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175 Jahre Deutsche Marine

Der 14.05.2023 ist ein besonderer Tag. Vor 175 Jahren, am 14. Juni 1848 beschloss das deutsche Parlament in der Paulskirche die Aufstellung einer Seeflotte zum Schutz von Häfen und Handel auf dem Seeweg. In seinem heutigen Tagesbefehl würdigt der amtierende Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack, diesen Tag als „Geburtsstunde der Reichsflotte als erste gesamtdeutsche Marine der jungen Nation“. Heute, 175 Jahre später, ist die Marine als Teilstreitkraft ein wichtiger Bestandteil der Bundeswehr und somit der Wehrhaftigkeit unserer parlamentarischen Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland. Auf der offiziellen Website der Bundeswehr finden sich anlässlich des Jubiläums viele Beiträge, sowie eine Festschrift zum Download. Spannende Lektüre – absolut lesenswert!
Am 14. Juni 1848 billigte die Frankfurter Nationalversammlung die Gründung der ersten Seestreitkräfte für ein vereintes Deutschland. Die Marine von heute blickt auf eine stolze demokratische, parlamentarische Tradition zurück.
Foto: Bundeswehr/Leon Rodewald

Doch was bedeutet Marine heute? Was machen die Männer und Frauen dieser Teilstreitkraft, die mit großen grauen Schiffen auf und unter See operieren? Der Grundsatz von damals lässt sich auch heute noch in dem Aufgabenportfolio der Seestreitkräfte erkennen. Auf der offiziellen Website der Bundeswehr findet sich unter der TSK Marine folgende Zusammenfassung der heutigen Aufgaben:

Die Marine ist weltweit auf See im Einsatz – zum Schutz von Seewegen und Staatsbürgern, zur Konfliktverhütung und Krisenbewältigung, für humanitäre Hilfe und zur Verteidigung.

Im Grundsatz umfassen die Aufgaben der Marine die ganzheitlichen Aufgaben der Bundeswehr in der Dimension See. Für unsere Soldatinnen und Soldaten der traditionsreichen seegehenden Einheiten heißt dies aber auch: lange Zeiten auf See, Einsätze rund um den Erdball, fast immer die Zusammenarbeit in multinationalen Kontingenten und Flottenverbänden und die Arbeit auf einem schwimmenden Arbeitsplatz bei Wind und Wetter.

Dass die Marine weit mehr ist als nur ein paar Schiffe, sollte jedem klar sein. Von Marinefliegern über landgehende Einheiten, von Stabspersonal über Wartung und Instandsetzung. Die Aufgaben der Marine sind mindestens genauso anspruchsvoll wie vielseitig und -fältig.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Marine mit ihren Einsätzen immer wieder ihre besonderen Fähigkeiten unter Beweis stellen können und damit für öffentliche Aufmerksamkeit gesorgt. Ausgehend vom Minenräumeinsatz im nördlichen Persischen Golf nach Ende des 2. Golfkrieges 1991, über die Evakuierungsoperation aus Somalia Mitte der 90er Jahre bis hin zu den aktuellen Einsätzen im Rahmen von Operation Enduring Freedom: Die Marine war dabei, wann immer es einen heiklen Auftrag zu erledigen galt. Eines der bekanntesten Beispiele ist sicherlich die ATALANTA Mission, eine Mission zur Bekämpfung von Piraterie vor der Küste Somalias.

Doch die Marine zeigt auch tagtäglich welche Bedeutung sie für Deutschland und seine Bevölkerung hat, ob bei der Minenjagd in der Ostsee, Aufklärungsarbeit von Seegebieten und Küstenräumen, seebasierte Unterstützungsleistungen oder dem Schutz von Seefahrt- und Handelswegen.

Soldaten vom U-Boot U 32 der Klasse 212 A grüßen bei einer PASSEX in der Eckernförder Bucht während des ersten Truppenbesuchs des Ministers bei der Marine 2023.
Foto: Bundeswehr/Tom Twardy

Erinnerungen an die Marine von Rainer Krug

In den Jahren von 1988 bis 2001 durfte ich zunächst als Referent im Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung, später als Referatsleiter in unterschiedlichen Ausrüstungsprojekten für die Deutsche Marine mitarbeiten. Gerade im Bereich der Unterwasserseekriegführung, sowohl in der U-Jagd, als auch in der Minenjagd haben mich die hohe Kompetenz und das besondere Engagement meiner Counterparts aus dem Bereich der Marine – seien es die Projektoffiziere oder auch die Fachreferenten – tief beeindruckt. Unser gemeinsames Ziel war es, die beste Ausrüstung für die seefahrenden Kameraden und später auch Kameradinnen zu realisieren und für die Nutzung bereit zu stellen. Vorhaben wie das LFTASS (Low Frequency Towed Array Sonar System) oder das Towed Array Sonar für die U-Boote U212 A konnten nur in der engen Zusammenarbeit zwischen seefahrenden Einheiten, Angehörigen des Marinekommandos, der Wehrtechnischen Dienststellen und dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung realisiert werden.

Als heutiger Chefredakteur des cpmFORUM wünsche ich der Marine auch für die Zukunft viel Glück und Erfolg und stets eine „Handbreit Wasser unter dem Kiel“.

Minensucher PEGNITZ M 1090 in Fahrt, 2005.
Foto: Bundeswehr/Piz Marine

Erinnerungen an die Marine von Matthias Wunsch – Grundwehrdienstleistender an der MOS in der Ausbildung zum Sonargast

Viele Leserinnen und Leser mögen sich bei dem Folgenden fragen: Was will dieser junge Mann denn schon zur Marine berichten. Ja, Sie liegen vollkommen richtig. Mein maritimer Horizont ist begrenzt. Dennoch zähle ich zu einer der glücklichen Generationen, die den Wehrdienst noch erfahren durften. Und ich spreche an dieser Stelle bewusst von Glück und glücklich. Vielleicht ist es die leicht romantisierte Sicht, mit der viele ehemalige auf Ihre Dienstzeit zurückblicken. Vielleicht war aber auch einfach vieles schön. Und inzwischen weiß ich dies auch zu schätzen.

Als ich 2008 an die Marineoperationsschule in Bremerhaven kam, und schon beim Verlassen des Zuges von einer jungen Soldatin am Bahnhof angeschrien wurde, war ich wenig beeindruckt aber auch wenig überrascht. Als ich mit meinem Laufzettel über die Flure rannte und „das Anklopfen“ an ein GeZi mühevoll und mit beachtlicher Ausdauer beigebracht bekam, war ich leicht irritiert und stellte meine eigene Geisteskraft kurz in Frage. Als ich auf meine Vier-Mann-Stube kam und verstand warum lüften so wichtig ist, fühlte ich mich ertappt von der erzieherischen Weisheit meiner Mutter. Als ich aber erstmals in den Hörsälen saß, Meeresrauchen lauschte und auf dem Simulator einen Ping verfolgte, da hatte mich schon eine gewisse Ehrfurcht vor diesem Dienst ergriffen. Der gemeinsame Sport, das gemeinsame Wecken, ganz allgemein: Die Grundausbildung in Grün und Blau – irgendwas war da. Vielleicht war es ein unterschwelliges gemeinsames Streben gegen die Vorgesetzten. Vielleicht war es auch die Nähe zur Küste oder diese unbeschreibliche Gemeinschaft. Aber irgendwas war da.

Wenn ich heute zur Taufe der Korvette K130 Emden fahre, dann spüre ich diese Ehrfurcht, diese Gemeinschaft und manchmal auch das gemeinsame Streben gegen Vorgesetzte wieder. Ich kenne die Sprüche über die unterschiedlichen TSK. – Manchmal denke ich still bei mir: Ja, das Heer und die Luftwaffe haben natürlich immer Recht! Es ist nicht alles Gold, was glänzt! Bei der Marine schon…

Ich wünsche allen Angehörigen dieser einzigartigen Teilstreitkraft für Ihren Dienst stets Soldatenglück und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

 

 

Autoren: Rainer Krug und Matthias Wunsch 

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