Wie der neue Wehrdienst in Deutschland konkret ausgestaltet werden soll, erläuterte Verteidigungsminister Boris Pistorius bei seinem heutigen Besuch einer Ausbildungseinrichtung der Bundeswehr in Germersheim. Die Ressortzeichnung beginnt noch in dieser Woche, der Gesetzentwurf soll im August verabschiedet werden, so der aktuelle Zeitplan.
Die Dauer des neuen Wehrdienstes soll sechs Monate betragen und die jungen Menschen befähigen, ihren Dienst im Heimatschutz zu leisten. Sie werden also nicht bei den Panzergrenadieren oder Artilleristen ausgebildet, sondern für den Einsatz als Reservisten im Heimatschutz vorbereitet.
„Beim neuen Wehrdienst wollen wir die Rekrutinnen und Rekruten für den sogenannten erweiterten Heimatschutz ausbilden“, erläutert Pistorius. „Das heißt, sie trainieren wie man eine Kaserne, einen Hafen, einen Flugplatz sichert und kontrolliert, wie man sich im Gefecht bei Tag und bei Nacht richtig bewegt, wie man das alleine tut oder im Team. Sie lernen den Umgang mit Pistole und Gewehr genauso wie den Umgang mit medizinischen Kenntnissen.“
Das Grundmodul des neuen Wehrdienstes
Aber auch im Heimatschutz kommt dem Umgang mit Drohnen und der Drohnenabwehr eine große Bedeutung zu. „In Germersheim lernen die Rekrutinnen und Rekruten sowohl die Gefahren als auch den Nutzen von Drohnen kennen, ihren Einsatz aber auch ihre Abwehr. Wir bringen ihnen bei, wie sie sich am besten gegen Angriffe von Drohnen schützen können, aber eben auch, wie man sie einsetzt“, so der Minister. „Wir nennen das Jedermannsbefähigung, also gewissermaßen ein Grundausbildungsmodul für alle künftigen Wehrdienstleistenden.“
Nach diesem Grundmodul, das mehrere Monate dauern soll, gehe es für die Rekruten „für ein paar Wochen“ in die Teilstreitkräfte. „Dort können die Rekrutinnen und Rekruten Schutz- und Sicherungsaufgaben weiter lernen, ihre Ausbildung für den Heimatschutz abschließen“, beschreibt Pistorius. „Aber was für mich ehrlich gesagt noch wichtiger ist: Sie lernen das echte Leben in der Bundeswehr kennen. Panzerluft schnuppern, Eurofighter senkrecht in den Himmel steigen oder die Korvette durch die Wellen brechen sehen. Die Bundeswehr hat dabei die Chance, sich als vielseitiger, als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren und die jungen Leute sehen, welche Möglichkeiten es in der Truppe in den verschiedenen Teilstreitkräften gibt.“
Hier hofft die Bundeswehr, dass sich einige der Rekruten für die Fortführung als Soldat auf Zeit verpflichten, um in die attraktiveren Bereiche der Streitkräfte vorzudringen und dann eventuell selber einen Panzer zu fahren, einen Eurofighter zu fliegen oder auf einer Korvette zu dienen. Dieses Prinzip hatte schließlich bereits zu Zeiten des Wehrdienstes den Großteil der Zeit- und Berufssoldaten rekrutiert.
Neben der reinen Attraktivität der Aufgaben habe die Bundeswehr den jungen Menschen auch weitere Boni zu bieten. „Jede Menge Zusatzqualifikationen von Sprachkursen bis hin zu Führerscheinen“, so der Minister. „Und auch dabei gilt es die Wünsche und die Talente der jungen Menschen in besonderer Weise zu berücksichtigen.“
Die neue Bundeswehr mit 460.000 Soldaten
Die Bundeswehr sei für den neuen Wehrdienst bereit, betonte auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, bei dem Ministerbesuch in Germersheim. „Die Ausbildungsinhalte für die Grundausbildung sind umgestellt worden seit dem 1.7.“, erläutert General Breuer. „Wir haben damit die Voraussetzungen getroffen, dass die Einsatzbereitschaft – und darauf kommt es an – der Bundeswehr weiter erhöht wird.“
In welchen Dimensionen die Bundeswehr in Zukunft existieren wird, benannte General Breuer: „Wir müssen, um unseren Verpflichtungen nachkommen zu können, aber auch, um der Bedrohung etwas entgegensetzen zu können, dafür brauchen wir 460.000 Soldatinnen und Soldaten unter Waffen. Das gelingt nicht nur mit Aktiven, sondern hier müssen Reservisten mit dazugenommen werden. Und die Reservisten gewinnen wir nur, wenn in einer Grundausbildung – so wie hier am Standort in Germersheim – die Ausbildung so durchgeführt wird, dass wir genau dieses Potenzial dann auch heben können.“
Wie freiwillig bleibt der Wehrdienst?
Auf die Frage nach dem Fortbestehen der Freiwilligkeit des neuen Wehrdienstes, antwortete Pistorius: „Ich will nur darauf hinweisen, dass der Bundestag theoretisch morgen per einfacher Parlamentsmehrheit beschließen könnte, die Aussetzung zurückzunehmen.“ Damit bezieht sich der Verteidigungsminister auf die Tatsache, dass die Wehrpflicht seinerzeit nur ausgesetzt, nicht aber abgeschafft wurde. Es würde also die einfache Regierungsmehrheit reichen, um diese Aussetzung zurückzunehmen.
Der Minister schloss: „Das ginge morgen schon. Wir sagen jetzt, wir wollen das in einem Gesetz festlegen, dass das an Bedingungen geknüpft ist – logischerweise. Weil es nützt mir ja gar nichts einen ganzen Jahrgang einziehen zu müssen, wenn ich gar nicht die Kapazitäten habe, hier nicht und anderswo.“
Mit WhatsApp immer auf dem neuesten Stand bleiben!
Abonnieren Sie unseren WhatsApp-Kanal, um die Neuigkeiten direkt auf Ihr Handy zu erhalten. Einfach den QR-Code auf Ihrem Smartphone einscannen oder – sollten Sie hier bereits mit Ihrem Mobile lesen – diesem Link folgen:
