Mit Unterstützung aus Schweden startet die Ukraine die Produktion eigener Terminals für europäisches Satelliteninternet. Ein entsprechender Vertrag zwischen dem ukrainischen Unternehmen Stetman LLC und dem schwedischen Hersteller von SATCOM-Terminals Requtech wurde jüngst unterzeichnet. Ziel ist es, sich von der Abhängigkeit zu Starlink zu lösen und eine eigenständige, sichere Kommunikationsinfrastruktur aufzubauen.
Kritisch für die Kommunikation an der Front ist eine stabile Verbindung über Satelliten. Nach der russischen Vollinvasion vor über drei Jahren hatte der US-amerikanische Tech-Oligarch Elon Musk mit seinem Satelliteninternet Starlink schnell reagiert – die Ukraine nutzt mittlerweile rund 50.000 Terminals für die Kommunikation via den US-Satelliten. Doch stellt sich weniger der die Frage, ob Musk Starlink für die Ukrainer abschaltet, als wann er es macht. Es wäre nicht das erste Mal.
Grund genug für die Ukrainer, sich nach Alternativen umzuschauen. Die EU vermittelt derweil, um Lösungen mit europäischen Anbietern zu ermöglichen. Der französische Satellitenbetreiber Eutelsat mit seinem aus Großbritannien übernommenen System OneWeb gilt als einer von vier geeigneten Kandidatin – wenngleich mit deutlich weniger Satelliten im All.
Terminals am Boden für Internet via Satelliten
Ausreichend Satelliten sind jedoch nur eine Komponente für eine funktionierende Kommunikation an der Front. Ebenso wichtig sind die Terminals am Boden, die beispielsweise in Gefechtsständen oder auf Fahrzeugen installiert sind. Für Starlink stehen der Ukraine rund 50.000 solcher Terminals zur Verfügung – finanziert größtenteils von europäischen Partnerstaaten, gebaut auch in der Ukraine.
Das ukrainische Unternehmen Stetman baut bereits sei zweieinhalb Jahren das Terminal STARMOD für einen Zugang zu Starlink. Jetzt ist das Unternehmen eine Kooperation mit dem schwedischen Hersteller von Satellitenhardware Requtech eingegangen, um auch Terminals für den Zugang zu den Diensten der europäischen Anbieter OneWeb (Eutelsat) und Intelsat (SES) zu produzieren.
Kern der neuen Initiative ist eine Lizenzvereinbarung zwischen Requtech und Stetman. Die Vereinbarung erlaubt Stetman die lokale Produktion von Flachantennen-Terminals, wie sie für OneWeb- und Intelsat-Verbindungen benötigt werden. Diese sollen vor allem in mobilen militärischen Anwendungen zum Einsatz kommen.
Die Fertigung soll in einer ukrainischen Hightech-Produktionsstätte stattfinden. Stetman-CEO Dmytro Stetsenko erklärte in einem Interview mit der ukrainischen Plattform DOU, man könne zunächst 2.000 bis 10.000 Einheiten monatlich ausliefern. „Wir passen es an unsere Bedürfnisse an und integrieren unser eigenes Design und unsere eigenen Komponenten, die wir bereits erfolgreich in STARMOD für Starlink eingesetzt und in den letzten 2,5 Jahren an die Sicherheits- und Verteidigungskräfte der Ukraine geliefert haben“, erklärte Stetsenko.
Starlink vs. OneWeb/Intelsat – Unterschiede
Während laut der ukrainischen Nachrichtenplattform Militarnyi Starlink durch eine hohe Bandbreite und geringe Latenz überzeugt, sind die Konkurrenten OneWeb und Intelsat weniger leistungsstark. Ihre Vorteile liegen dafür in der Verschlüsselung und bei der Abdeckung bestimmter Gebiete. Die neuen Terminals von STETMAN für die europäischen Systeme erreichen laut dem Unternehmen Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 50 Mbps, während man bei Starlink auf Geschwindigkeiten von 20 bis 200 Mbps kommt.
Für die meisten militärischen Anwendungen sei die niedrige Geschwindigkeit allerdings völlig ausreichend. Im Gegensatz zu Starlink – das auf eine Vielzahl erdnaher Satelliten setzt – verfügen OneWeb und Intelsat auch auf geostationäre Satelliten. Das ermöglicht stabilere Verbindungen über größere Distanzen, auch unter schwierigen Bedingungen.
Weniger Abhängigkeit von Starlink
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs stützt sich die ukrainische Armee stark auf das Satelliteninternet von Starlink, um sichere Kommunikation und Koordination im Feld zu gewährleisten. Mit der Produktion eigener Satelliteninternet-Terminals für europäische Systeme geht die Ukraine auch einen Schritt in Richtung digitaler Unabhängigkeit.
Mit WhatsApp immer auf dem neuesten Stand bleiben!
Abonnieren Sie unseren WhatsApp-Kanal, um die Neuigkeiten direkt auf Ihr Handy zu erhalten. Einfach den QR-Code auf Ihrem Smartphone einscannen oder – sollten Sie hier bereits mit Ihrem Mobile lesen – diesem Link folgen:
