Ballistische Schutzsysteme im Fokus – Mehler Systems und der Markt

Der Markt für Schutzwesten und persönliche Schutzsysteme steht unter steigendem Druck. In einem Interview ordnet Daniel von Chamier, Group Director Sales bei Mehler Systems, ein, wie Hersteller auf die wachsende Nachfrage, komplexere Programme und höhere Erwartungen an Lieferfähigkeit reagieren müssen.

Daniel von Chamier, Group Director Sales bei Mehler Systems, spricht über Ballistische Schutzsysteme.
Daniel von Chamier, Group Director Sales bei Mehler Systems, spricht über Ballistische Schutzsysteme.
Foto: Mehler Systems

Die Nachfrage nach ballistischen Schutzwesten, Helmen und modularer persönlicher Schutzausrüstung hat sich in den vergangenen Jahren spürbar verändert. Während Schutz lange Zeit primär über Schutzlevel und Normen definiert wurde, rücken heute Fragen der Systemintegration, Verfügbarkeit und langfristigen Belastbarkeit stärker in den Vordergrund. Für Hersteller bedeutet das, nicht nur Produkte zu liefern, sondern Strukturen bereitzustellen, die auch unter veränderten Rahmenbedingungen funktionieren.

Mehler Systems bewegt sich in diesem Umfeld als Anbieter, der Wachstum bewusst kontrolliert. In einem jüngst erschienenen Interview beschreibt Daniel von Chamier, Group Director Sales, die aktuelle Marktlage als anspruchsvoll, aber steuerbar – sofern Kapazitäten, Organisation und technische Entwicklung zusammen gedacht werden.

„Einem Kunden Ja zu sagen ist leicht – dieses Ja auch einzuhalten, ist das, was am Ende zählt“, sagte von Chamier und verwies damit auf eine Herausforderung, die inzwischen den gesamten Markt für persönliche Schutzausrüstung prägt.

Die Erwartungen der Kunden haben sich deutlich verschoben. Schutzwesten und Helme werden zunehmend als Teil integrierter Systeme betrachtet, die mit Tragesystemen, weiterer persönlicher Ausrüstung und bestehenden Einsatzkonzepten kompatibel sein müssen. Diese Entwicklung zeigt sich sowohl bei großvolumigen Programmen als auch bei spezialisierten Beschaffungen, wie sie etwa im Kontext von MOBAST-System: 100.000ste Schutzweste für die Bundeswehr sichtbar wurden.

Thomas Homberg (mitte) von Mehler Vario Systems übergibt die 100.000ste Schutzweste des MOBAST-Systems an Carsten Stawitzki, den Abteilungsleiter Ausrüstung im BMVg.
Thomas Homberg (mitte), damaliger CEO von Mehler Vario Systems, übergibt die 100.000ste Schutzweste des MOBAST-Systems an Vizeadmiral Carsten Stawitzki, den Abteilungsleiter Ausrüstung im BMVg.
Foto: Bundeswehr

Vor diesem Hintergrund investiert Mehler Systems in den Ausbau von Produktionskapazitäten und internationalen Strukturen. Von Chamier betont, dass eine steigende Nachfrage allein kein ausreichender Maßstab sei. Entscheidend sei die Fähigkeit, auch unter Zeitdruck und bei komplexen Programmen verlässlich zu liefern. Produktionsplanung, Lieferketten und internationale Vertriebsstrukturen müssten dafür aufeinander abgestimmt sein.

Die zunehmende Internationalisierung des Marktes verstärkt diesen Anspruch. Beschaffungsprozesse und Einsatzrealitäten unterscheiden sich je nach Region teils erheblich. Hersteller, die mit standardisierten Lösungen operieren, stoßen dabei schnell an Grenzen. Mehler Systems setzt deshalb auf regionale Präsenz und eine engere Einbindung von Kunden vor Ort, um Anforderungen frühzeitig in die Produkt- und Projektplanung einfließen zu lassen.

Ein weiterer Faktor ist die technische Tiefe. Entwicklung, Test und Validierung ballistischer Komponenten verbleiben im Unternehmen. Diese interne Wertschöpfungstiefe ermöglicht es, Anpassungen schneller umzusetzen und Produkte enger an reale Einsatzbedingungen anzulehnen. Gerade im Bereich ballistischer Schutzsysteme können kleine konstruktive Änderungen erhebliche Auswirkungen auf Tragekomfort und Schutzwirkung haben.

Dass sich der Markt insgesamt in Richtung modularer Systemlösungen bewegt, zeigt sich auch an neuen Entwicklungen bei anderen Anbietern. Leichtere Schutzwestenkonzepte, stärker an Mobilität ausgerichtete Tragesysteme und modulare Schutzansätze prägen aktuell die Diskussion, wie zuletzt bei Neues Schutzwestensystem THOR MCVS-LW von NFM deutlich wurde.

Entwicklung von Schutzwesten.
Entwicklung von Schutzwesten.
Foto: Mehler Systems

Im Interview verweist von Chamier darauf, dass Kunden heute nicht mehr nur vergleichen, was geliefert wird, sondern wie geliefert wird. „Kunden erwarten Lösungen, die als System funktionieren – nicht einzelne Komponenten“, sagte er. Diese Erwartung betreffe nicht nur die Technik, sondern auch Projektsteuerung, Kommunikation und langfristige Verfügbarkeit.

Der Markt für ballistische Schutzsysteme ist in Bewegung. Die steigende Nachfrage trifft auf begrenzte Produktionskapazitäten, komplexere Programme und höhere Erwartungen an Lieferfähigkeit. Für Hersteller stellt sich weniger die Frage, ob Wachstum möglich ist, sondern unter welchen strukturellen Voraussetzungen es dauerhaft tragfähig bleibt.

Wie sich einzelne Anbieter in diesem Spannungsfeld positionieren, wird sich weniger an Ankündigungen als an der Umsetzung laufender Programme und der Belastbarkeit ihrer Strukturen zeigen.

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