Das Framework Nations Concept (FNC) stärkt die multinationale Zusammenarbeit in der NATO. Deutschland übernimmt als Rahmennation eine Schlüsselrolle, insbesondere im Bereich des ABC-Schutzes. Mit Übungen wie der „Coronat Mask 2024“ setzt die Bundeswehr neue Maßstäbe in der multinationalen Verteidigungsfähigkeit und fördert die Integration und Einsatzbereitschaft europäischer Streitkräfte. Im heutigen Gastbeitrag geht Oberstleutnant Dirk Bludau, FNC CBRN Cluster Support Cell, ABC-Abwehrkommando der Bundeswehr, auf die Hintergründe ein.
Mit der deutschen Framework Nations Concept (FNC)-Initiative, welche 2014 im Rahmen des Wales-Gipfels gestartet wurde, will Deutschland die Verteidigungskooperation unter den europäischen NATO-Staaten verbessern. Der Aufbau multinationaler Verbände soll die Durchhaltefähigkeit erhöhen und helfen, militärische Schlüsselfähigkeiten zu erhalten.
Die Grundidee ist, dass kleinere Nationen, die den Umfang ihrer Streitkräfte deutlich reduziert haben, ihre verbliebenen Fähigkeiten an eine große Rahmennation (Framework Nation) andocken können (Plug-in-Ansatz). Politisch stellt das Konzept einen Beitrag zur transatlantischen Lastenteilung und Stärkung des europäischen Verteidigungspfeilers der NATO dar.
Deutschland ist die sogenannte Rahmennation für die Kräftebeiträge Land, See und Luft (Larger Formations). Außerdem übernimmt Deutschland die Verantwortung für die aktuell 16 Fähigkeitscluster (Fähigkeitsgruppierungen). Dazu gehört unter anderem auch das FNC Cluster ABC-Schutz (CBRN Protection). Mit der praktischen Umsetzung ist das ABC-Abwehrkommando der Bundeswehr (ABCAbwKdoBw) in Bruchsal als nationales Fähigkeitskommando für die ABC-Abwehr beauftragt.
FNC Cluster CBRN Protection – Kurzdarstellung
Ziel von FNC CBRN ist es, die Bereitstellung multinationaler und einsatzbereiter ABC-Abwehrkräfte für Einsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen im Rahmen der NATO und EU zu fördern. Das Framework Nations Concept CBRN unterstützt die Kräfteplanung und erleichtert den Mitgliedsnationen des FNC die Zielerreichung im Rahmen des NATO Defence Planning Process (NDPP).
FNC CBRN ist strukturell in drei sogenannte Sub-Cluster unterteilt. In diesen Sub-Clustern leisten Fachleute der Mitgliedstaaten (Participating Nations) und Beobachter (Observers) die notwendigen Arbeiten auf taktischer Ebene. Die Sub-Cluster werden durch Lead Nations geführt und von eigenen Sub-Cluster Coordination Teams unterstützt.
Zum jetzigen Zeitpunkt beteiligen sich insgesamt 14 Nationen als Participating Nations und zwölf Nationen sowie NATO-/EU-Organisationen als Observers an FNC CBRN. Im Rahmen des ersten Steering Committee Treffens wurde die Aufstellung der multinationalen FNC Cluster CBRN Protection Cluster Support Cell (FNC CBRN CSC) als ständiges Arbeitselement beschlossen. Diese wurde am 01.02.2017 am Standort des ABCAbwKdoBw in Bruchsal aufgestellt und ist tief in dessen Stab integriert.
Multinationale Field Training Exercise Coronat Mask 2024
Die bisher herausforderndste, aufwändigste und von hohem medialem Interesse begleitete Leistung dieser Support Cell war die Vorbereitung und Organisation der multinationalen Übung CORONAT MASK 2018. Diese Volltruppenübung fand zeitgleich in vier Ländern statt und war in vielerlei Hinsicht einzigartig. Allein die hohe Anzahl der beteiligten Kräfte (ca. 1.600 Soldatinnen und Soldaten und ca. 540 ABC-Abwehrspezialfahrzeuge) aus 14 Nationen war außergewöhnlich.
Die Übungsszenarien für die unabhängig voneinander agierenden vier ABC-Abwehrverbände waren abwechslungsreich und umfassten eine große Bandbreite. Sie waren angelehnt an bekannte Szenarien der NATO Response Force, der bisherigen schnellen Eingreiftruppe der NATO. Die Übung war die größte ABC-Abwehrübung der NATO seit dem Ende des Kalten Krieges.
Diese erfolgreiche Übung im September 2018 wurde im Juni 2024 in ähnlicher Form wiederholt, wobei auf die Erfahrungen der ersten Übung zurückgegriffen wurde. Die Übung fand vom 9. bis 14. Juni auf dem Truppenübungsplatz Hradiště bei Karlsbad in der Tschechischen Republik statt. Die Übungstruppe bestand in diesem Durchgang aus ca. 800 Soldaten aus 13 Nationen.
So bildeten Soldaten des ABC-Abwehrkommandos der Bundeswehr zusammen mit Kräften aus den Niederlanden eine multinationale ABC-Abwehr-Einsatzgruppe. Unter anderem stellten sie mit mobilen Laboren ihre professionelle Leistungsfähigkeit auch im internationalen Maßstab unter Beweis.
Im Rahmen der Übung mussten die qualifizierten ABC-Abwehrkräfte auf verschiedene Situationen mit chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Kampf- und Gefahrstoffen reagieren. Ziel war es, diese Substanzen zu detektieren und zu analysieren. Zudem sollte die Interoperabilität zwischen den ABC-Abwehrspezialisten des FNC Cluster CBRN Protection verbessert und die schnelle Einsatzfähigkeit demonstriert werden.
Die Übung diente auch der Harmonisierung von Einsatzgrundsätzen, der Erhöhung der Interoperabilität und der Überprüfung von Einsatzverfahren der ABC-Abwehrfähigkeiten. Dazu gehören die radiologische, chemische und biologische Aufklärung, die ABC-Probenahme, die Dekontamination von Personal und Material sowie Gefahrstoffanalysen in Feldlaboren. Es ist geplant, diese Übung zukünftig alle zwei oder drei Jahre durchzuführen.
Oberstleutnant Dirk Bludau,
FNC CBRN Cluster Support Cell, ABC-Abwehrkommando der Bundeswehr
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