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Bundesheer entscheidet sich für Embraer C-390

Die Entscheidung über die Nachfolge der im Bundesheer eingesetzten Transportflugzeuge C-130 Hercules ist gefallen. Das neue Transportflugzeug wird die brasilianische Embraer C-390 Millennium. Vier Maschinen sollen für das Bundesheer beschafft werden. Je nach Ausgang der weiteren Verhandlungen könnte die Auslieferung des ersten Flugzeuges in drei Jahren erfolgen. Nach Portugal, Ungarn und den Niederlanden wird Österreich somit die vierte europäische Nutzernation.
Lockheed Martin C-130K des Bundesheeres. Drei Maschinen dieses Typs sind beim Bundesheer seit 2003 im Einsatz.
Foto: Bundesheer

„Alle weiteren Planungen in der Nachfolge C-130 Hercules fokussieren sich auf die Embraer C-390“, verkündete die österreichische Verteidigungsministerin Klaudia Tanner gemeinsam mit Generalmajor Harald Vodosek, Rüstungschef des Bundesheeres, auf einer Pressekonferenz am vergangenen 20. September in Wien. Damit endet ein in 2021 begonnenes Auswahlverfahren zur Beschaffung eines neuen Transportflugzeuges, das die seit nun 20 Jahren in Nutzung befindlichen C-130 Hercules ablösen wird. Die nunmehr noch drei in Nutzung befindlichen ex-RAF C-130K des Bundesheeres sind Baujahr 1967/68 und wiesen bei ihrer Übernahme 2003 bereits je rund 20.000 Flugstunden auf. Ihre Nutzungsdauer nähert sich dem Ende. Bis Ende des Jahrzehnts muss ein entsprechendes Nachfolgemuster beschafft und in Dienst gestellt sein.

Anforderungen klar definiert

Im April dieses Jahres gab das österreichische Verteidigungsministerium erstmals öffentlich die Auswahlkriterien bekannt. Absicht ist es, vier bis fünf Flugzeuge neu zu beschaffen, die 20 Tonnen Nutzlast transportieren können, sich in der Luft betanken lassen und bis 2030 verfügbar sind. Es soll ausdrücklich nur ein Flugzeugmuster beschafft werden. Eine entsprechende Vertragsunterzeichnung müsste bereits im ersten Halbjahr 2024 erfolgen. 29 Nationen wurden angefragt, was darauf schließen lässt, dass Österreich neben neuen Maschinen auch Gebrauchtflugzeuge in Betracht zog, die die genannten Kriterien erfüllen. Ein wesentlicher Aspekt in der Auswahl ist auch die Kooperation mit anderen Nutzerstaaten, von der sich Österreich Vorteile bei Kauf, Betrieb und auch Ausbildung verspricht. Nach intensiver Marktsichtung blieben am Ende mit der Lockheed Martin C-130J und der Embraer C-390 Millennium nur zwei Flugzeugmuster übrig.

Embraer C-390 der portugiesischen Luftwaffe. Portugal hat 2019 fünf Maschinen im Auftragswert von 827 Millionen Euro bestellt. Die erste C-390 wurde in diesem Jahr in Dienst gestellt.
Foto: João Miguel da Silva Brito /Força Aérea Portuguesa

Embraer erfüllt alle Anforderungen

„Das Flugzeugsystem von Embraer ist das einzige in der 20-Tonnen Klasse, das alle von uns gestellten Anforderungen erfüllt“, erklärte die österreichische Verteidigungsministerin. In der Vergleichsbetrachtung mit der ebenfalls zur Auswahl stehenden C-130J Super Hercules setzte sich die C-390 von Embraer klar durch. Die mit zwei Jettriebwerken ausgerüstete Maschine sei weit einfacher und schneller zu warten, als das amerikanische Pendant. Weitere deutliche Vorteile bieten sich bei Nutzlast, Transportvolumen und Reichweite. Der größere Laderaum und die größere Ladeluke der C-390 ermöglichen dem Bundesheer zukünftig sowohl den Lufttransport seiner Radpanzer Pandur-Evo inklusive montierter Waffenstation als auch eines Hubschraubers des Typs S-70 Black Hawk. Auch hinsichtlich der Beschaffungskosten scheint die Embraer günstiger zu sein, auch wenn das österreichische Verteidigungsministerium hier 130 bis 150 Millionen Euro pro Flugzeug veranschlagt.

Gemeinsame Beschaffung mit den Niederlanden

Österreich beabsichtigt bei der Beschaffung der neuen Transportflugzeuge eine enge Kooperation mit den Niederlanden. Die neuen Transportflugzeuge sollen denn auch gemeinsam mit den Niederländern beschafft werden, gab die Verteidigungsministerin der Alpenrepublik bekannt. Erste Verhandlungen diesbezüglich wurden im April dieses Jahres mit Vertretern der Niederlande aufgenommen. Die Niederländer liegen bei den Vertragsverhandlungen mit dem brasilianischen Hersteller kurz vorm Abschluss. Durch die Aufstockung der niederländischen Order von fünf Flugzeugen um weitere vier für Österreich ließen sich Einsparungen bei den Beschaffungskosten erzielen und sie wären auch schneller verfügbar.

 

 

Autor: Carsten Vennemann, cpm GmbH

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