Der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Hitschler und der australische Rüstungsminister Pat Conroy unterzeichneten am 23. März eine Zusammenarbeitserklärung zur beabsichtigen Beschaffung von mehr als 100 Gefechtsfahrzeugen des Typs „Schwerer Waffenträger Infanterie“. Diese sollen im Deutschen Heer bereits 2025 das Waffensystem WIESEL ablösen und der Jägertruppe mehr Durchsetzungsfähigkeit im Gefecht bieten. Dazu ist geplant, dass jedes Bataillon zwölf dieser Kampffahrzeuge, basierend auf der bewährten BOXER-Fahrzeugfamilie erhält.
Wie sowohl das deutsche Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) als auch das australische Verteidigungsministerium heute mitteilten, sind Deutschland und Australien dem Abschluss eines Großvertrags zur Lieferung von schweren Boxer-Waffenträgerfahrzeugen durch Australien an die deutsche Armee einen großen Schritt nähergekommen. Thomas Hitschler, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMVg, und der australische Verteidigungsminister Pat Conroy unterzeichneten am 23. März eine Kooperationsvereinbarung, um formelle Verhandlungen zur Produktion der Fahrzeuge in Queensland für den Export nach Deutschland aufzunehmen.
Ersatz für rund 30 Jahre alte Wiesel MK und Wiesel TOW/MELLS
Das zukünftig Fähigkeitsspektrum des Heeres soll durch eine Kombination aus leichten, luftbeweglichen Kräften (Infanterieanteile), schweren, durchsetzungsfähigen Kräften (Panzergrenadier- und Panzertruppe) sowie mittleren, selbstverlegefähigen Kräften gebildet werden. Der Schwerpunkt dieser sogenannten Mittleren Kräfte liegt auf der Jägertruppe, die mit den neuen Schweren Waffenträgern Infanterie deutlich mehr Durchsetzungsfähigkeit erlangen sollen. Hierzu ist geplant, die rund 30 Jahre alten Wiesel MK und Wiesel TOW/MELLS zu ersetzen. Zur Ausstattung der neuen Kräftekategorie ist die Beschaffung von zwölf Kampffahrzeugen pro Bataillon (vier pro Zug) erforderlich.
Beschaffung von mehr als 100 Gefechtsfahrzeugen
Beabsichtigt sei die Beschaffung von mehr als 100 sogenannten Schweren Waffenträgern Infanterie, ein Gefechtsfahrzeug, das auf der bewährten BOXER-Fahrzeugfamilie basiert und nun um einen bemannten Turm mit einer 30mm-Kanone ergänzt werden soll. Die spätere Produktion werde laut Angaben des australischen Verteidigungsministeriums in Rheinmetalls Kompetenzzentrum für Militärfahrzeuge in Brisbane erfolgen.
Die Fertigung der ersten „Combat Reconnaissance Vehicle“ (CRV) des zweiten Loses für die Australian Defence Force startete derweil bereits Anfang dieser Woche im neu errichteten australischen Rheinmetall-Werk in Ipswich, Queensland, wie der Rüstungskonzern am 20. März berichtete. Auf diesen CRV-Boxern Block II – fortschrittlichen, gepanzertes 8×8-Fahrzeugen, die man unter anderem an neuen Rädern und tragfähigeren Reifen erkennt –, sollen auch die Schweren Waffenträger Infanterie für die deutschen Streitkräfte aufbauen. Sie verfügen über ein Fahrmodul, das derzeit noch nicht in der Bundeswehr eingeführt ist.
Höheres Gefechtsgewicht durch bemannten Turm erwartet
Standard in der Bundeswehr ist derzeit noch die Konfiguration mit der Versionsbezeichnung A2, mit bereits verstärktem Minenschutz unter der Wanne und verstärkten Radkästen. Auch das Fahrersichtsystem und die Kühlluft- und Abgasführung sind bei diesem Modell bereits verändert. Für den schweren Waffenträger Infanterie ist diese Version mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 36,5 Tonnen und 530 kW MTU-Dieselmotor aber nicht ausreichend, da das neue Gefechtsfahrzeug aufgrund des Turmes vom Typ Rheinmetall Lance 2 Block II ein höheres Gefechtsgewicht haben wird. Australien hat deshalb das zulässige Gesamtgewicht bereits auf 38,5 Tonnen erhöht.
Bewaffnung der neuen Schweren Waffenträger Infanterie
Als Bewaffnung sind für den zukünftigen Schweren Waffenträger Infanterie die vom Schützenpanzer Puma bekannten Maschinenkanonen MK30-2 im Kaliber 30 Millimeter sowie ein Turm-Maschinengewehr vom Typ FN MAG im Kaliber 7,62 mm x 51 geplant. Verfügen soll das System außerdem über einen integrierten Werfer für Panzerabwehrlenkflugkörper des Typs MELLS (Mehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörper-System).
Da der CRV-Boxer als Ursprungsfahrzeug auf den Bedarf der australischen Streitkräfte hin konfiguriert wurde, ist davon auszugehen, dass es bis zur Einführung in die Bundeswehr weitere Anpassungen geben wird. Dennoch beschleunigt die geplante Kooperation mit dem Wertpartner Australien die Beschaffung des geplanten neuen Gefechtsfahrzeugs.
Zulauf der Fahrzeuge für 2025 geplant
Gemeinsames Ziel sei es, dass der Zulauf erster Fahrzeuge 2025 beginnen kann. Die parlamentarische Billigung soll nach der Vertragsreife nun daher so schnell wie möglich eingeholt werden, damit dieser straffe Zeitplan auch eingehalten werden kann. Die Finanzierung des Vorhabens soll laut BMVg aus dem Sondervermögen der Bundeswehr erfolgen. Reserviert sind hierfür derzeit rund zwei Milliarden Euro aus der Gesamtsumme von 100 Milliarden.
Autor: Wibke Pfeiffer/cpm Redaktion