Schweiz will sparen – Verzicht auf Ausgehuniform

Die Schweizer Armee verzichtet auf die flächendeckende Ausgabe der Ausgehuniform und setzt damit ein Zeichen der Sparsamkeit. 55 Millionen Franken wolle man so sparen und die Verteidigungsfähigkeit stärken. Auch Personalkosten stehen im Fokus der Sparmaßnahmen. 

Schweiz will sparen: Die Ausgangsuniform Tenü A der Schweizer Armee gibt es jetzt nur noch für ganz wenige Ausnahmen.
Die Ausgangsuniform Tenü A der Schweizer Armee gibt es jetzt nur noch für ganz wenige Ausnahmen.
Foto: VBS / Dominic Wenger

Was im vergangenen Monat in Deutschland zu Schlagzeilen führte, wird in der Schweiz ohne viel Schulterzucken hingenommen: Die Ausgangsuniform 95 – auch Tenü A – genannt wird seit Jahresanfang nur noch nach Bedarf an Armeeangehörige ausgegeben. Darunter fallen beispielsweise Militärmusiker, durchdienende Truppenköche und Offiziersordonnanzen.

Das Gros der Schweizer Armee wird die Ausgehuniform nicht mehr oder nur zu repräsentativen Anlässen und auf Antrag erhalten. Für den Dienstalltag reicht der Tenü B – also Tarnanzug plus Béret (Barett). Bisher mussten jährlich 20.000 Ausgangsuniformen für je rund 300 Franken gekauft werden. Durch den Wegfall plant die Gruppe Verteidigung bis 2035 rund 55 Millionen Franken einzusparen.

Stoßrichtung: Verteidigungsfähigkeit durch Sparen

Eingespartes Geld möchte die Schweizer Arme gezielt für die Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit einsetzen. „Es geht darum, die Massnahmen zur Wiedererlangung und danach Stärkung der Verteidigungsfähigkeit mit höchster Priorität umzusetzen“, nannte Korpskommandant Thomas Süssli heute auf LinkedIn eine der „Stossrichtungen“ für das neue Jahr. Ausbildung und Trainings müssten „konsequent auf die Verteidigung“ ausgerichtet werden, so der Chef der Schweizer Armee weiter.

Im Gegensatz zum deutschen Wachbataillon setzt die Schweiz auch protokollarisch auf den Tarnanzug, wie hier beim Empfang des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj durch die schweizerische Bundespräsidentin des Jahres 2024, Viola Amherd.
Im Gegensatz zum deutschen Wachbataillon setzt die Schweiz auch protokollarisch auf den Tarnanzug, wie hier beim Empfang des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj durch die schweizerische Bundespräsidentin des Jahres 2024, Viola Amherd.
Foto: Bundeskanzlei / Béatrice Devènes

Zur Verteidigungsfähigkeit gehöre aber auch die notwendige Ausrüstung, wie beispielsweise die Beschaffung neuer Artilleriesysteme. „Aktuell verfügt die Armee über Mittel, um wahrscheinliche Einsätze zu leisten“, erklärte Armeesprecher Stefan Hofer auf Nachfrage von CPM Defence Network.

„Aufgrund der sich veränderten geopolitischen Lage ist die Armee jedoch zeitnah wieder so auszurüsten, dass sie ihre Verteidigungsfähigkeit nachhaltig stärken kann. Entsprechend gilt, je schneller die Armee mehr Geld zur Verfügung hat, desto schneller kann die Verteidigungsfähigkeit gestärkt werden“, so Armeesprecher Hofer weiter.

Weitere Sparmaßnahmen auch beim Personal

Neben dem Verzicht auf die Ausgangsuniform 95 will man auch bei Vorführungen sparen. Das F/A-18 Swiss Hornet Solo Display wird vorläufig eingestellt und auch die Swiss Para Wings werden nicht mehr für Vorführungen zur Verfügung stehen. Grundsätzlich soll die Anzahl der Vorführungen und Ausstellungen halbiert werden, im Ausland sogar nur im Ausnahmefall stattfinden. Das so eingesparte Geld soll auch der Einführung eines neuen Kampfflugzeugs zugutekommen.

Eine andere Sparmaßnahme betrifft das Personal in der Militärverwaltung. Hier lautet das Ziel der Gruppe Verteidigung, bis zum Jahr 2030 drei Prozent der Personalkosten durch Stellenabbau unter den rund 9.000 Beschäftigten einzusparen, wodurch maximal rund 210 Millionen Franken freiwerden sollen. Entlassungen seien allerdings nicht geplant. Vielmehr solle auf Effizienz geachtet werden.

Das erst 2021 gegründete Displayteam Swiss Parawings wird eingespart.
Das erst 2021 gegründete Displayteam Swiss Parawings wird eingespart.
Foto: VBS / Philipp Schmidli

„Entsprechend muss bei Pensionierungen geprüft werden, ob die Stelle 1:1 wiederzubesetzen ist oder ob die Aufgaben anderweitig aufgeteilt bzw. erfüllt werden können“, führte Armeesprecher Hofer aus. Der Stellenabbau zum Sparen solle ausschließlich innerhalb der Verwaltung durchgeführt werden, stellte der Armeesprecher noch klar, nicht bei den Milizverbänden und Miliztruppen.

Finanzmittel optimal einsetzen

Die Sparmaßnahmen der Schweizer Armee sind überdies keine Folge knapper Kassen – im Gegenteil: Das Armeebudget wurde für die kommenden vier Jahre um vier Milliarden Franken erhöht. Für den Etat 2025 sind 6,29 Milliarden Franken eingeplant. Das langfristige Ziel der Schweiz liegt bei einem Prozent des BIP im Jahr 2032.

Dennoch will die Schweiz beim Militär sparen. Zu den Einsparungen aus Uniformverzicht, Personalabbau und Fokus auf Verteidigung werden wohl noch weitere Einsparpotenziale gehoben werden. Die Gruppe Verteidigung prüft laufend mögliche Einsparmöglichkeiten, heißt es. „Generell wird ein Verhältnis von 40:60 Prozent zwischen Investitions- und Betriebsausgaben angestrebt“, ergänzt Armeesprecher Hofer. Gespart wird in der Schweiz also vor allem, um die eigene Effizienz zu steigern – ein schöner Ansatz.

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