Windentraining der Luftrettung in Lehnin – Präzision auf 50 Metern Höhe

Seit mehr als fünf Jahrzehnten ist die Luftrettung ein fester Bestandteil der medizinischen Notfallversorgung in Deutschland – und die Bundeswehr spielt dabei bis heute eine wichtige Rolle. Beim Windentraining der Berliner „Christoph 100“-Crew zeigt sich, wie militärische Präzision und zivile Kooperation Hand in Hand gehen. Gleichzeitig stellte Airbus Helicopters in dieser Woche mit dem H140 erstmals in Deutschland einen neuen Hubschrauber vor, der speziell für die Luftrettung entwickelt wurde.

Crew des Rettungshubschraubers "Christoph 100" trainiert einmal jährlich das Windentraining im Flugbetrieb.
Crew des Rettungshubschraubers "Christoph 100" trainiert einmal jährlich das Windentraining im Flugbetrieb. Das unveränderte Bild ist für die redaktionelle Nutzung unter Nennung der Quelle freigegeben. (CC BY-ND 4.0) https://creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/ / Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/176538 / Die Verwendung dieses Bildes für redaktionelle Zwecke ist unter Beachtung aller mitgeteilten Nutzungsbedingungen zulässig und dann auch honorarfrei. Veröffentlichung ausschließlich mit Bildrechte-Hinweis.
Foto: PIZ Unterstützung

Ein dumpfes, lauter werdendes Rattern der Rotoren ist meist das Erste, was man von einem herannahenden Hubschrauber mitbekommt. So auch über dem Truppenübungsplatz Lehnin, auf dem jetzt die Crew des Rettungshubschraubers „Christoph 100“ für das besonders wichtige Windentraining flog.

Luftrettung per Winde – Wenn jede Sekunde zählt

Luftrettung per Hubschrauber ist entscheidend, weil sie in kritischen Notfällen Zeit spart, die oft über Leben und Tod entscheidet. Hubschrauber erreichen in Minuten Orte, die mit dem Rettungswagen schwer oder gar nicht zugänglich sind – sei es in unwegsamem Gelände, auf Autobahnen oder Hochhäusern.

Doch auch sie können nicht überall landen – hier kommt die Winde ins Spiel. Notärzte können mit ihr abgesetzt, Patienten aufgenommen werden. „Das ist für den Winden-Operator, der gleichzeitig auch Pilot ist, fliegerisch extrem anspruchsvoll“, erläuterte Oberstarzt Dr. Lutz Siegl. Der Teil der Hubschrauber-Crew sowie Leiter des Zentrums für Notfall- und Rettungsmedizin am Bundeswehrkrankenhaus Berlin ist und am Windentraining teilnahm.

Windentraining ist Präzisionsarbeit

Einmal im Jahr trainiert die Besatzung des Berliner Rettungshubschraubers mit dem Windentraining das Retten aus der Luft unter realistischen Bedingungen. Das Winden-Szenario ist besonders anspruchsvoll – oft muss auf engem Raum oder in Schräglage operiert werden.

Die Rettung mit der Seilwinde erfolgt immer dann, wenn eine Landung am Einsatzort nicht möglich ist.
Die Rettung mit der Seilwinde erfolgt immer dann, wenn eine Landung am Einsatzort nicht möglich ist. Das unveränderte Bild ist für die redaktionelle Nutzung unter Nennung der Quelle freigegeben. (CC BY-ND 4.0) https://creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/ / Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/176538 / Die Verwendung dieses Bildes für redaktionelle Zwecke ist unter Beachtung aller mitgeteilten Nutzungsbedingungen zulässig und dann auch honorarfrei. Veröffentlichung ausschließlich mit Bildrechte-Hinweis.
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Die Herausforderung beim Windentraining liegt im Zusammenspiel: Der Pilot muss das Luftfahrzeug präzise in der Luft positionieren, damit die Winde punktgenau das Rettungsteam absetzen oder wieder aufnehmen kann – und das auch unter widrigen Bedingungen wie Seitenwind, Nacht oder urbaner Enge. Fingerspitzengefühl und Teamarbeit entscheiden über Sekunden und damit über Leben.

„Der Pilot sieht uns nur als kleinen Punkt an einem 50 Meter langen Seil hin und her pendeln“, beschrieb Dr. Siegl die Ausbildung der Besatzungsmitglieder des DRF-Hubschraubers RTH 2706 „Christoph 100“. „Bei Wind ist das besonders gefährlich, denn der Hubschrauber verschiebt sich somit auch das Seil, und er muss uns trotzdem absetzen.“

An zwei Tagen übte die Berliner Crew unterschiedliche Szenarien beim Windentraining – mal mit „Bergesack“, mal mit Rettungstuch. Wichtig ist, dass sich Routine einstellt, damit Handzeichen und Kommandos klar sind, das Verhalten bei offener Kabinentür sicher abläuft.

55 Jahre Luftrettung – Militärische Erfahrung im zivilen Einsatz

Bundesweit gibt es 88 Rettungshubschrauber-Stationen mit 135 RTHs, die größtenteils vom ADAC betrieben werden. Der erste Einsatz von „Christoph“ (heute „Christoph 1“) erfolgte 1970 in München. Auch die Bundeswehr war damals noch stark in die zivile Luftrettung eingebunden.

Sie betrieb mehrere Stützpunkte mit Helikoptern, meist vom Typ Bell UH-1D – unter anderem über die Bundeswehrkrankenhäuser in Hamburg, Ulm und Koblenz. Nach der Wende übernahmen die deutschen Streitkräfte auch Verantwortung für Luftrettungsstützpunkte in Schwerin, Jena, Erfurt und Bad Saarow.

Eine Bell UH-1D als SAR 71 des Lufttransportgeschwaders 63 war in Hamburg für die Luftrettung stationiert.
Eine Bell UH-1D als SAR 71 des Lufttransportgeschwaders 63 war in Hamburg für die Luftrettung stationiert.
Foto: wikimedia / SKopp

Das militärische Engagement in der Luftrettung – die jeweils einen Fall der Amtshilfe darstellt – ging in den letzten Jahren stark zurück. Heute fliegt die Bundeswehr nur noch im Bereich SAR, nicht mehr als Teil der „Christoph“-Flotte.

Doch auch hier gibt es – wie im Fall von „Christoph 100“ – noch zivil-militärische Zusammenarbeit. Stationiert ist diese Berliner Crew als eine von drei RTHs der Hauptstadt am Helios-Klinikum Berlin-Buch. Der Helikopter und die Piloten stammen von der Deutschen Rettungsflugwacht (DRF), das medizinische Personal wird teils von der Bundeswehr, teils von der Feuerwehr gestellt. Auch in Koblenz und Ulm sind beispielsweise Soldatinnen und Soldaten für die dortigen Luftretter als medizinisches Personal im Einsatz.

Technik im Wandel – vom UH-1D zum Airbus H140

Während das Personal an Bord der Rettungshubschrauber seine Fähigkeiten stetig trainieren, muss auch die Technik der Luftrettung aktuell bleiben. Ein gutes Beispiel ist der neue Airbus H140, der in dieser Woche erstmals in Deutschland öffentlich gezeigt wurde.

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie auf unserer Schwesterseite security-network.com.

Erstmals in Deutschland einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt: der neue Airbus H140.
Erstmals in Deutschland einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt: der neue Airbus H140.
Foto: CPM / Navid Linnemann

Der H140 soll die Lücke zwischen den bewährten Modellen H135 und H145. Das Besondere: Airbus Helicopters entwickelte das neue Luftfahrzeug in enger Zusammenarbeit mit den Luftrettern. DRF, ADAC und weitere Luftretter haben bereits erste Verträge für den H140 unterschrieben bzw. Absichtsbekundungen erteilt. Ob und wann der H140 auch militärisch genutzt wird, ist nicht bekannt.

Zukunft aus Erfahrung

Ob bei gemeinsamen Übungen wie in Lehnin oder mit Blick auf neue Hubschrauber wie den Airbus H140: Die Luftrettung zeigt, wie Kooperation zum Wohl der Menschen und eingesetzt werden kann – sei es nun eine zivil-militärische Zusammenarbeit oder die jene zwischen Industrie und Nutzer.

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