Beim Vorhaben Luftverteidigungssystem Nah- und Nächstbereichsschutz (LVS NNbS) verzögern sich die auf Boxer zu realisierenden Systemanteile. Der Skyranger-Boxer kommt dabei nach jetzigem Sachstand zwar fünf Monate später als geplant in die Truppe, aber der Abschluss der Serienlieferung verzögert sich nicht. Die Entwicklung der Nächstbereichsanteile – Flugabwehrraketen- und Feuerleitpanzer – liegen aktuell allerdings rund zwölf Monate hinter dem ursprünglichen Zeitplan.
Wer denkt ein Boxer ist ein Boxer, der irrt. Die scheinbar einheitliche Fahrzeugplattform der Mittleren Kräfte der Bundeswehr ist nicht mehr so einheitlich, wie in den Ursprungsplanungen vorgesehen. Dies resultiert sowohl aus nationalen Anpassungen der Programmteilnehmer als auch beispielsweise aus der einfachen Notwendigkeit, mehr Gewicht aufnehmen zu können.
Die vier Konstruktionsstände des Boxer-Fahrmoduls
In der Modelllandschaft Boxer werden derzeit vier Konstruktionsstände unterschieden. Die aktuell in der Bundeswehr genutzten Boxer-Fahrmodule haben den Konstruktionsstand A2. Die britischen Streitkräfte nutzen das ebenfalls über die ARTEC beschaffte A3-Fahrmodul. Die neuen Fahrmodule für Deutschland, Großbritannien, die Niederlande und Litauen werden B0 (B-Null) genannt. Dazu kommen – als neue Hauptwaffe der Mittleren Kräfte – die australischen C0 (C-Null)-Boxer von Rheinmetall, der Schwere Waffenträger Infanterie der Bundeswehr.
Ursprünglich sollte das Skyranger-Missionsmodul auf dem C0-Fahrmodul des Schweren Waffenträgers realisiert werden. Das Umschwenken auf B0 erfolgt nunmehr im Einvernehmen zwischen Amts- und Industrieseite, wurde CPM Defence Network aus dem Beschaffungsamt berichtet. Ziel ist dabei die Rückkehr zur einheitlichen Flotte, da alle neuen Varianten in Absprache mit den multinationalen Partnern auf dieser Plattform gerüstet werden.
Zur Realisierung B0 sind allerdings noch Entwicklungsleistungen zu erbringen, die nur noch Zeit bei geringem Realisierungsrisiko benötigen, so die Einschätzung aus dem BAAINBw. Zur Vermeidung von Zeitverlusten wurde daher das erste bereits an die Bundeswehr gelieferte Skyranger-Nachweismuster für die Erprobung auf einer Industrieplattform gerüstet.
Die nicht nur durch den Austausch der Fahrzeugplattform, sondern auch bei der Integration des Lenkflugkörpers Stinger entstandene Verzögerung – mittlerweile ist die Small Anti-Drone Missile von MBDA Deutschland für den Skyranger vorgesehen – soll im Verlauf der Beschaffung dadurch aufgefangen werden, dass Rheinmetall die Produktion des B0 deutlich hochfährt und somit schneller liefern kann als ursprünglich vorgesehen.
Durch die geplante Verdoppelung der Produktion bei Rheinmetall soll sich der neue Zeitplan zum Abschluss der Lieferung somit halten lassen, konnte CPM Defence Network beim Unternehmen erfahren. Ohne diese Maßnahme seitens der Industrie würde die Sofortbeschaffung Skyranger im Rahmen von NNbS deutlich später der Truppe zur Verfügung stehen.
Entwicklung LVS NNbS dauert 12 Monate länger
Im Rahmen des Vorhabens Luftverteidigungssystem Nah- und Nächstbereichsschutz (LVS NNbS) sind neben dem Skyranger zwei weitere Systemanteile auf dem Boxer-Fahrmodul B0 vorgesehen. Eine davon ist der Flugabwehrraketenpanzer, der auch als deutsches IRIS-T SLS bezeichnet wird (das ukrainische IRIS-T SLS wurde auf einem ungeschützten Fahrzeug realisiert, das schwedische auf einem Hägglunds). Die weitere, Boxer-gestützte Komponente in NNbS ist der Feuerleitpanzer, der die Führungsfähigkeit der Luftverteidigungslösung in der Bewegung gewährleisten soll.
Auch diese beiden Boxer-Missionsmodule sollen nun auf dem B0-Fahrmodul entstehen. Insgesamt kommt es zu einer Projektverzögerung von ca. zwölf Monaten. Gemeinsam mit der Industrie – hier die ARGE NNbS – wurde vereinbart, so die Informationen von Beschafferseite gegenüber CPM Defence Network, dass durch die Erhöhung der Produktion und Beschleunigung der Auslieferung das Beschaffungsende wieder im Zeitplan liegen wird. Hierbei gilt es allerdings zu bedenken, dass für LVS NNbS Teilprojekt 1 – zu dem auch die Entwicklung des FlaRak-Panzers und des Feuerleitpanzers gehört – bisher nur ein Entwicklungsvertrag besteht. Doch die Industrie versicherte CPM Defence Network, dass sie selbstverständlich dazu bereit sei, den Serienvertrag früher abzuschließen, um die zeitlichen Auswirkungen auf die Serie soweit wie möglich zu vermeiden.
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