Am 6. Mai 1955 trat die Bundesrepublik Deutschland der 1949 gegründeten NATO bei – ein bedeutsamer Schritt, nur zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Zu diesem Zeitpunkt verfügte die junge Bundesrepublik über keine eigenen Streitkräfte, auch wenn der damalige Kanzler Konrad Adenauer bereits seit einigen Jahren an der deutschen Wiederbewaffnung arbeitete.
Grundlage für NATO-Beitritt: Pariser Verträge
Die Gründung der Bundeswehr erfolgte erst, nachdem Deutschland in der NATO war: am 12. November 1955 mit 101 vereidigten Freiwilligen. Innenpolitisch waren sowohl die deutsche Wiederbewaffnung als auch die Westbindung höchst umstritten und international sensibel. Diskutiert wurde beispielsweise der Vorschlag Josef Stalins, der 1952 ein militärisch neutrales, dafür wiedervereinigtes Deutschland im Sinn hatte. Doch Adenauer fokussierte die Westbindung.
Mit den Pariser Verträgen, die am 5. Mai 1955 in Kraft traten, erhielt Westdeutschland einen großen Teil seiner Souveränität zurück; das Besatzungsstatut seitens Frankreich, Großbritannien und den USA wurde aufgelöst. Dieses Vertragswerk machte den Weg frei, damit auch Deutschland in der NATO einen Platz finden konnte. Ein historischer Neubeginn für den Nachfolgestaat jenes Landes, welches wenige Jahre zuvor einen Weltkrieg begann.
Von Bündnisverteidigung zur internationalen Verantwortung und zurück
Während im Kalten Krieg die Aufgabe der Bundeswehr in erster Linie in der Verteidigung des eigenen Territoriums im Rahmen des NATO-Konzepts der „Vorneverteidigung” bestand, wandelte sich ihr Auftrag mit dem Zerfall des Ostblocks. Seit den 1990er-Jahren beteiligt sich die Bundeswehr zunehmend an internationalen Einsätzen.
In diese Zeit fiel auch der bisher einzige Bündnisfall nach Artikel 5 des Nordatlantikvertrags: die USA baten nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ihre Verbündeten um Hilfe. Im darauffolgenden Afghanistankrieg wurden kam es auch zu einer Beteiligung deutscher Truppen.
Heute stehen die Bundeswehr und Deutschland in der NATO erneut vor sicherheitspolitischen Herausforderungen. Diese erinnern allerdings an die Zeiten des Kalten Kriegs. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat das zwischenzeitlich für „hirntot“ erklärte Militärbündnis wiederbelebt und noch gestärkt.
In Zeiten, in denen die Politik eine „Zeitenwende“ ausruft und die Rückbesinnung zur Landes- und Bündnisverteidigung erfolgt, rückt auch die Bedeutung kollektiver Verteidigung neu ins Bewusstsein. Deutschland in der NATO trägt verstärkt dazu bei. Durch das bisherige Sondervermögen von 100 Milliarden Euro, sowie die jüngst erfolgte Ausnahme von der Schuldengrenze ist das deutsche Engagement noch deutlicher geworden.
Deutschland in der NATO – Verantwortung in unsicheren Zeiten
Die nächsten Jahre werden zeigen, wie nachhaltig Deutschland seine sicherheitspolitische Neuausrichtung umsetzen kann. Die designierte Regierung wird den von ihrer Vorgängerin begonnen Weg wohl fortführen und ausbauen. Auch ist ein klares Bekenntnis zu Deutschlands internationalen Partnern zu erwarten – inwieweit dieses jedoch vom wichtigsten transatlantischen Partner erwidert wird, bleibt ungewiss.
Dennoch bleibt Deutschland ein zentraler Bestandteil der NATO, deren Verteidigung und Abschreckung mehr denn je gefragt sind. 70 Jahre nach dem Beitritt der BRD ist klar: Deutschlands sicherheitspolitische Verantwortung endet nicht an den eigenen Grenzen – sondern beginnt mit der Bündnistreue.
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