MBDA Deutschland in der Zeitenwende

„Die Menschen bewerben sich auch bei uns, weil sie zur Sicherheit Deutschlands beitragen wollen. Weil sie in der Tätigkeit hier den Nutzen für die Gesellschaft erkennen“, sagt Thomas Gottschild, Geschäftsführer der MBDA Deutschland GmbH, anlässlich des Besuchs internationaler Medienvertreter in Schrobenhausen. Dieses Bedürfnis zur Unterstützung der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands habe zuletzt vor dreißig Jahren bestanden. „Wir sehen, dass das jetzt wieder zurückkommt. Und ich denke, das ist ein sehr positives Signal.“
„Wir sehen eine zunehmende Anzahl von Regeln, ein strengeres regulatorisches Umfeld“, sagt Thomas Gottschild, Geschäftsführer von MBDA Deutschland.
Foto: MBDA Deutschland

„Die Herausforderung, die etwas schwieriger zu bewältigen ist, ist das regulatorische Umfeld“, beschreibt Gottschild. „Wir sehen eine zunehmende Anzahl von Regeln, ein strengeres regulatorisches Umfeld.“ Vieles werde von einem rein bürokratischen Standpunkt aus betrachtet und festgelegt, von Vorgaben bis hin zu Steuern. Wobei Gottschild betont, dass dies nicht nur für die Verteidigungsindustrie gelte.

„Wir müssen aufpassen, dass die Bürokratie nicht zu weit geht und das wirtschaftliche Umfeld, in dem wir arbeiten, tatsächlich gefährdet.“ Schließlich gebe es auf dem heutigen globalen Markt genug Konkurrenten, deren Länder deutlich weniger Anforderungen stellten – und die deshalb schneller, mit weniger Vorgaben und weniger zur Bearbeitung der Bürokratie notwendigem Personal arbeiten könnten. Was sich direkt auf den Finanzbedarf auswirke und somit einen Wettbewerbsvorteil böte. „Wir müssen am Ende des Tages auf allen unseren Märkten gleiche Wettbewerbsbedingungen haben“, fordert Gottschild.

Die deutsche Verteidigungsindustrie sei in den Bereichen Know-how, Innovationsgeist und Ingenieurswesen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig. Zudem bemühten sich Deutschland und besonders das Verteidigungsministerium und das Beschaffungsamt der Bundeswehr um eine Beschleunigung der Beschaffungsprozesse. „Gleichzeitig fordert Verteidigungsminister Boris Pistorius die deutsche Industrie auf, sofort mit der Produktion zu beginnen und die Kapazitäten auf das Maximum zu steigern. Die deutsche Industrie reagiert, wir als Unternehmen reagieren, aber natürlich brauchen wir am Ende des Tages auch Verträge“, betont Gottschild. „Es müssen Verträge folgen, um unser Investment zu ermöglichen.“

Das Sondervermögen sei bisher – zumindest aus seiner Perspektive – noch nicht zur Entfaltung gekommen. „Bislang haben wir keinen konkreten Auftragseingang aus dem Sondervermögen in unseren Büchern“, sagt Gottschild. „Der Haushaltsausschuss hat im Oktober zwei Aufträge im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg bewilligt, einer davon aus unserem Bereich.“ Er sehe durchaus größere Verträge für sein Unternehmen in der Zukunft, die aus dem Sondervermögen finanziert würden, doch die Umwandlung der Mittel in konkrete Aufträge an die Industrie dauere weiterhin deutlich zu lange.

„Wir sehen, dass es in Deutschland wieder einen Fokus auf die nationalen Verteidigungsindustrien gibt. Wir bekommen verbale Unterstützung. Politiker sagen, wir sind ein willkommener Partner“, beschreibt Gottschild. „Wir sehen aber auch, dass im Moment das meiste Geld für die Schließung von Lücken im Bereich der deutschen Streitkräfte ausgegeben wird und nicht für neue Fähigkeiten und neue Entwicklungen.“

Trotz all dieser Fehler im System blickt Gottschild positiv in die Zukunft. Die Zeitenwende sei bei den Menschen angekommen, das sehe er in der Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die alle ihren Beitrag in diesen schwierigen Zeiten leisten wollen.

Dorothee Frank

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