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Großer Zapfenstreich für Stoltenberg – „Wir sind viele“

„Sag, was du denkst. Bleibe standhaft. Habe Verständnis und fördere die Zusammenarbeit unter den Verbündeten“, nannte Verteidigungsminister Boris Pistorius die drei Prinzipien des ehemaligen NATO-Generalsekretärs, Jens Stoltenberg, die auch für Pistorius‘ Arbeit entscheidend seien. Mit zahlreichen Gästen fand gestern in Berlin ein Großer Zapfenstreich zu Ehren Stoltenbergs statt. Dessen Liederauswahl zeugte von seiner Verbundenheit zu Deutschland.

Der Generalinspekteur der Bundeswehr Carsten Breuer, der scheidende NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und Bundesminister der Verteidigung Boris Pistorius (v. l. n. r.) beim Großen Zapfenstreich zu Ehren des scheidenden NATO-Generalsekretärs Jens Stoltenberg im Bundesministerium der Verteidigung in Berlin.
Der Generalinspekteur der Bundeswehr Carsten Breuer, der scheidende NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und Bundesminister der Verteidigung Boris Pistorius (v. l. n. r.) beim Großen Zapfenstreich zu Ehren des scheidenden NATO-Generalsekretärs Jens Stoltenberg im Bundesministerium der Verteidigung in Berlin.
Foto: Bundeswehr / Rolf Klatt

Bevor es auf den Platz zwischen Ehrenmal der Bundeswehr und Bendlerblock zum eigentlichen Großen Zapfenstreich kam, lud Bundesminister der Verteidigung, Boris Pistorius, gemeinsam mit der deutschen Außenministerin, Annalena Baerbock, zum Empfang im Ministerium. In sehr persönlichen Reden dankten die beiden Deutschen ihrem norwegischen Gast; insbesondere für seine „zielstrebige und klare“ Führung als NATO-Generalsekretär angesichts der russischen Bedrohung.

„Offen gesagt“, gestand Pistorius, „ist Deutschland bereits im Jahr 2014 aufgewacht, als Russland die Krim angriff und in den Donbass einmarschierte. Doch anstatt auf diesen Weckruf zu reagieren – wie du es getan hast – haben sich viele von uns umgedreht und auf die Schlummertaste gedrückt.“

Der ehemalige NATO-Generalsekretär wurde von Verteidigungsminister Boris Pistorius und Außenministerin Annalena Bearbock zum Großen Zapfenstreich nach Berlin eingeladen.
Der ehemalige NATO-Generalsekretär wurde von Verteidigungsminister Boris Pistorius und Außenministerin Annalena Bearbock zum Großen Zapfenstreich nach Berlin eingeladen.
Foto: cpm / Navid Linnemann

Erst die russische Vollinvasion in die Ukraine habe daran etwas geändert. „Es ist deinen Bemühungen zu verdanken, dass die NATO-Mitglieder nach dem russischen Angriff ihre Reihen geschlossen haben. Du hast dafür gesorgt, dass Moskaus Kalkül eines schwachen Westens, der wieder in den Dornröschenschlaf verfallen würde, dieses Mal nicht aufgegangen ist“, so Pistorius weiter.

Russische Bedrohung schwebt über allem

Auch die deutsche Außenministerin dankte in ihrer Rede Stoltenberg für die intensive und fruchtbare Zusammenarbeit. „Du hast von Anfang an betont“, rief Baerbock in Erinnerung, „dass es sich [bei Russland] um eine hybride Kriegsführung handelt. Und deshalb ist unser nationales Sicherheitskonzept und unsere Strategie auch nicht nur auf die militärische Seite ausgerichtet, sondern auf integrierte Sicherheit.“

Die Aufstellung "Großer Zapfenstreich" aus Soldaten des Wachbataillons und Musikkorps der Bundeswehr.
Die Aufstellung "Großer Zapfenstreich" aus Soldaten des Wachbataillons und Musikkorps der Bundeswehr.
Foto: Bundeswehr

Baerbock betonte vor dem Zapfenstreich den starken Einfluss, den der Norweger auf das Bündnis, aber auch auf die deutsche Politik in den vergangen zehn Jahren seiner Amtszeit hatte. Stoltenberg selbst brachte die anwesenden Gäste – darunter mit Franz Josef Jung, Thomas de Maizière und Christine Lambrecht, gleich drei ehemalige deutsche Verteidigungsminister – mit zahlreichen Anekdoten zum Schmunzeln.

So auch Stoltenbergs ständige Befürchtung, alles würde „zusammenbrechen“, sobald er ein Amt nicht mehr ausfülle. Das sei aber weder bei seinen Rücktritten als norwegischer Finanzminister noch als Premierminister geschehen. Daraus habe er gelernt: „Als ich als NATO-Generalsekretär zurücktrat, wusste ich, dass die NATO fortbestehen würde, denn die Stärke der NATO liegt darin, dass wir nicht einer, sondern viele sind, dass wir ein Bündnis sind.“

Abmarsch Großer Zapofenstreich.
Abmarsch Großer Zapofenstreich.
Foto: Bundeswehr / Rolf Klatt

„Wir alle wollen, dass der Krieg zu Ende geht“, rief Stoltenberg anschließend ins Gedächtnis, „aber wir wissen auch, dass der schnellste Weg, einen Krieg zu beenden, darin besteht, ihn zu verlieren. Aber den Krieg zu verlieren, wird der Ukraine keinen Frieden bringen, sondern eine Besatzung. Die Herausforderung besteht also nicht darin, den Krieg zu beenden – das kann man erreichen, indem man den Krieg verliert – die Herausforderung besteht darin, den Krieg so zu beenden, dass die Ukraine als souveräne demokratische Nation überlebt.“

Großer Zapfenstreich: Alte Kameraden

Stoltenberg pflegt eine enge Beziehung zu Deutschland, vielleicht auch, weil er jahrzehntelang – jedoch fälschlicherweise – aufgrund seines Nachnamens deutsche Vorfahren angenommen hatte. Stoltenberg ist gerne in Deutschland und freute sich auf die besondere Ehre des Großen Zapfenstreichs, dem protokollarisch höchstrangigen militärische Zeremoniell der Bundeswehr.

Interessantes Detail: Das Auswechseln der der Fackeln erfolgt – wie hier bei der sogenannten "Perlenkette" – möglichst unauffällig durch dunkel gekleidete Soldaten, die langsam und geschickt vorgehen.
Interessantes Detail: Das Auswechseln der der Fackeln erfolgt – wie hier bei der sogenannten "Perlenkette" – möglichst unauffällig durch dunkel gekleidete Soldaten, die äußerst langsam und geschickt vorgehen.
Foto: cpm / Navid Linnemann

Rund dreihundert Soldaten des Wachbataillons mit Gewehr und Fackel begleiteten das Musikkorps der Bundeswehr aus Siegburg unter der Leitung von Oberstleutnant Christian Weiper. Gemeinsam bildeten sie die Aufstellung „Großer Zapfenstreich“. Die drei Lieder, die im Rahmen der „Serenade“ unmittelbar nach dem Aufmarsch gespielt wurden, waren die NATO-Hymne, der Marsch „Alte Kameraden“, sowie das norwegische Trompeten-Stück „Vidda“. Eine Musikauswahl für seinen Zapfenstreich, die Jens Stoltenberg symbolischer nicht hätte treffen können.

Stoltenberg bleibt Deutschland verbunden

Vor dem Zapfenstreich hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Stoltenberg im Schloss Bellevue das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Doch auch beruflich wird es weiterhin Verbindungen zu Deutschland geben.

Bleibt Deutschland weiterhin verbunden: der zukünftige Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Jens Stoltenberg.
Bleibt Deutschland weiterhin verbunden: der zukünftige Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Jens Stoltenberg.
Foto: Bundeswehr / Rolf Klatt

Stoltenbergs Nachfolger im Amt des NATO-Generalsekretärs – der Niederländer Mark Rutte – ist bereits seit dem 1. Oktober im Amt. Er selbst wird ab 2026 den Vorsitz der Münchner Sicherheitskonferenz übernehmen, wodurch er weiterhin sowohl mit Deutschland als auch mit deutschen Spitzenpolitikern wie Boris Pistorius und Annalena Baerbock in Kontakt sein dürfte.

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