Bundeswehr-Skyranger: Verzögerung um 18 Monate

Die Lieferung der Skyranger für die Bundeswehr verzögert sich um ca. 18 Monate, wie cpm Defence Network aus üblicherweise gut unterrichteten militärischen Kreisen erfahren konnte. Ein Grund hierfür liegt in den mangelnden Kapazitäten, um die Skyranger auf die Boxer zu bringen. Ein weiterer darin, dass die Skyranger auf neu zu liefernde Boxer sollten. Doch die gibt es noch nicht.

Der Skyranger 30 auf Boxer beim Demonstrationsschießen im September 2024.
Der Skyranger 30 auf Boxer beim Demonstrationsschießen im September 2024.
Foto: Dorothee Frank/cpm Defence Network

„Ein russischer Angriff auf NATO-Gebiet ist keine abstrakte Möglichkeit mehr, sondern eine reale Gefahr. Nach unseren Analysen hat Russland seine Streitkräfte in fünf bis acht Jahren so rekonstituiert, dass sie NATO-Territorium angreifen könnten“, sagte der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, jüngst im Interview. „Dieser Fall muss nicht eintreten, aber er kann. Deswegen müssen wir glaubhaft abschrecken, damit es eben nicht zu einem Krieg kommt. Und abzuschrecken heißt: wir müssen darauf vorbereitet sein – personell, materiell, aber auch mental.“

Skyranger-Boxer für die Heeresflugabwehrtruppe

Für die Bereitstellung des Materials wurden verschiedene Beschleunigungsmaßnahmen im Beschaffungsbereich verabschiedet. Teilprojekte, die besonders kritische Bereiche tangierten, wurden vorgezogen. Darunter auch die Beschaffung von Skyranger-Waffensystemen auf Boxer-Basis zur Drohnenabwehr.

Im Zuge einer vorgezogenen Sofortbeschaffung im Rahmen des Vorhabens „Nah- und Nächstbereichsschutz“ (NNbS) sollte die neue Heeresflugabwehrtruppe der Bundeswehr insgesamt 18 Serienfahrzeuge des Boxer-Skyrangers plus das noch in diesem Jahr zu liefernde Erprobungsfahrzeug erhalten. Mit diesem Erprobungsfahrzeug sollten im nächsten Jahr die Tests stattfinden, die ersten Serienfahrzeuge in zwei Jahren in die Truppe gehen. Doch dieser Zeitplan lässt sich nicht halten. Wie cpm Defence Network berichtet wurde, geht das BAAINBw akuell von einem Zulauf der Skyranger im Jahr 2028 aus. Als Grund hierfür wurde genannt, dass es zum einen Probleme beim Zulauf der als Träger vorgesehenen Boxer gibt und zum anderen die Verbindung der beiden Systeme sich verzögert.

Demonstrationsschießen des Skyranger-Boxer

Nach der Abschaffung des Gepard besaß die Bundeswehr keine nennenswerten Luftverteidigungskapazitäten mehr, abgesehen von Patriot für Upper Tier. Die Rolle des Gepard sollte in der zukünftigen Heeresflugwehrtruppe der Skyranger abbilden. Auf Boxer-Basis, um perfekt zu den Mittleren Kräften zu passen.

Dass dieses Konzept funktioniert, bewies im September dieses Jahres das Unternehmen Rheinmetall, das in der Schweiz ein Demonstrationsschießen des Skyranger 30 auf Boxer-Basis durchführte. Erfolgreich.

Noch im September 2024 schien also der vorgegebene Zeitplan mit einer Einführung in der Truppe ab 2026 fest in Stein gemeißelt. Doch nun scheitert es an nicht-vorhandenen Boxer-Plattformen, an der Integration und inklusive Erprobung ist jetzt mit einer Verzögerung von 18 Monaten zu rechnen, für Altgediente im Beschaffungsprozess kaum mehr als ein Wimpernschlag. Noch vor vier Jahren hätte diese Verzögerung wahrscheinlich niemanden interessiert.

Doch dann kam der russische Angriff auf die Ukraine. Die reale Bedrohung der NATO durch Russland. Der Bedarf an Fähigkeiten zur Luftverteidigung, falls der Konflikt eskaliert. Und – wie der Generalinspekteur betont – die Notwendigkeit für eine glaubhafte Abschreckung.

Doch hierfür müssten die Skyranger-Boxer auf dem Hof stehen und sich nicht erst im Zulauf befinden. Denn womit soll die neue Heeresflugabwehrtruppe kämpfen? Mit den vorhandenen Ozelot, von denen Bundeswehr selbst schreibt: „Mit nur 19 Fahrzeugen zählt es zu den seltensten Waffensystemen der Bundeswehr.“ Außerdem betonte das BMVg bereits 2021, dass es beabsichtige „das veraltete, qualitativ und quantitativ unzureichende leichte Flugabwehrsystem Ozelot zu ersetzen“.

Dieser Ersatz sollen die Skyranger sein, um den Einheiten der Bundeswehr den im Ernstfall dringend notwendigen Schutz vor Bedrohungen aus der Luft – besonders von Drohnen – zu gewähren. Doch erst ab 2028, was in der aktuellen volatilen Lage dann tatsächlich zu spät sein könnte.

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