Herr Komp, Ihr Unternehmen – die INFINTEQ – wurde 2024 gegründet. Was machen Sie?
Kurz gesagt: Wir entwickeln Flugdrohnen unter anderem in Zusammenarbeit mit der Ukraine. Dabei handelt es sich um etwas größere Systeme, wie beispielsweise unsere Gull One mit über drei Meter Flügelspannweite und einem Abfluggewicht von rund 35 Kilogramm. Der Nurflügler ist VTOL-fähig, also senkrecht start- und landefähig.
Eine Besonderheit ist die Implementierung von EDFs (electric ducted fans), die eine hohe Leistungsdichte ermöglichen. Das System kann etwa zehn Kilo Payload mitnehmen und verfügt – wie ich es gerne nenne – über einen großen Kofferraum, der dazu einlädt, Sensorik sinnvoll zu integrieren. Unsere Drohnen verfügen zudem über alle Kommunikationswege, sind also mit SatCom, mit 5G und mit Richtfunk ausgestattet. Wir liefern diese Systeme in Containern inklusive Lkw-Transport und Antennenmast als Anhänger.
Aktuell bauen wir das Thema Drohnentechnologie weiter aus und arbeiten dabei eng mit unserem Berliner Partnerunternehmen Evologics zusammen.
Wie sieht diese Kooperation aus?
Evologics entwickelt Unterwasser- und Überwassersysteme, die bereits erfolgreich in der Ukraine im Einsatz sind. Wir ergänzen diese Systeme mit unseren Flugdrohnen. Ziel ist der Aufbau multidomainfähiger Systeme, die unter Wasser, auf dem Wasser und in der Luft zusammenwirken.
Gerade diese Fähigkeiten sind für die Ukraine von großem Interesse – und sie bieten noch erhebliches Entwicklungspotenzial.
Jetzt waren Sie mit der Gull One auch in Portugal bei der NATO-Übung REPMUS dabei, die speziell für die Erprobung neuer unbemannter Systeme ausgelegt ist. Wie waren da Ihre Erfahrungen?
Die Teilnahme an der NATO-Übung war eine sehr wertvolle Erfahrung. Solche praktischen Formate sind vor allem deshalb wichtig, weil man dort Dinge testen kann, die in Deutschland gar nicht möglich wären. In Portugal stand uns ein großes Testgebiet zur Verfügung – wir konnten frei fliegen und unterschiedliche Szenarien durchspielen.
Ebenso entscheidend war der Austausch vor Ort mit anderen Unternehmen und Akteuren. Das war fachlich sehr hochkarätig und hat uns auch eine starke Sichtbarkeit im NATO-Umfeld verschafft. Die Besonderheit in diesem Jahr war zudem, dass die rote Fraktion erstmalig durch die Ukraine gestellt wurde. So konnten wir sehr konkret sehen, an welchen Punkten wir unsere Systeme noch weiter anpassen müssen, um einsatznahe Taktiken besser zu unterstützen.
Sie sprachen das Testen an und dass Sie in Portugal viele Möglichkeiten hatten. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie denn in Deutschland?
In Deutschland können wir derzeit nur im Sichtbereich testen – also in begrenztem Radius. Aber wir wollen ja nicht im Kreis fliegen, sondern wir brauchen Testumgebungen in Deutschland, wo wir auch außer Sichtweite fliegen können. Dafür benötigen wir Flugkorridore, um auch einmal längere Strecken – beispielsweise von einem Flugplatz zum anderen – zu fliegen.
Für Drohnen über 25 Kilogramm sollte es solche temporär nutzbaren Korridore geben. Ein Beispiel: Wir würden gerne von Mülheim an der Ruhr zum Flughafen Mönchengladbach fliegen, von dort weiter zum neuen VTOL-Testfeld von Professor Moormann an der RWTH Aachen – und wieder zurück. Solche Möglichkeiten brauchen wir dringend.
Gibt es in Deutschland tatsächlich keine geeigneten Teststrecken für Luftfahrzeuge?
Es gibt durchaus Testmöglichkeiten, beispielsweise vom DLR in Braunschweig, doch da geht es nicht um längere Flugstrecken. Was ich derzeit als einzige geeignete Option sehe, ist Peenemünde. Diesen Standort versuchen wir gerade zu aktivieren, weil er sich mit unserem Multidomain-Ansatz ideal ergänzt – direkt an der Ostsee können wir unter Wasser, auf dem Wasser und in der Luft testen, idealerweise gemeinsam mit anderen Unternehmen.
Das führt bereits zu meiner letzten Frage: Was streben Sie als INFINTEQ für die nächste Zukunft an?
Unsere nächsten Projekte liegen im Bereich Künstliche Intelligenz, die wir noch stärker in unsere Systeme integrieren wollen – insbesondere beim Thema Schwarmverhalten.
Ziel ist es, nicht nur mit einer Gull One allein unterwegs zu sein, sondern mit einem Schwarm. Dazu gehören auch Themen wie Härtung, Electronic Warfare und Vernetzung. Diese Schwerpunkte werden uns in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen.
Herr Komp, vielen Dank für das Gespräch.
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