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Ausbau der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit

Feierlicher Appell in Veitshöchheim anlässlich der Unterstellung der 13. Niederländischen Leichten Brigade unter die deutsche 10. Panzerdivision: Am 30. März unterzeichneten die niederländische Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren und ihr deutscher Amtskollege Boris Pistorius im Beisein von Generallleutnant Alfons Mais und Generalleutnant Martin Wijnen eine Kooperationsvereinbarung, die ein neues Kapitel der erfolgreichen militärischen Zusammenarbeit beider Länder begründete.
Auch Boris Pistorius trug sich ins Goldene Buch und Gästebuch der Stadt Veitshöchheim ein, am Standort der 10. Panzerdivision im Großverband des Deutschen Heeres der Bundeswehr, der die 13. Leichte Brigade aus Oirschot in den Niederlanden nun seit dem 30. März 2023 unterstellt ist.
Boris Pistorius trägt sich ins Goldene Buch und Gästebuch der Stadt Veitshöchheim ein, am Standort der 10. Panzerdivision im Großverband des Deutschen Heeres der Bundeswehr, der die 13. Leichte Brigade aus Oirschot in den Niederlanden nun seit dem 30. März 2023 unterstellt ist. Links von ihm der erste Bürgermeister der Gemeinde, Jürgen Götz, zu seiner Rechten die niederländische Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren.
Foto: Bundeswehr/Mario Bähr

„Samen kom je verder“ sage ein niederländisches Sprichwort – so begann Verteidigungsminister Pistorius seine Rede zur Unterstellung der 13. Niederländischen Leichten Brigade unter die deutsche 10. Panzerdivision. Auf Deutsch: Gemeinsam kommt man weiter. „Deutschland und die Niederlande stellen das in Europa und in der NATO seit Jahren erfolgreich unter Beweis,“ so der Minister.

Unsere Partner fragen uns oft, was das Geheimnis dieser Partnerschaft ist. Wie so oft gibt es nicht nur eine Antwort auf diese Frage. Es gibt viele Gründe, zwei möchte ich herausgreifen: Erstens, unsere langjährige Partnerschaft und die tiefe Integration beruhen auf Respekt. Sie finden auf Augenhöhe zwischen gleichberechtigten Partnern statt. Zweitens: sie beruhen auf Vertrauen. Wir kennen uns. Wir wissen, was wir aneinander haben. Das Zusammenspiel ist erprobt. Wir können uns aufeinander verlassen.
Verteidigungsminister Boris Pistorius am 30. März 2023 in Veitshöchheim

10. Panzerdivision neuer Schwerpunkt in der LV/BV

Mit der Unterstellung der 13. Niederländischen Leichten Brigade bildet die 10. Panzerdivision des Deutschen Heeres seit dem 30. März den Schwerpunkt bei der Landes- und Bündnisverteidigung. Vor dem Unterstellungswechsel vor rund 300 Soldatinnen und Soldaten im Rokokogarten des Veitshöchheimer Residenzschlosses, unterzeichneten beide Verteidigungsminister im Beisein des Inspekteurs des Deutschen Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, und des niederländischen Kommandeurs der Landstreitkräfte, Generalleutnant Martin Wijnen, die entsprechende Kooperationsvereinbarung.

Bei der niederländischen 13. Leichten Brigade aus Oirschot handelt es sich um eine von drei Kampfbrigaden der niederländischen Streitkräfte. Ihr gehören unter anderem die gepanzerten Infanteriebataillone „Prinzessin-Irene-Füsiliere“ und „Limburger Jäger“ sowie ein Panzerpionierbataillon an. Zur Ausrüstung der Brigade gehören Radpanzer vom Typ Boxer und das Aufklärungsfahrzeug Fennek, welche auch von der Bundeswehr verwendet werden. Mit ihrer Unterstellung am vergangenen Donnerstag, den 30. März sind nun alle Brigaden des niederländischen Feldheeres den Divisionen des deutschen Heeres unterstellt.

Ziel der Zusammenarbeit sei eine schnell verlegbare, einsatz- und vor allem kaltstartfähige Einheit, so das Presse- und Informationszentrum des Heeres. Gleichzeitig verfügt die 10. Panzerdivision durch die neue, enge Zusammenarbeit über eine einsatzbereite Brigade der Mittleren Kräfte, welche ihre beiden schweren Brigaden – eine Panzer- und eine Panzergrenadierbrigade – ergänzt. Eine Maßnahme, die Synergieeffekte schafft, und die Fähigkeiten der 10. Panzerdivision erhöht.

Die niederländische Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren bei ihrer Unterschrift im Goldenen Buch und Gästebuch der Stadt Veitshöchheim. Links von ihr der erste Bürgermeister der Gemeinde, Jürgen Götz. Zu ihrer Rechten der deutsche Bundesminister der Verteidigung, Boris Pistorius.
Auch Generalleutnant Martin Wijnen, niederländischer Kommandeur der Landstreitkräfte, und Generalleutnant Alfons Mais, Inspekteur des Deutschen Heeres waren bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zugegen und trugen sich in die Bücher der Stadt ein.
Foto: Bundeswehr/Mario Bähr

Beginn der erfolgreichen Zusammenarbeit vor fast 30 Jahren

In seiner Begrüßungsansprache aller Anwesenden aus Politik und Militär betonte Alfons Mais, die Veranstaltung markiere einen entscheidenden Meilenstein auf dem Weg zur Stärkung des europäischen Pfeilers in der NATO in Zeiten des Krieges an unseren Grenzen. Was man heute feiere, habe vor fast 30 Jahren begonnen, „als der Deutsche Adler und der Niederländische Löwe beschlossen, eine gemeinsame Richtung einzuschlagen und ihre binationale Reise antraten“.

Der Kalte Krieg vorbei, die Sowjetunion im Zusammenbruch und Europa – die Welt – sei dabei gewesen, herauszufinden, wie mit dem „Ende der Geschichte“ umzugehen sei. „Geld sparen, die sogenannte Friedensdividende, war in ganz Europa an der Tagesordnung und neue Aufgaben im Zeitalter des internationalen Krisenmanagements begannen das militärische Denken zu beherrschen“, so Mais weiter. Daher sei es nur konsequent gewesen, das 1. Deutsche Korps und das 1. Niederländische Korps am 30. August 1995 zum 1. Deutsch-Niederländischen Korps zusammenzufassen. Seit seinen Anfängen unter dem verstorbenen niederländischen Generalleutnant Ruurd Reitsma und danach abwechselnd unter niederländischer und deutscher Führung habe dieses Deutsch-Niederländische Korps die Grundlage für den Erfolg der Zusammenarbeit gelegt.

5 Handlungsfelder zur Ausgestaltung der Vision der Kooperation

Generallleutnant Martin Wijnen, niederländischer Kommandeur der Landstreitkräfte ergänzte in seinen Eröffnungsworten zur feierlichen Unterstellungszeremonie, er sei sich bewusst, dass man auf ein bewährtes Konzept aufbauen könne. Die kollektive Kampfkraft aber müsse weiter gestärkt werden. „Wir müssen die Fähigkeit unserer Armeen verbessern, gemeinsam zu kämpfen und zu gewinnen.“

Dazu erläuterte er kurz die Vision der Kooperation mit den folgenden 5 Handlungsfeldern:

  1. Die weitere Anpassung der Truppenstruktur.
  2. Eine Verbesserung der Führung und Kontrolle durch eine konsistente binationale Befehlskette.
  3. Eine Stärkung der „Einheit des Denkens“ durch eine Synchronisation der Wissensentwicklungsfähigkeiten der beiden Armeen.
  4. Ein Angleichen der betrieblichen Anforderungen für eine bestmögliche technische Interoperabilität inklusive einer Synchronisierung der nationalen Beschaffungsprozesse für landgestützte Systeme.
  5. Das 1GNC (1 German-Netherland Corps) ist und bleibt der Ausgangspunkt. In Verbindung mit dem neuen Streitkräftemodell der NATO sollen die Rolle und das Potenzial der 1GNC weiter ausdefiniert werden.

Soldatenglück, Krijgsmansgeluk für alle Angetretenen

Boris Pistorius erinnerte in seiner Rede daran, dass diese Zusammenarbeit nicht dem Selbstzweck diese. Sie sei kein symbolisches Feigenblatt, sondern habe einen ganz konkreten Mehrwert, wie man etwa beim gemeinsamen Einsatz in Afghanistan gesehen habe und wie es ganz aktuell in Litauen und während der Kooperation zur Unterstützung der Ukraine zu sehen sei. Er wünschte allen, „die heute hier angetreten sind alles Gute und viel Soldatenglück, krijgsmansgeluk“.

Kajsa Ollongren, die niederländische Verteidigungsministerin, schloss sich den positiven Worten über die langjährige, positive Kooperation an: Erst am vergangenen Montag habe der niederländische Premierminister den Bundeskanzler zu Regierungskonsultationen empfangen. Beide hätten die militärische Zusammenarbeit zwischen den Ländern gelobt. Nun würde die deutsch-niederländische Armeekooperation einmal mehr auf eine neue Ebene gehoben. „Diese Art der militärischen Zusammenarbeit ist einzigartig in Europa. Und dient als Vorbild innerhalb der EU und der NATO“, so Ollongren.

Dass man an diesem Tag hier in Veitshöchheim buchstäblich in der Mitte Europas stehe, sei dabei ebenso bedeutend wie symbolisch. Ziel sei es nun, praktische Hürden zu beseitigen, damit beide Partner bestmöglich zusammenarbeiten können. Die Tatsache, dass beide am 30. März integrierten Armeeeinheiten mit dem Boxer als Hauptplattform arbeiten, sei ein großer und wesentlicher Schritt. Darüber hinaus hätten die Einheiten bereits in gemeinsamen Übungen die notwendigen Erfahrungen in der Zusammenarbeit gesammelt. Sie schloss ihre Rede mit den Worten: „Ich bin stolz auf die Soldatinnen und Soldaten der 13. Leichten Panzerbrigade, die nun offiziell zur 10. Panzerdivision gehören.“

Autorin: Wibke Pfeiffer, cpm Defence Network

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