Invest in Bravery – Unterstützung für Start-ups der Ukraine

In dieser Woche fand in Kiew die durch „Invest in Bravery“ organisierte und durch das tschechische Wirtschaftsministerium unterstützte Konferenz zur Förderung ukrainischer Start-ups statt, wobei die präsentierten Lösungen ausschließlich dem Freiheitskampf der Ukraine dienten. Drohnen bzw. deren Verbesserungen standen natürlich im Fokus, daneben aber auch intelligente Minen, Präzisionserweiterung für Artillerie und Lenkflugkörper sowie Vernetzungs- und Battle Management Software, um nur einige Beispiele zu nennen.
Die Ukraine hat in Kiew mit UNIT.City einen Komplex zur Förderung von Erfindungsgeist und technologischem Fortschritt aufgebaut. Hier zwei Roboter des chinesischen Unternehmens Unitree, mit denen die Möglichkeiten zur Unterstützung und Interaktion zwischen Mensch und Maschine erforscht werden.
Die Ukraine hat in Kiew mit UNIT.City einen Komplex zur Förderung von Erfindungsgeist und technologischem Fortschritt aufgebaut. Hier zwei Roboter des Unternehmens Unitree, mit denen die Möglichkeiten zur Unterstützung und Interaktion zwischen Mensch und Maschine erforscht werden.
Foto: CPM Defence Network/Dorothee Frank

Der Stv. Minister für Wirtschaft der Tschechischen Republik, Jan Kavalirek, hatte für die Verteidigung der Ukraine zudem weitere gute Neuigkeiten zum Event mitgebracht: 12 Millionen Euro wird Tschechien für ukrainische Start-ups zur Verfügung stellen. „Außerdem öffnen wir alle unsere Förderfonds für Start-ups aus der Ukraine“, berichtet Kavalirek. Dadurch würden die ukrainischen Entwickler denen aus Tschechien gleichgestellt, da die Verteidigung der Freiheit Europas aktuell wichtiger sei als nationaler Protektionismus.

Eine Ansicht, die auch von Martin Jõesaar vom EU Defence Innovation Office in Kiew geteilt wurde. Die Europäische Union investiere in den kommenden Jahren rund eine Milliarde Euro in die Förderung von Start-ups, allerdings handele es sich dabei EU-typisch um langfristige Projekte mit dem Fokus auf Ergebnissen in fünf bis zehn Jahren. Um diese Förderung zu erhalten, müssten sich mindestens drei Nationen für ein Projekt zusammenschließen, eines davon könne die Ukraine sein.

Innovationszyklen mit Start-ups der Ukraine nutzen

Während der von Invest in Bravery veranstalteten Konferenz zeigten allerdings besonders die Vertreter der ukrainischen Streitkräfte und auch von mehreren Start-ups Zweifel daran, dass solche langfristigen, mit entsprechenden bürokratischen Hürden versehene Fördertöpfe tatsächlich noch den heutigen Innovationszyklen im Bereich Defence gerecht werden.

Im Verteidigungskampf der Ukraine zeige sich schließlich überaus deutlich, dass die Themenbereiche Vernetzung, Drohnen, Information Warfare und vor allem die schnelle Reaktion auf die Fähigkeitsentwicklung des Gegners in allen diesen Bereichen entscheidend sind. Russland sei keineswegs träge, es passe seine Streitkräfte tatsächlich überaus geschickt und schnell an die Entwicklungen auf dem Gefechtsfeld an. Als ein Beispiel wurden Luftangriffe genannt, von denen Kiew erst in der letzten Woche schwer getroffen wurde. Russland greife nicht mit einer Art Wirkmittel an, sondern in kurzer Folge oder sogar zeitgleich mit verschiedenen – von iranischen Drohnen über nordkoreanische Raketen bis zu russischen Lenkflugkörpern.

Information Warfare als Massenvernichtungswaffe

Mehrere Redner bezeichneten zudem den Umgang des demokratischen Westens mit dem durch Russland betriebenen Informationen Warfare von naiv bis selbstmörderisch. Kate, die als Vertreterin des ukrainischen Äquivalents eines Kommandos für Strategische Aufklärung über ihre Erfahrungen berichtete, bezeichnete die heutigen Mittel des Information Warfare in ihren Auswirkungen auf die Bevölkerung sogar als eine Art moderner Massenvernichtungswaffe.

„Die Menschen werden mit Lügen überschüttet, sie versinken in dem ihnen aufgedrängten Narrativ, ohne dies überhaupt zu erkennen“, betont Kate. „Und die demokratischen Länder versuchen dem mit PR-Kampagnen zu begegnen, aber man kann diese Flut von Lügen nicht mit PR und Marketing bekämpfen. Ihr versteht einfach nicht, womit wir es wirklich zu tun haben!“

Russland habe seine Drehbücher, seine Methoden. Man könne Anomalien erkennen. Inaktive Accounts, die gehackt wurden. Bots, die aktiviert werden. News-Seiten und Influencer, die gefüttert werden. Und schließlich sogar Mikrotargetting, damit der einzelne Mensch in diesem Netz der Falschinformationen gefangen ist. Die Bevölkerung werde verunsichert, gesteuert. Man sehe dies immer mehr und mehr. „Der Information Warfare ist ebenso bedeutsam wie Maßnahmen der Elektronischen Kriegsführung, wie Drohnen, Panzer oder Raketen“, betont Kate.

Man habe die russischen Methoden in Europa gesehen, in Kanada, auch beim deutschen Wahlkampf. Es genüge einfach nicht zu beobachten, man müsse schnell handeln sobald sich die ersten Muster zeigen. Schließlich, so Kate, sei es Russland dank des Information Warfare bereits gelungen, „die USA zu übernehmen, ohne auch nur einen einzigen Schuss abzufeuern“.

KI als Chance zur Zusammenarbeit

Eine Gefahr für die Bürger gehe zudem von der immer größeren Verbreitung von Künstlicher Intelligenz (KI) aus. Schließlich erstelle die KI ihre Ergebnisse anhand empirischer Daten und die Vergangenheit habe gezeigt, dass verschiedene KI-Modelle während und nach einem russischen Information Warfare ganz eindeutig die russischen Narrative wiederholten, egal wie abstrus diese auch seien, so Kate. „Man hat diese Flut an Lügen, die alles andere ertränkt.“

Die Antwort darauf könne allerdings nicht sein, sich aus der KI zurückzuziehen, sondern die Technologie vielmehr zu erkennen und beherrschen. Deshalb sei es so wichtig, frühzeitig auch offensiv auf den Information Warfare zu reagieren. Deshalb sei es aber auch wichtig, eigene Kapazitäten und Fähigkeiten im Bereich Künstliche Intelligenz zu besitzen.

Der Stv. Minister für Wirtschaft der Tschechischen Republik, Jan Kavalirek, informierte sich bei seinem Besuch in UNIT.City über die Ausrichtung und den Aufbau des neuen ukrainischen Silicon Valleys.
Der Stv. Minister für Wirtschaft der Tschechischen Republik, Jan Kavalirek, informierte sich bei seinem Besuch in UNIT.City über die Ausrichtung und den Aufbau des neuen ukrainischen Silicon Valleys.
Foto: CPM Defence Network/Dorothee Frank

Auch hierbei will Tschechien mit der Ukraine zusammenarbeiten, damit beide Länder gemeinsam lernen und sich unterstützen können. „Wir glauben fest daran, dass KI und Quantencomputing einen großen Einfluss auf die Zukunft haben“, betont der Stv. tschechische Wirtschaftsminister Kavalirek. „Wir bauen deshalb eines der größten und besten europäischen Forschungszentren für Künstliche Intelligenz in Tschechien auf. Wir etablieren hierfür ein Forschungsinstitut und wir bauen riesige Datenzentren, um KI zu erstellen und zu erforschen.“

Kavalirek hält zudem ein Umdenken in der Europäischen Union in Bezug auf Künstliche Intelligenz für unerlässlich. „Ein großes Problem ist die Regulierung“, so Kavalirek. Die EU sei in der Vergangenheit sehr konservativ gegenüber neuen Technologien gewesen und habe sich mehr durch die Regulierung statt die Förderung hervorgetan. Dies ändere sich aktuell, benennt Kavalirek seine Einschätzung und betont: „Wir müssen die Vorteile, die KI uns allen bringt, auch nutzen.“ Tschechien sei hierfür bereit, gemeinsam mit der Ukraine, als gleichberechtigte Partner.

Mit WhatsApp immer auf dem neuesten Stand bleiben!

Abonnieren Sie unseren WhatsApp-Kanal, um die Neuigkeiten direkt auf Ihr Handy zu erhalten. Einfach den QR-Code auf Ihrem Smartphone einscannen oder – sollten Sie hier bereits mit Ihrem Mobile lesen – diesem Link folgen:

Beitrag teilen

Das könnte Sie auch interessieren

Anzeige
Euro Defence Expo

Verwendete Schlagwörter

AIDrohnenKIMinen
Index