerkraft auf der Systemplattform dargestellt werden. Natürlich wären 12 Lenkflugkörper noch besser, weshalb wir diese Option auch priorisiert prüfen.
Stichwort Integration: Der Skyranger von Rheinmetall ist schon länger als Trägersystem für den DefendAir bekannt, um gemeinsam Drohnen bekämpfen zu können. Gibt es noch andere Systeme oder Nationen, bei denen eine Integration geprüft wird oder es vielleicht Anfragen von entsprechenden Herstellern gibt?
Der Effektor ist auch für andere Plattformhersteller interessant und wir bekommen diverse Anfragen – nicht nur aus Deutschland. Ich denke, der Auftrag für den DefendAir ist ein wichtiges Zeichen und zeigt insbesondere unsere Partnernationen, wie entschlossen Deutschland beim Thema Drohnenabwehr vorgeht.
Höchste Priorität hat für uns die Umsetzung der Kundenanforderungen und die schnellstmögliche Bereitstellung der Fähigkeit. Aber natürlich ist es für uns auch wichtig parallel andere Systemvarianten mitzudenken, um im Bedarfsfall schnell und flexibel agieren zu können.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Heinemann.
Mit WhatsApp immer auf dem neuesten Stand bleiben!
Abonnieren Sie unseren WhatsApp-Kanal, um die Neuigkeiten direkt auf Ihr Handy zu erhalten. Einfach den QR-Code auf Ihrem Smartphone einscannen oder – sollten Sie hier bereits mit Ihrem Mobile lesen – diesem Link folgen:













