ELROB 2024 erprobt die Fähigkeiten der Militärroboter

Seit 2006 – alle zwei Jahre, meist im Wechsel zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz – haben Teilnehmer aus Forschung und Industrie die Möglichkeit den Stand ihrer Forschung und Entwicklung im Bereich der militärischen Robotik vorzustellen. Dies geschieht in bewusster Abgrenzung zu zivilen Veranstaltungen. Die verwendeten Szenarien bilden militärische Anforderungen ab und bewegen sich damit in einem unterschiedlichen Anwendungsbereich.

Blick in die "Boxengasse" der ELROB 2024.
Blick in die "Boxengasse" der ELROB 2024.
Foto: Bundeswehr/BAAINBw/Bannert

Bereits zum 9. Mal fand nun in der letzten Woche die Europäische Leistungsschau Robotik (ELROB) – diesmal in Deutschland an der Wehrtechnischen Dienststelle 41 – statt. Die ELROB bietet die Möglichkeit unbemannte mobile Systeme mit militärischer Ausprägung im Wettbewerb zu präsentieren und damit auch eine Standortbestimmung hinsichtlich des Reifegrades autonomer Systeme im Vergleich zu bekommen.

Spezielle Anforderungen für die Streitkräfte

Während es im zivilen Bereich bereits verschiedene Anwendungen autonomer Funktionen im Fahrzeugbereich gibt, sind die Anforderungen im militärischen Bereich deutlich höher und komplexer. Gelände statt Straße, große Abstände zwischen den einzelnen Fahrzeugen, oftmals fehlende bzw. wechselnde Orientierungspunkte und vieles weitere mehr kennzeichnen die Rahmenbedingungen im militärischen Anwendungsbereich.

Im Gelände auf dem Parcour des Szenars MULE.
Im Gelände auf dem Parcour des Szenars MULE
Foto: Bundeswehr/BAAINBw/Bannert

Die Idee zu einer derartigen vergleichenden Leistungsschau kommt von dem Forschungsinstitut FKIE (Forschungsinstitut für Kommunikation, Information und Ergonomie) der Fraunhofer Gesellschaft, das sich bereits seit vielen Jahren mit Forschungsthemen aus der Autonomie bzw. Teilautonomie beschäftigt.

Die diesjährige Durchführung lag in der Verantwortung der Wehrtechnischen Dienststelle für landgebundene Fahrzeugsysteme, Pionier- und Truppentechnik WTD 41 in Trier. FKIE unterstützte in bewährter Weise.

Die WTD 41 ist die ideale Testumgebung für derartige vergleichende Untersuchungen, da hier bereits seit vielen Jahren die Tests, Untersuchungen und Erprobungen für landgebundene Systeme für die Bundeswehr durchgeführt werden. Teststrecken im Gelände und auf der Straße, besondere Bodeneigenschaften, Tunnel und Gewässer stehen für vielfältige Test- und Erprobungsaufgaben zur Verfügung.

Realistische Szenare auf der ELROB

Derartige vergleichende Untersuchungen sind nur dann sinnvoll, wenn sie in einem realistischen militärischen Referenzszenario durchgeführt werden. Für die diesjährige Kampagne der ELROB waren durch das Amt für Heeresentwicklung in Köln gemeinsam mit der WTD 41 fünf Szenarien entwickelt und vorbereitet worden, denen sich die vorgestellten „Systemlösungen“ zu stellen hatten.

Typisch für die ELROB ist, dass in der wettbewerblichen Präsentation nicht nur das gezeigt wird, was funktioniert, sondern auch das was noch nicht funktioniert. Ein wichtiges Vorgehen, denn militärische Robotik ist bis auf Ausnahmen in der Maturierung noch im Bereich Forschung und Technologie. Und hier trifft zu, dass man gerade aus Fehlern zu lernen kann und zu lernen hat.

Wie  bei vergangenen Veranstaltungen dieser Art war auch in diesem Jahr das Teilnehmerfeld der ELROB wieder ausgesprochen international und hinsichtlich der teilnehmenden Lösungen sehr vielschichtig. Insgesamt 18 Teams aus 12 Ländern waren gekommen, um ihre Lösungen vorzustellen. Obwohl es sich um eine europäische Leistungsschau handelte, waren auch ein Team aus den USA und ein Team aus Kanada mit dabei.

Bedeutung der landgebundenen autonomen Systeme

Die Wichtigkeit einer modernen Ausrüstung und insbesondere autonomer Systeme zeigt aktuell der Krieg in der Ukraine. Obwohl hier vor allem fliegende autonome oder teilautonome Systeme im Blickpunkt stehen, bekommen auch landgebundene autonome Systeme eine immer wichtigere Bedeutung für Überlebensfähigkeit und Durchhaltefähigkeit auf dem Gefechtsfeld.

Die Fahrzeuge von Interroc aus dem Szenario Konvoi.
Die Fahrzeuge von Interroc aus dem Szenario Konvoi.
Foto: Bundeswehr/BAAINBw/Bannert

Aktuell erleben wir auch, welches Potential in unbemannten Systemen steckt. Technologien, wie Künstliche Intelligenz (KI), Sensorik und Kommunikations- und Informationstechnik machen viele Aufgaben im Bereich autonomer Systeme erst möglich. Dabei handelt es sich oftmals nicht um disruptive technologische Entwicklungen, sondern eher um evolutionäre Schritte, die vielfach nur sehr klein ausfallen. Gerade unter dem Genannten ist es wichtig auch Fehler oder Defizite genau zu registrieren und zu analysieren, um hieraus Hinweise für nächste Entwicklungsschritte abzuleiten.

Prüfungen auf der ELROB

Wie erwähnt, fand der Vergleich der antretenden Systeme auf der ELROB in fünf unterschiedlichen Szenarien statt, die militärische Aufgaben abbilden:

  • Mule (Lastenesel), hier ging es um die Aufgabe eines Materialtransport auf Feld- und Waldwegen, sowie in durchwachsenem Gelände.
  • Konvoi, bei diesem Szenar musste die Aufgabe gelöst werden, mehrere Fahrzeuge gleichsam durch eine elektronische Deichsel verbunden über einen Parcours zu führen und dabei plötzlich auftretende Hindernisse mit Hilfe autonomer Funktionen zu umgehen bzw. den Konvoi autonom zurückzusetzen.
  • Reconnaisance (Aufklärung), hier musste autonom eine Aufklärungsaufgabe in einem durch Hindernisse verschärften Tunnelparcours durchgeführt werden.
  • Casuality Evacuation (CasEvac), auch bei diesem Szenar ging es darum in dem genannten Tunnel eine verletzte Person aufzufinden, zu bergen und abzutransportieren.
  • EOD, ein Szenar, für das autonome Fähigkeiten besonders wichtig sind, um Gefahren für Soldatinnen und Soldaten bei der Entschärfung von Bomben/explosivkörpern soweit technisch und taktisch möglich zu reduzieren.

Alle Szenare waren dabei so angelegt, dass die antretenden Teams jeweils vor die gleichen Herausforderungen gestellt wurden. Und hier wurde die Spreu vom Weizen getrennt. Im Versuch wurde auch in diesem Jahr klar und deutlich, mit welchen Herausforderungen die Systeme im Gelände konfrontiert werden. Und nicht alle Systeme kamen gleich gut mit den Umgebungsbedingungen klar.

Und dennoch: Die ELROB war wieder ein Erfolg. Mit fachlichem Blick betrachtet, konnte man die Entwicklung in diesem wichtigen technischen Bereich feststellen und die notwendigen Maßnahmen für die Zukunft ins Auge fassen.

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