C-UAS – Der ganzheitliche Ansatz

Der Krieg in der Ukraine führt uns leider täglich vor Augen, in welchem Umfang Unmanned Aerial Systems (UAS, auch als Drohnen bezeichnet) und Loitering Munition eingesetzt werden. Der zu diesem Thema folgende Beitrag von Knud Michelson von Rheinmetall erschien zuerst im cpmFORUM. Er wirft einen Blick auf Möglichkeiten von C-UAS.

C-UAS: Der SKYRANGER 30 auf Basis des GTK BOXER.
Der SKYRANGER 30 auf Basis des GTK BOXER.
Illustration: Rheinmetall

Bemerkenswert ist hierbei, dass neben militärischen Systemen auch in großem Umfang zivile oder entsprechend modifizierte zivile Drohnen eingesetzt werden. Der Einsatz von Drohnen in diesem Umfang stellt eine drastische Veränderung der Bedrohungslage für Landstreitkräfte, aber auch für die Zivilgesellschaft dar. Neben Lenkflugkörpern und Cruise Missiles wurde auch in großen Umfang Loitering Munition gegen militärische Liegenschaften und kritische Infrastruktur eingesetzt. Die Auswirkungen auch für die Zivilgesellschaft sind erheblich, wenn wir zum Beispiel an die Ausfälle der Energieversorgung besonders in den Wintermonaten denken.

Während in der Anfangsphase des Krieges die Abwehr von UAS und Loitering Munition auf beiden Seiten nur unzureichend war, hat sich die Situation inzwischen deutlich verändert. Der Ukraine mangelt es zwar noch an ausreichend Luftverteidigungssystemen, doch wird durch elektronische Störmaßnahmen die Wirksamkeit ziviler Drohnen inzwischen erheblich eingeschränkt.

Allerdings zeigt die Analyse der gescheiterten ukrainischen Sommeroffensive vom Mai bis Oktober 2023 durch den österreichischen Strategieexperten Oberst Dr. Markus Reisner, dass neben anderen Faktoren auch der massive Einsatz von Drohnen auf beiden Seiten ein Grund für das Erstarren der Fronten war.

Dieses alles verdeutlicht uns, warum die effektive Abwehr von UAS und Loitering Munition inzwischen zur entscheidenden Aufgabe zum Schutz der eingesetzten Landstreitkräfte, der militärischen Liegenschaften und der kritischen Infrastruktur wird.

Der im Titel erwähnte ganzheitliche Ansatz stellt eine mögliche Lösung im Rahmen der verschiedenen Schalen der Luftverteidigung dar und umfasst sowohl die erforderliche Selbstverteidigungsfähigkeit der eingesetzten Truppen im Rahmen einer verbesserten Fliegerabwehr als auch die Absicherung von militärischen Liegenschaften und kritischer Infrastruktur gegen Bedrohungen aus der Luft – und hier primär UAS sowie Loitering Munition.

Ein wichtiges Element ist dabei ein durchgängiger Informationsfluss innerhalb der Luftverteidigung und dann auch selektiv weiter an die eingesetzten Landstreitkräfte zum Selbstschutz vor Angriffen durch UAS und Loitering Munition.

Große Aufklärungs-UAS im MALE- und HALE-Bereich werden durch die Luftverteidigungssysteme großer und mittlerer Reichweite bekämpft werden. Im Bereich der taktischen UAS und besonders der kleinen UAS der Klasse 1 (in der Regel unterhalb 150 kg Abhebegewicht gemäß NATO STANAG 4670) wird primär die bodengebundene Luftverteidigung der kurzen Reichweite die Abwehr übernehmen.

Deutschland hat sich entschieden, mittels einer Sofortbeschaffung den Flugabwehrkanonenpanzer SKYRANGER 30 einzuführen. Der SKYRANGER 30 stellt eine zeitgemäße Nachfolge des früheren Flugabwehrkanonenpanzers GEPARD dar, der derzeit in der Ukraine mit gutem Erfolg eingesetzt wird.

Genau wie der GEPARD ist der SKYRANGER 30 in der Lage, mit eigener Sensorik Ziele zu erfassen und zu bekämpfen. Dabei verfügt der SKYRANGER 30 neben einer hochleistungsfähigen 30mm Revolverkanone zusätzlich über vier VSHORAD-Flugkörper. Hiermit können Ziele auch deutlich über der Kanonenreichweite bekämpft werden. Andererseits kann die Kanone mit der speziellen Air Burst Technologie besonders gut gegen kleine UAS wirken. Für Deutschland wird der SKYRANGER 30 mit vier STINGER-Flugkörpern ausgestattet.

Der SKYRANGER 30 vereinigt somit in einem Fahrzeug die Feuerkraft des GEPARD und des Flugabwehrraketensystems OZELOT.

Im Rahmen des Luftverteidigungssystems Nah- und Nächstbereichsschutz (LVS NNbS) Teilprojekt 3 sollte der SKYRANGER 30 die Rolle als Counter-UAS (C-UAS)-Fahrzeug übernehmen. Dabei wird an eine Umrüstung von VSHORAD-Flugkörper auf C-UAS-Flugkörper gedacht.

Der Personalwerbetrupp des Kommandos Spezialkräfte KSKKommando Spezialkräfte ist ebenfalls am Stand der Bundeswehr auf der Gamescom und hat auch hier den fast schon legendären Baumstamm aus ihrer Aufnahmeprüfung im Gepäck. PIZ Personal/ Marcel Poloczek
Der Personalwerbetrupp des Kommandos Spezialkräfte KSKKommando Spezialkräfte ist ebenfalls am Stand der Bundeswehr auf der Gamescom und hat auch hier den fast schon legendären Baumstamm aus ihrer Aufnahmeprüfung im Gepäck.
Foto: PIZ Personal/ Marcel Poloczek

Die derzeit in der Beschaffung befindlichen 18 Serienfahrzeuge des SKYRANGER 30 sollen im Rahmen des Vorhabens LVS NNbS zum Schutz der Luftverteidigungskräfte eingesetzt werden. Damit fehlen die Fahrzeuge, die auch den Schutz der eingesetzten Landstreitkräfte übernehmen können. Hier besteht also noch eine stückzahlenbedingte Fähigkeitslücke, die es schnellstmöglich zu schließen gilt.

Dieses wird auch daran deutlich, dass andere Nationen, wie z. B. Österreich, eine Stückzahl von 36 SKYRANGER 30 beauftragt haben und über zusätzliche Beschaffungen nachdenken.

Spätestens im Rahmen der Eingliederung in das LVS NNbS wird der SKYRANGER 30 auch eine Schnittstelle gemäß des Vorhabens Digitalisierung Landbasierter Operationen (DLBO) erhalten, um mit den Landstreitkräften Informationen austauschen zu können. Dieses würde es ermöglichen – mit entsprechender Filterung –, aus der Luftlage erkannte Bedrohungen als Zielzuweisung an die Landstreitkräfte weiterzuleiten, damit diese im Rahmen der verbesserten Fliegerabwehr in eine wirkungsvolle Selbstverteidigung gehen können.

Die verbesserte Fliegerabwehr ist ein weiteres Element des Schutzes vor der Bedrohung durch UAS und Loitering Munition. Aufgrund der hohen Anzahl der eingesetzten UAS und Loitering Munition ist damit zu rechnen, dass nicht alle von der bodengebundenen Luftverteidigung bekämpft werden können. Aus diesem Grund kommt auch der Verbesserung der Fliegerabwehr eine hohe Bedeutung zu.

Rheinmetall arbeitet derzeit an der Integration des Handwaffen-Feuerleitvisiers SMARTSHOOTER in den Infanterist der Zukunft – Erweitertes System (IdZ ES). Damit kann auch der abgesessene Infanterist eine deutliche Verbesserung bei der Bekämpfung von UAS erreichen.

Eine Verbesserung von Fähigkeiten von Waffenstationen, wie Rheinmetall z.B. mit der NATTER zeigt, ermöglicht das Tracken von UAS und Loitering Munition. Ergänzend zu den elektro-optischen Sensoren wird dabei ein kleines Radarpanel verwendet, um auch die autonom operierenden UAS und Loitering Munition detektieren und erfolgreich bekämpfen zu können.

Denn auch das zeigt die Entwicklung der UAS und Loitering Munition derzeit deutlich – zukünftig werden die Systeme immer stärker autonom operieren, wodurch die Möglichkeit der Detektion durch Passiv Emitter Locator und die Bekämpfung durch Jammer unmöglich wird.

Analoge Konzepte wie für die Waffenstationen wurden von Rheinmetall auch für turmtragende Fahrzeuge entwickelt. Ein Lance-Turm wird mit Hilfe der verbesserten Sensorik und Tracking-Fähigkeit bei entsprechender Einweisung durch die bodengebundene Luftverteidigung ein sehr wirkungsvolles Mittel zur Selbstverteidigung im Rahmen der Fliegerabwehr.

Auch die Absicherung militärischer Liegenschaften und kritischer Infrastruktur gegen Bedrohungen aus der Luft ist eine wichtige Aufgabe. Hier gilt es, den Spagat zwischen dem Schutz im Frieden und der Abwehr von Bedrohung im Krisenfall bzw. Krieg zu finden.

Während im Friedensbetrieb eine vereinfachte Überwachung mittels Emitter Locator und Abwehr durch Jammer in den meisten Fällen ausreichend ist, sollte für den Krisenfall eine Verstärkung der eingesetzten Systeme durch Radare und kinetische Effektoren, Flugkörper oder Hochenergielaserwaffen möglich sein.

Als Beispiel sei hier angeführt, dass im Krisenfall irreguläre Kräfte, die mit autonom operierender Loitering Munition ausgerüstet sind, für unsere Flugabwehrradare großer Reichweite eine große Bedrohung darstellen. Eine Abwehr mit Jammern wird dann nicht möglich sein, der Einsatz von Flugabwehrgeschützen wäre erforderlich. Sinnvoll wäre somit eine Lösung, die beide Szenare – Frieden und Krise – abdecken kann und entsprechend hochrüstbar ist. Das System SKYNEX von Rheinmetall stellt eine solche Lösung dar.

 

Knud Michelson;
Rheinmetall AG

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