Rund 700 Meter Glasfaserkabel, mindestens ebenso so viele Meter Netzwerkkabel, 40 Kameras, knapp zwei Dutzend Switches und Access-Points, Bänke, Tische, Zelte und vieles mehr für den Hackathon: In den kommenden Wochen gibt es für das Organisations-Team vom Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE einiges zu packen.
Per 20-Fuß-Seecontainer gelangt die Ausrüstung nach Zwentendorf, wird vor Ort aufgebaut, installiert und verkabelt. „Zwar hat sich bei uns mittlerweile eine gewisse Routine eingestellt“, sagte EnRicH-Organisator Dr. Frank E. Schneider, stellvertretender Leiter der FKIE-Abteilung „Kognitive Mobile Systeme“. „Die Vorbereitungen sind dennoch aufwendig und ziehen sich für das gesamte Team über mehrere Monate hin.“
Premiere der Großveranstaltung Hackathon im Jahr 2017
2017 hat Schneider die Großveranstaltung, die seitdem alle zwei Jahre stattfindet, gemeinsam mit dem ARWT initiiert. Die Idee: Unter realistischen Bedingungen die Einsatz- und Leistungsfähigkeit robotischer Systeme bei einem inszenierten Störfall auf den Prüfstand stellen, Defizite aufzeigen und so die Entwicklung von Lösungen fördern.
Für den FKIE-Wissenschaftler eine Aufgabe, die aktueller kaum sein könnte. „Bei Störfällen, aber auch der Stilllegung oder dem Rückbau alter kerntechnischer Anlagen sind viele Einsätze für den Menschen aufgrund der möglichen hohen Strahlenlast riskant“, sagt er zum Hackathon. Für diese radiologischen und nuklearen Szenarien müssten spezielle Robotersysteme entwickelt werden. „Doch obwohl es einen großen Bedarf gibt – man denke nur an die aktuelle Lage in Saporischschja oder auch Tschernobyl – ist nicht absehbar, dass in naher Zukunft marktreife Systeme in Stückzahlen verfügbar sind.“
Das nach einer Volksbefragung 1978 nie in Betrieb gegangene AKW Zwentendorf – fast baugleich mit dem 2011 zerstörten Kernkraftwerk in Fukushima – bietet für die Zielsetzung der EnRicH-Organisatoren ideale Voraussetzungen: Meterdicke Betonmauern, schmale Gänge, steile Treppen, selbstschließende Türen, kaum Licht, dazu keine oder nur eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten gehören zur Ausgangslage für alle Teams, die ihre Unmanned Ground Vehicles (UGVs) und Unmanned Aerial Vehicles (UAVs) an den Start bringen und ihre Leistungen von einer international besetzten Experten-Jury bewerten lassen.
Teams messen sich in drei Kategorien
In diesem Jahr messen sich die Teilnehmer beim Hackathon in den Kategorien „Mapping“, „Manipulation“ sowie „Search & Rescue“. Die komplexe Aufgabenstellung in den jeweiligen Szenarios haben Schneider und sein Team in enger Abstimmung mit dem ARWT entwickelt. „Von Beginn an stand bei EnRicH der Aspekt der möglichst realitätsnahen Erprobung im Vordergrund“, betont dessen Leiter Brigadier Michael Janisch.
„Und wo ließe sich für radiologisches Spüren das auch besser realisieren als in einem Atomkraftwerk? Für uns ist das Üben mit Echtquellen eine wiederkehrende Aufgabe und stellt auch eine praxisnahe Übung der im amtseigenen Spürtrupp eingeteilten Mitarbeitenden dar. Die Verlegung der Amtsleitung und die logistische und sicherheitstechnische Durchführung eines solchen Events ist eine gute praktische Möglichkeit für die Einsatzvorbereitung.“
Im Mittelpunkt des Hackathons stehen für die Teams entsprechend die Suche nach radioaktivem Material, gegebenenfalls dessen Handhabung sowie die Kartierung schwieriger Umgebungen. Erstmals gibt es zudem ein kombiniertes Szenario für Roboter und Drohnen.
Nicht ohne Grund, wie Schneider betont: „Sowohl aktuelle Einsatzlagen wie auch die vorherigen EnRicH-Veranstaltungen haben deutlich gezeigt, dass ein alleiniger Einsatz von UGV oder UAV nicht zielführend ist. Nur im Verbund lassen sich hier gute Ergebnisse erreichen.“
Erstmals treten beim Hackathon 15 Teams an
Aktualität und die komplexe Aufgabenstellung beim Hackathon mögen auch Gründe dafür sein, dass das Teilnehmerfeld aus Industrie, Forschung und Lehre bei der 5. EnRicH so groß ist wie noch nie. Mit dabei sind Teilnehmer wie etwa Team Hector von der TU Darmstadt, das seit der EnRicH-Premiere 2017 bei keiner Ausgabe fehlte.
Aber auch Neulinge wie Team AutonOhm von der TH Nürnberg, das im März mit Roboter „Schrödi“ die RoboCup German Open in der Hackathon-Kategorie „Rescue“ gewinnen konnte, gehen an den Start.
Die Nürnberger treffen bei der EnRicH im Übrigen auf alte Bekannte: Team CJT-Robotics aus dem bayerischen Lauf an der Pregnitz – in Zwentendorf erstmals mit dabei – sicherte sich beim RoboCup in der gleichen Kategorie Platz drei.
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