Kiellegung der ersten P-8A Poseidon für Deutschland

Boeing und Spirit Aerosystems haben mit der Produktion der ersten von insgesamt acht P-8A Seefernaufklärern für Deutschland begonnen. Vertreter des BAAINBw, der Deutschen Marine und des deutschen P-8A Poseidon Industrieteams nahmen gestern an der entsprechenden Zeremonie, der sogenannten Kiellegung, im Werk von Spirit Aerosystems teil.
Die ersten P-8A Poseidon der Deutschen Marine werden ab Frühjahr 2025 in Nordholz eintreffen.
Die ersten P-8A Poseidon der Deutschen Marine werden ab Frühjahr 2025 in Nordholz eintreffen.
Bild: Boeing

Spirit Aerosystems ist für den Bau des Rumpfes der P-8A Poseidon verantwortlich und liefert diesen zur Endmontage an Boeing Commercial Airplanes im US-Bundesstaat Washington. Anschließend installiert Boeing Defense, Space & Security (BDS) militärische Missionssysteme und ist für Tests vor der Auslieferung verantwortlich

„Der heutige Tag ist ein wichtiger Meilenstein für unsere Partnerschaft mit der Bundeswehr. Mit der P-8A erhält sie ein hochmodernes Flugzeug für nahezu alle denkbaren Missionszenarien“, sagte Dr. Michael Haidinger, Präsident, Boeing Deutschland, anlässlich der Zeremonie. „Bei Wartung, Systemintegration und Training für Deutschlands zukünftige P-8A Flotte setzen wir auf lokale Partnerschaften. Mit der ESG Elektroniksystem- und Logistik GmbH und Lufthansa Technik ermöglichen wir die Unterstützung der Flugzeuge vor Ort und tragen zur Wertschöpfung in Deutschland bei.“

Alan Carson, Leiter Division Flugzeuge der ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH, ergänzte: „Die ESG ist sehr stolz darauf, Teil dieser leistungsfähigen Industriepartnerschaft zu sein. Der heutige Tag bedeutet einen weiteren wichtigen Meilenstein für das gesamte P-8-Programm und gibt uns allen zusätzlichen Schub, um der Deutschen Marine die P-8A mit ihrem herausragenden Fähigkeitsspektrum zeitgerecht zur Verfügung zu stellen und dann gemeinsam die höchste Betriebsverfügbarkeit der P-8A-Flotte zu gewährleisten.“

Einsatzbereitschaft in Kooperation

Die P-8A zeichnet sich durch Einsatzverfügbarkeit und technische Reife aus. Die weltweite P-8 Flotte von mehr als 160 Flugzeugen hat in den vergangenen zehn Jahren über 600.000 Flugstunden absolviert. Die Ähnlichkeit mit der zivilen Boeing 737-800, von der allein in Europa 1.600 Exemplare an Airlines ausgeliefert wurden, ermöglicht Zeit- und Kostenersparnisse bei Wartung und Training.

 

Teilnehmer der Kiellegungszeremonie der ersten deutschen P-8A Poseidon (v.l.n.r.): Stephen Schmidt (Boeing), Alan Carson (ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH), Fregattenkapitän Björn Malmus (BAAINBw), David Barnes (Boeing), Michael von Puttkamer (Lufthansa Technik) und Matt Kaslik (Boeing).
Teilnehmer der Kiellegungszeremonie der ersten deutschen P-8A Poseidon (v.l.n.r.): Stephen Schmidt (Boeing), Alan Carson (ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH), Fregattenkapitän Björn Malmus (BAAINBw), David Barnes (Boeing), Michael von Puttkamer (Lufthansa Technik) und Matt Kaslik (Boeing).

„Durch die technische Betreuung von tausenden Flugzeugen weltweit wissen wir genau, was es braucht, um die Einsatzbereitschaft von Flotten hoch zu halten“, sagte Michael von Puttkamer, Vice President Special Aircraft Services bei Lufthansa Technik. „Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Industrieteams freut es uns daher sehr, dass das erste Exemplar des modernsten Seefernaufklärers für die Deutsche Marine nun Form annimmt.“

Mit der P-8A profitiert die Deutsche Marine zudem von einer starken Infrastruktur in Europa und weltweit. Mit Deutschland sind insgesamt neun Staaten P-8A Nutzer, darunter fünf NATO Länder.

Erprobung neuer Konzepte mit der P-8A Poseidon

Die neuen Seefernaufklärer stellen für die Deutsche Marine nicht nur einen enormen Fähigkeitsaufwuchs da, es sollen zudem neue Konzepte der Seekriegführung erprobt werden, besonders auch im Zusammenspiel mit unbemannten Systemen. Auch hier profitiert Deutschland von den Versuchen anderer Marinen, z.B. demonstrierte eine P-8A Poseidon der Royal Air Force mit dem unbemannten System MQ-9B Sea Guardian erfolgreich Manned-Unmanned-Teaming (MUM-T). Dabei wurde gezeigt, dass der SeaGuardian die Aufgaben der U-Jagd ergänzen und unterstützen kann, einschließlich der Verfolgung, Überwachung und Meldung.

Deutschland plant, in diesem Jahr ebenfalls eine solche Testkampagne durchzuführen. Die Deutsche Marine werde „die Gelegenheit bekommen, mehrere Monate die MQ-9 SeaGuardian als Einstieg in das Manned-Unmanned Teaming mit der P-8A Poseidon zu testen“, sagte der Inspekteur Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack, Anfang Januar bei der Historisch-Taktischen Tagung (HiTaTa).

„Wir betrachten die einzelnen Boote und Schiffe nicht mehr isoliert, sondern immer auch mit dem Thema bemannte und bemannte Systeme“, sagte auch Konteradmiral Christoph Müller-Meinhard im November beim Webtalk des Bundesverbands der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV). „Also wenn wir z.B. an eine P-8 – die wir unter Vertrag haben – denken, dann wird eine P-8A Poseidon zukünftig mit einem unbemannten System zusammen operieren.“

Mit den acht unter Vertrag gegangenen P-8A Poseidon erhält die Deutsche Marine also einen normen Fähigkeitsaufwuchs und kann die ersten Schritte im Bereich der Integration von und Zusammenarbeit mit Drohnen gehen. Dass dies bereits jetzt geschieht und nicht erst, wenn die ersten neuen Seefernaufklärer im Frühjahr 2025 am Standort Nordholz in Niedersachsen eintreffen, ist dem aktiven Engagement der USA zu verdanken. Amerikanische P-8 Geschwader besuchen bereits deutsche Stützpunkte für Übungen, Ausbildung und Interoperabilitätstraining.

Dorothee Frank

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