Einen „Luftkrieg führen und gewinnen“ zu können, müsse das „neue alte Ziel“ der deutschen Luftstreitkräfte sein, erklärte Oberst i.G. Dr. Thomas Steinmetz aus dem Kommando Luftwaffe heute Morgen auf dem Air Force Tech Summit in Berlin. Unter dem Leitthema „Zukunftsfähigkeit der Luftstreitkräfte“ versammelte die Veranstaltung führende Akteure aus Militär, Industrie und Forschung, um technologische Durchbrüche zu diskutieren und den Weg für die Luftwaffe von morgen zu ebnen.
Im Zentrum der gegenwärtigen Diskussion stehen die neuesten Fortschritte in der Luftfahrttechnik, die Einsatzfähigkeit moderner Plattformen sowie die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit. „Das Selbstverständnis von Luftstreitkräften hat sich lange Zeit nicht verändert“, stellte Oberst Steinmetz in seinem Eröffnungsvortrag fest. „Wir sind schnell, wir sind dynamisch, wir sind agil – deshalb sind wir auch die Kräfte der ersten Stunde.“
Anders das äußere Verständnis, welches Luftstreitkräfte in den vergangenen 30 Jahren zunehmend als reine Unterstützung, beispielsweise für die Logistik oder die Verbringung von Wirkmitteln ins Ziel verstanden haben. „Meine ganz persönliche Interpretation des New Normal“, führte Oberst Steinmetz daher aus, „ist, dass wir jetzt eine Renaissance eines neuen alten Kernauftrags sehen; dass eine Luftwaffe in der Lage ist, einen Krieg in der eigenen Dimension zu führen; einen Luftkrieg zu führen und diesen auch zu gewinnen, Luftherrschaft für erringen und zu behalten.“
Dazu muss diese Luftwaffe allerdings mit funktionierender und moderner Technik ausgestattet werden – in ausreichender Stückzahl.
Technologietreiber Luftwaffe
Die Entwicklung neuer Technologien konstruktiv zu begleiten, hat sich das von cpmEVENTS veranstaltete Air Force Tech Summit zur Aufgabe gemacht. Entstanden ist es aus dem vormaligen FCAS-Summit. Im Vienna House in Berlin bekommen die 150 Teilnehmer aus Industrie, Behörden und Luftwaffe heute und morgen 19 Fachvorträge zu hören. Ebenso können sie an den begleitenden Industrieständen in den direkten Austausch treten.
Allerdings deckt FCAS allein längst nicht alle technologischen Entwicklungen im Bereich der Luftstreitkräfte ab. Eine Weiterentwicklung und Umbenennung der Veranstaltung wurde nötig. „Aus unserer Sicht“, erklärte der Geschäftsführer der cpm GmbH, Tobias Ehlke, „ist die Teilstreitkraft Luftwaffe natürlich auch ein Technologietreiber für die Bundeswehr. Sowohl im Gesamtblick auf die Streitkräfte als auch, da die Luftwaffe selbst stets innovativ auf neue Technologie schaut.“
Tatsächlich gebe es viele Optionen und „technologische Trends“, welche beispielsweise die Fähigkeiten von Kampfflugzeugen erweitern, bestätigt auch Oberst Steinmetz. Ausdrücklich nicht dazu gehörten aus Sicht des Obersts First-Person-View-Drohnen (FPV-Drohnen), die zweifelsfrei ein „Riesenfaktor“ auf dem Gefechtsfeld darstellten, nicht aber im Kontext des Future Combat Air Systems (FCAS). Ihm gehe es für die Luftstreitkräfte erst einmal darum, einen Luftkampf zu gewinnen.
Technologische Überlegenheit entscheidet über Sieg oder Niederlage
Was also kann die Industrie für die Luftstreitkräfte liefern – und bis wann? Dazu bezog Marie-Christine von Hahn, seit dem 1. Oktober 2024 Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), in ihrem Grußwort Stellung: „Die besondere Stärke der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie liegt nicht nur in einzelnen Plattformen, sondern auch in der Integration und Vernetzung. Unsere Systeme werden intelligent verknüpft, um wirksam und maximal effizient zu agieren.“
Das Stichwort hier lautet „werden“, denn man ist noch nicht dort, wo man sein will. Das weiß auch von Hahn. In ihrer Rede nahm sie zunächst Bezug auf russische Vollinvasion in der Ukraine und den Umstand, dass die Ukrainer „den Krieg längst verloren“ hätten, könnten sie nicht auf modernste Technologien wie Iris-T, Patriot und Starlink zurückgreifen.
„Technologische Überlegenheit entscheidet über Sieg oder Niederlage“, stellte von Hahn fest, „und klar ist: Auch Deutschland muss sich jetzt schnellstmöglich in die Lage versetzen, eine solche technologische Überlegenheit zu erhalten, denn wir haben sie im Moment nicht.“ Als Beispiel für eklatante Fähigkeitslücken nannte von Hahn die Verbringung von Satelliten ins Weltall. Sofern sie im All sind, würden deutsche Satelliten zur Erdbeobachtung super funktionierten, nur bekäme Deutschland sie selbst nicht dorthin. Die „maximale Abhängigkeit von Dritten“ sei ein „nicht haltbarer Zustand“ bemängelte von Hahn.
Zukunftsfähige Luftstreitkräfte in der Zeitenwende
Die Weichen für einen Wechsel des Mindsets, wie er mit der Zeitenwende angedacht gewesen sei, müssten allerdings von der Politik – namentlich von der nächsten Bundesregierung – gestellt werden, denn, so von Hahn, „ohne Geld bleiben selbst die besten Absichten nicht mehr als Träumereien.“
Die von der Politik ausgerufene Zeitenwende sei keine abstrakte Idee, sondern der richtige Ansatz, wenngleich zuletzt deutlich abgeschwächt. Industrieseitig wird die Zeitenwende als gemeinsame Aufgabe verstanden, bei der entschlossen und zügig gehandelt werden müsse. „Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie jedenfalls steht gerne bereit, ihren Beitrag dazu zu leisten“, versicherte von Hahn abschließend.
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