Türme für geschützte und gepanzerte Fahrzeuge

Der Markt an geschützten und gepanzerten Fahrzeugen wächst weiter – Ebenso jener für Türme dieser Fahrzeuge. Neben den 4×4 sind hier vor allem die 6×6- und 8×8 Modelle zu nennen. Beispiele sind die Bundeswehr (wie auch Großbritannien, Litauen und viele weitere mit dem GTK BOXER – in den Ausführungen Schwerer Waffenträger, Skyranger 30 und als PuBo für die Grenadiere), Finnland und Schweden mit dem Patria 6×6/CAVS, Schweiz mit dem PIRANHA, der französische Spähpanzer JAGUAR, Österreich mit PANDUR und Skyranger 30 oder der VBPT-MR (Viatura Blindada Transporte de Pessoal – Média de Rodas) in Brasilien.

Türme für Radpanzer: TPz FUCHS Evolution mit dem LuWa-Turm am Stand von Rheinmetall. (Grafik: AF)
TPz FUCHS Evolution mit dem LuWa-Turm am Stand von Rheinmetall.
Foto: cpm / André Forkert

Die Mobilitätsmodule bzw. Fahrzeuge sind aber nur der Anteil zur Fortbewegung und des Schutzes. Erst durch die Bewaffnung erhalten die Fahrzeuge ihren Zweck und ihre Durchsetzungsfähigkeit. Bei der Auswahl der Effektoren sind viele Bedingungen zu beachten, unter anderem die Gesamthöhe der Fahrzeuge, das Gewicht des Turms, die Dachlast, Breite des Turms, die Auswahl der aufzunehmenden Waffen und Menge der Munition, deren Reichweitenvorteil, usw. Vor allem Gewicht und Höhe sind limitierende Faktoren.

Der slowenische Spezialist für Türme VALHALLA zeigt anlässlich der Eurosatory in Paris fünf Türme sowie die kleine und leichte fernbedienbare Waffenstation (Remote Weapon Station / RWS) LOKI. Einige sind auf den Ständen der Partner und Auftraggeber zu sehen. VALHALLA hat bereits den Turm für den Luftbeweglichen Waffenträger (LuWa) – als Nachfolger des WaTr WIESEL entwickelt.

Zudem war die Firma am Turm des Skyranger 30 von Rheinmetall beteiligt. Auch wurde der Turm für das Flug-/Drohnenabwehrsystem Sky Warden NNbS (Nah- und Nächstbereich) von MBDA auf der Mobilitätsplattform ENOK 9.5 von ACS Armoured Car Systems (ACS) entwickelt. Sky Warden nutzt die Lenkflugkörper SADM und MISTRAL von MBDA.

Geschütztes HRON-Fahrzeug mit den LuWa-Turm. (Foto: DefTech)
Geschütztes HRON-Fahrzeug mit den LuWa-Turm.
Foto: DefTech

Am Stand der DefTech aus Slowenien wird das Fahrzeug HRON zu sehen sein. Dabei handelt es sich um ein geländegängiges Infanterie-Kampffahrzeug mit ballistischem- und Minenschutz. Integriert werden können die beiden VALHALLA-Türme MIDGARD 127 und MIDGARD 200. Der kleinere MIDGARD 127 kann schwere Maschinengewehre wie das M2 im Kaliber .50 BMG aufnehmen. Die Höhe der Waffenanlage beträgt 76 cm und das Gewicht – inklusive Waffe und Munition) 250 kg.

Der MIDGARD 200-Turm kann als Hauptbewaffnung Maschinenkanonen bis 25 mm aufnehmen. Unter anderem die Rheinmetall RH-202 im Kaliber 20×139 mm. Auch die M811 Maschinenkanone des französischen Waffenherstellers KNDS (ehemals Nexter) im Kaliber 25×137 mm, oder die elektrisch betriebene Maschinenkanone M242 Bushmaster im Kaliber 25 mm (25×137 mm) ist möglich. Hier beträgt die Höhe 76 cm und das Gewicht – inkl. Waffe und Munition – 400 kg.

Damit kann die Waffe auch auf kleineren und leichteren Fahrzeugen integriert werden. So wurde die Waffe bereits auf dem des 4X4 High Mobility Armored Vehicle HOPLITE von EODH oder auf den TPz FUCHS von Rheinmetall integriert. Jetzt kommt der HRON mit der 25 mm-Bewaffnung hinzu. Hierbei handelt es sich um ein Projekt für die Slowakei. Neben der 25 mm-Hauptwaffe können optional auch fünf ungelenkte Raketen im Kaliber 40 mm integriert werden.

Neue Türme auch für den Fuchs

Bei Rheinmetall ist der TPz FUCHS mit dem LuWa-Turm von VALHALLA zu sehen sein. Dabei handelt es sich um den Rheinmetallvorschlag für Spähwagen NG (New Generation) der Bundeswehr. Also dem Nachfolger des FENNEK. Der LuWa-Turm läuft beim BAAINBw unter der Bezeichnung „Turm mittlere Kräfte“.

„Die Aufnahme einer Waffenanlage Maschinenkanone 25mm (MK) und Panzerabwehr (PzAbw), eine hohe Mobilität im Gelände bei moderatem Schutzniveau und die Lufttransportfähigkeit als Innenlast im und Außenlast am Schweren Transporthubschrauber (STH) stellen die Kernforderungen des LuWa dar und sind designbestimmend“, schreibt das BAAINBw.

TPz FUCHS Evolution mit dem LuWa-Turm am Stand von Rheinmetall. (Grafik: AF)
TPz FUCHS Evolution mit dem LuWa-Turm am Stand von Rheinmetall.
Foto: cpm / André Forkert

Damit die Lufttransportfähigkeit im STH (Sikorsky Ch-53 GA/GS sowie Boeing CH-47 CHINOOK) sichergestellt werden kann, ist die maximale Fahrzeuglänge auf 4,2 Meter, die maximale Höhe auf 1,87 Meter und die maximale Breite des LuWa auf 1,9 Meter zu beschränken.

Als Kanone wurde ursprünglich die Rheinmetall BK27 im Kaliber 27×145 mm ausgewählt jedoch nach der Entscheidung die F35 als Nachfolger des TORNADO zu beschaffen auf das Kaliber 25mm x137 geändert und eine Kanone mit diesem Kaliber ausgeschrieben. Zur Panzerabwehr wird das System MELLS (Mehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem) integriert.

Slownien bringt eine Vielzahl von Türmen nach paris

VALHALLA zeigt am eigenen Stand ein Joint Light Tactical Vehicle (JLTV) mit einer 25 mm-Bewaffnung. Diese im Kaliber 25×137 mm soll als leichtes Flugabwehrsystem dienen, inklusive programmierbarer (Airburst) Munition.

Ebenfalls dort wird die Fernbedienbare Waffenstation LOKI gezeigt. Eine RCWS ist ein wichtiger Aspekt des Selbstschutzes auf dem Gefechtsfeld, auch bei leichten Fahrzeugen. Um die Fahrzeughöhe nicht unnötig weiter zu erhöhen, werden Waffenstation mit möglichst geringer Bauhöhe benötigt.

Hier bietet sich die LOKI von VALHALLA an. LOKI kann Bewaffnungen von 5,56×45 mm bis 12,7×99 mm (.50 BMG) aufnehmen. Zum Beispiel das Maschinengewehr Heckler & Koch MG4, FNM249 von FN Herstal (beide im Kaliber 5,56×45 mm), oder die Maschinengewehre MG 5, M240, FN MAG58 oder PKMT (alle im Kaliber 7,62×51 mm).

Auch das auch das russische Kaliber 12,7×108 mm ist möglich. Die Höhe der Waffenanlage beträgt nur 56 mm und das Gewicht – inkl. Waffe und Munition – 90 kg. LOKI mit im Kaliber 5,56 mm 750 Patronen und bei 7,62 mm 500 Patronen auf.

VALHALLA RWS LOKI mit MG und Flugkörper MBDA ENFORCER. (Grafik: VALHALLA)
VALHALLA RWS LOKI mit MG und Flugkörper MBDA ENFORCER.
Grafik: VALHALLA

Auch bei der LOKI ist die Integration von Raketen optional möglich. So wurde bereits der MBDA ENFORCER erfolgreich seitlich angebracht. LOKI wurde mit einem 7,62 mm-Maschinengewehr für das slowenische Projekt MAN HX 8×8 – ein Rheinmetall-fahrzeug – erfolgreich umgesetzt.

Dank LOKI konnte die Maximalhöhe so geringgehalten werden, dass die Straßenzulassung erhalten bleiben konnte. LOKI bietet eine automatische Zielverfolgung, einen Tag- und Nacht Kanal, einen Feuerleitrechner und Munitionszähler, Gyro-Stabilisierung, Laser Entfernungsmesser, eine Warnung vor dem Munitions-Ende und ist in der Lage bewegliche Ziele zu bekämpfen.

Unbemanntes aus Australien

Ein anderer Anbieter für leichte, kompakte und ferngesteuerte Waffenstationen ist das australische Unternehmen Electro Optic Systems Pty Ltd (EOS). Diese werden in Deutschland und Teilen von Europa durch Diehl Defence angeboten.

JLTV-Fahrzeug mit dem MANGART 25 mm Turm von VALHALLA. (Foto: VALHALLA)
JLTV-Fahrzeug mit dem MANGART 25 mm Turm von VALHALLA.
Foto: VALHALLA
OSKOSH JLTV-Fahrzeug mit dem MANGART 25 mm Turm am Stand von VALHALLA. (Foto: AF)
OSKOSH JLTV-Fahrzeug mit dem MANGART 25 mm Turm am Stand von VALHALLA.
Foto: cpm / André Forkert
OSKOSH JLTV-Fahrzeug mit dem MANGART 25 mm Turm am Stand von VALHALLA. Hier die LOKI Waffenstation seitlich verbaut als Zweitbewaffnung. (Foto: AF)
OSKOSH JLTV-Fahrzeug mit dem MANGART 25 mm Turm am Stand von VALHALLA. Hier die LOKI Waffenstation seitlich verbaut als Zweitbewaffnung.
Foto: cpm / André Forkert

Effektive Türme auch auf LKW

Einen ganz Ansatz zeigt Rheinmetall mit dem LKW HX 8×8 und dem SCORPION NG Load Handling System. Dabei agiert Rheinmetall zusammen mit Partner Palfinger für das Handling System.

Mit diesem Ansatz wird dank des Load Handling Systems aus jedem geschützten LKW ein Effektor-Träger. Hier konkret: Türme für das System Skyranger. So kann schnell eine LKW-Flotte erweitert und die Flugabwehr für den rückwärtigen Raum verstärkt werden.

In Abhängigkeit von Gewicht des Effektors und den Rückstoßwirkungen der Waffe können LKW 8×8 oder 10×10 notwendig sein. Auch hat es Einfluß, ob zum Beispiel Türme nur nach vorne über die Fahrerkabine oder auch seitlich gewirkt werden können.

Der Skyranger-Turm auf LKW HX 8x8. (Foto: AF)
Der Skyranger-Turm auf LKW HX 8x8.
Foto: cpm / André Forkert
Der Skyranger-Turm auf LKW HX 8x8. (Foto: AF)
Der Skyranger-Turm auf LKW HX 8x8.
Foto: cpm / André Forkert
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