Internationale Rüstungsmessen gibt es bereits in allen größeren europäischen Ländern – außer in Deutschland. Doch mit der Zeitenwende ändert sich auch hier die Notwendigkeit, Nutzer, Beschaffer und Industrie zusammenzubringen, um die beste Ausstattung für die Bundeswehr und befreundete Streitkräfte zu erhalten. Die Euro Defence Expo (EUDEX) wird vom 22. bis 25. September 2026 in Essen stattfinden. cpm Defence Network sprach mit den beiden Initiatoren Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Messe Essen GmbH, und Tobias Ehlke, Geschäftsführer der cpm GmbH, über diese neue Rüstungsmesse im Herzen Europas. Die Fragen stellte Dorothee Frank.
Warum eine neue Rüstungsmesse in Deutschland?
Kuhrt: Deutschland spielt innerhalb Europas eine zentrale Rolle in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Die aktuellen geopolitischen Entwicklungen, vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bis zur Verschärfung der Lage im Nahen Osten, aber auch das Ergebnis der jüngsten US-Wahl, fordern von uns und unseren europäischen Partnern eine größere strategische Eigenständigkeit und eine rasche Verbesserung unserer gemeinsamen Verteidigungsfähigkeit. Mit der Euro Defence Expo schaffen wir dafür eine Plattform, die Anwender, Beschaffer und Industrie passgenau zusammenbringt.
Unser Ziel ist es, gemeinsam die besten Technologien und Lösungsansätze zu präsentieren, die den Anforderungen der Bundeswehr und befreundeter Streitkräfte gerecht werden. Mit dieser Messe und der begleitenden Fachkonferenz, die durch den cpm Verlag organisiert wird, bieten wir zudem einen Ort für Wissens- und Technologietransfer, wo sich die verschiedenen Akteure im Sicherheits- und Verteidigungssektor austauschen können. So stärken wir Deutschland und Europa als Standort für innovative Sicherheits- und Verteidigungslösungen.
Was spricht für die Messe Essen als Veranstaltungsort?
Kuhrt: Die Messe Essen ist zentral in Europa gelegen und logistisch hervorragend vernetzt. Das macht sie zum idealen Standort für eine internationale Veranstaltung dieser Art. Dass die Euro Defence Expo parallel zur führenden Sicherheitsfachmesse Security Essen stattfindet, bringt Synergien zwischen militärischer und ziviler Sicherheitsindustrie. Zudem ist das ein starkes Plus für Aussteller und Besucher.
Ein weiterer Punkt: Essen ist zudem seit langem ein Zentrum für sicherheitsrelevante Veranstaltungen – neben der Security Essen findet hier zum Beispiel die Jahreskonferenz des Joint Air Power Competence Centre der NATO statt. Daher verfügen wir über die Expertise und die Infrastruktur, um eine Veranstaltung dieses Formats professionell umzusetzen.
Was soll die Euro Defence Expo von anderen europäischen Rüstungsmessen unterscheiden?
Kuhrt: Die Euro Defence Expo hebt sich unter anderem durch ihren Total-Defence-Ansatz ab. Dieses Konzept bindet alle relevanten gesellschaftlichen Akteure ein, um Lösungen für die Sicherheitsbedrohungen unserer Zeit zu entwickeln. Ganz konkret planen wir verschiedene Möglichkeiten für den Austausch zwischen Politik, Industrie und dem militärischen Nutzer von Sicherheits- und Verteidigungstechnologien. Ein ganz wichtiger Baustein ist dabei die EUDEX Conference.
Auch die Kombination mit der Security Essen ist einzigartig. So ermöglichen wir ein umfassendes Leistungsspektrum, das von der zivilen Sicherheit bis zur militärischen Verteidigung reicht. Dieser breite Ansatz, gepaart mit einem vielfältigen Ausstellungs- und Konferenzprogramm, macht die Euro Defence Expo zu einer breit angelegten Plattform für Austausch und Innovation auf höchstem Niveau.
Was bringt cpm in die Partnerschaft ein?
Ehlke: Zunächst ganz operativ: Wir können hochkarätige Veranstaltungen! Das haben wir in mehreren hundert durchgeführten Veranstaltungen sämtlicher Größenordnungen bewiesen. Und als sicherheitspolitisches Verlagshaus sind wir natürlich in der Community tief vernetzt und bekannt – man vertraut uns.
Vertrauen ist in unserem anspruchsvollen Umfeld die wichtigste Währung, die wir in diese großartige Partnerschaft einbringen können.
Strategisch werden wir den Content für den Kongressanteil, gemeinsam mit den Kollegen der Messe Essen, entwickeln.
Welchen Fokus besitzt der Kongress?
Ehlke: Wie Herr Kuhrt bereits erläutert hat, zielt die EUDEX auf den europäischen Nutzer und Beschaffer ab. In der europäischen NATO bewegt sich was. Die drei Faktoren Ukraine, Nahost und Donald Trump stellen echte Gamechanger für uns Europäer dar. Wir müssen uns jetzt straff machen, indem wir eine europäische Verteidigungskultur entwickeln.
Genau hier setzt der Kongress an, rund um die Fragen: Wie können wir große Beschaffungsprojekte harmonisieren? Brauchen wir wirklich 12 unterschiedliche Kampfpanzer in den europäischen Streitkräften? Vielleicht brauchen wir doch ein Oberkommando der EU? Wie kann man die EU zu einem echten Beschaffer mit eigenem Budget ausbauen? Will man das überhaupt?
Hier sind bereits erste Pflöcke eingeschlagen. So gibt es nun erstmalig einen ausschließlichen Rüstungskommissar in der Europäischen Kommission. Ein besseres Umfeld für Diskussionen auf höchstem strategischem Niveau kann es kaum geben. Diese Gemengelage macht das Projekt so unglaublich spannend.
Sie haben bisher mit der jährlichen RÜ.NET ein ähnliches Konzept in Koblenz präsentiert. Geht die RÜ.NET in die Euro Defence Expo über?
Ehlke: Nein! Die RÜ.NET bleibt ein eigenes Format. Sie wird weiterhin in den ungeraden Jahren, wie gewohnt, in Koblenz stattfinden.
In den geraden Jahren stellen wir unseren Essenern Kollegen unsere Defence-Fachexpertise zur Verfügung, um ein anspruchsvolles Programm auf die Beine zu stellen. Insgesamt möchte ich auch noch einmal unterstreichen, dass wir mit der RÜ.NET den nationalen Beschaffer und die nationale Sicherheits- und Verteidigungsindustrie ansprechen.
Die EUDEX ist ein internationales Format, hier wird auch die „Betriebssprache“ Englisch sein.
Haben Sie schon erstes Feedback zum gemeinsamen Konzept der europäischen Rüstungsmesse erhalten?
Kuhrt: Ja, die Resonanz auf das Konzept der Euro Defence Expo ist bereits sehr positiv. Ob Industrie, Militär oder Politik – viele Angehörige der Defence-Community sehen hier eine hervorragende Gelegenheit, sich auf dieser neuen Plattform gezielt mit Entscheidungsträgern und Anwendern zu vernetzen und gemeinsam an Lösungen für die komplexen Sicherheitsbedürfnisse Europas zu arbeiten. Besonders die Verbindung von militärischen und zivilen Sicherheitsaspekten in Kombination mit der Security Essen wird als zukunftsweisend und praxisnah bewertet.
Folgerichtig haben bereits jetzt eine ganze Reihe wehrtechnischer Unternehmen, innovative Start-Ups, arrivierte KMU, aber auch große Systemhäuser und Konzerne ihr Teilnahmeinteresse signalisiert und das innovative Format begrüßt. Das breite positive Echo von etablierten Marktteilnehmern zeigt uns, dass die Euro Defence Expo als nachhaltige Plattform für Austausch und Innovation wahrgenommen wird und den Nerv der Branche in dieser dynamischen Zeit trifft.
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