Eurosatoray 2024: Weltpremiere PARM NextGen

Schon lange wurde darüber geredet und die TDW Gesellschaft für verteidigungstechnische Wirksysteme mbH hatte es bereits vor einigen Monaten in Aussicht gestellt: die Vorstellung der Panzerabwehrrichtminen Neue Generation (PARM NextGen). Auf der Eurosatory in Paris feiert die PARM NextGen ihre Weltpremiere, und ist am Stand der TDW zu sehen.

Auf der Eurosatory in Paris erstmalig zu sehen: Die neue Panzerabwehrrichtmine PARM NextGen.
Auf der Eurosatory in Paris erstmalig zu sehen: Die neue Panzerabwehrrichtmine PARM NextGen
Foto: cpm / André Forkert

Die Bundeswehr setzt die Panzerabwehrrichtmine (PARM) des Typs DM22 bereits seit Jahrzehnten zur Panzerabwehr ein. Diese Mine ist, vereinfacht gesagt, eine autonome, sensorgesteuerte Panzerfaust auf einem Dreibein. Diese wird an Wegrändern, Engen, Kurven oder Straßengräben zur Sicherung aufgestellt.

Die Mine selbst verfügt über einen Lichtwellenleiter, der beim Überrollen durch ein schweres Fahrzeug geknickt beziehungsweise gebrochen wird – hierdurch löst die Mine aus. Als alternative Auslösevorrichtung steht erstmals ein funktionaler Infrarotsensor zur Verfügung. Die Richtmine ist mit einer Hohlladung ausgestattet, welche die Fahrzeuge im Bereich der seitlichen Wanne oder der Kettenräder trifft.

Die PARM wurden aufgrund des fehlenden Bedarfs nach dem Kalten Krieg jedoch in den vergangenen Jahren nicht mehr produziert. Im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wurde jedoch wieder ein Bedarf erkannt und aufgezeigt, weswegen nun auch wieder neue Panzerabwehrrichtminen gefertigt werden und ab 2026 der Truppe zulaufen sollen.

Die Bundesrepublik Deutschland hat zudem ein größeres Kontingent der PARM an die Ukraine geliefert. Ein Auftrag zur Herstellung und Beschaffung dieser entstandenen Lücke wurde bereits im November 2023 als Rahmenvertrag gestellt. Dieser sieht eine Beschaffung von bis zu 10.000 PARM DM22 mit dem Hersteller, TDW Gesellschaft für verteidigungstechnische Wirksysteme, einer Tochterfirma der MBDA Deutschland GmbH, vor.

Die Sensoren und Optik der PARM NextGen im Fokus.
Die Sensoren und Optik der PARM NextGen im Fokus.
Foto: cpm / André Forkert

Auf der Eurosatory ist jetzt die Folgegeneration als funktionales Mock-Up am Stand der TDW (Stand H6 G354) zu sehen. Laut TDW, eine Tochter der MBDA Deutschland GmbH, wurde bei der PARM NextGen das übernommen, was sich bei der DM22 bewährt hat, und das ergänzt bzw. angepasst, was verbesserungswürdig ist. Teilweise auch aus Obsolesenzgründen.

Bereits auf den vergangenen internationalen Messen zeigten auch ausländische Partner gesteigertes Interesse an der Lösung. Hier sind zum Beispiel Litauen, Großbritannien und skandinavische Länder zu nennen.

Denn Minen sind ein sensibles und politisches Thema, und die PARM einige der wenigen verbliebenen Optionen für das Sperren von Bewegungen. Wichtig bei diesem Thema ist das Übereinkommen über das Verbot des Einsatzes, der Lagerung, der Herstellung und der Weitergabe von Antipersonenminen (Ottawa-Konvention).

PARM NextGen wird zur Produktfamilie

Aber die PARM NextGen soll nicht nur ein Nachfolger der DM22 werden, sondern sich zu einer Produktfamilie entwickeln. So wird es in Zukunft die PARM DM 22 und PARM NextGen parallel geben. Damit wird auf taktischer Ebene das Einsatzspektrum erweitert, sodass mit der PARM-Produktfamilie verschiedene Sperrszenarien bedient. Weitere Versionen könnten folgen.

Mit einem individuellen Schlüssel ist die PARM NextGen gegen Jamming geschützter, auch bei Reihenschaltungen.
Mit einem individuellen Schlüssel ist die PARM NextGen gegen Jamming geschützter, auch bei Reihenschaltungen.
Foto: cpm / André Forkert

Wie oben erwähnt hat die Bundeswehr bereits Ersatz für die an die Ukraine abgegebenen PARM DM22 bestellt. Für den geschlossenen Rahmenvertrag wird aktuell am MBDA- und TDW-Standort Schrobenhausen noch die Fertigungsstraße für die Massenproduktion aufgebaut.

Der Aufbau und die Zertifizierung sind die Grundvoraussetzung für eine Serienproduktion ab 2025 und den Zulauf bei der Bundeswehr ab 2026. Hier werden dann alle PARM-Varianten gefertigt.

Warum PARM NextGen? Laut Aussage von TDW-vertretern haben Kunden neue Ideen eingebracht und so Fähigkeitsforderungen aufgestellt, wie das Sperren der Zukunft aussehen könnte. Zudem haben sich seit dem Kalten Krieg auch die Technologien deutlich weiterentwickelt.

Mit dem jetzigen Schritt einer Anpassung der PARM DM22 sorgt TDW vor allem für eine schnelle und risikoarme Integration. Die PARM hat sich schon immer durch eine einfache Bedienung ausgezeichnet, das soll auch in Zukunft so bleiben.

Auf der Eurosatory in Paris erstmalig zu sehen: Die neue Panzerabwehrrichtmine PARM NextGen.
Auf der Eurosatory in Paris erstmalig zu sehen: Die neue Panzerabwehrrichtmine PARM NextGen.
Foto: cpm / André Forkert

Auch der Gefechtskopf – von TDW Gesellschaft für verteidigungstechnische Wirksysteme mbH – bleibt unverändert und behält seine hohe Durchschlagskraft/Leistung. Denn dieser hat sich bewährt und bleibt daher. Damit ist ein Mobility Kill auch bei modernsten Fahrzeugen und Schutzsystemen – laut TDW auch gegen aktive Schutzsysteme (ERA) – garantiert. Der Mission Kill ist abhängig von Winkel und Abstand und kann damit nicht garantiert werden.

Hinzu kommen zwei neue Fähigkeiten. Das erste ist die „Remote Capability“ (Fernbedienbarkeit) und Netzwerkfähigkeit. Damit lässt sich die PARM NextGen aus der Ferne schärfen und sichern, bzw. wieder schärfen.

Laut TDW ist das ganze NATO STANAG-konform. Zur Bedienung ist ein entsprechendes (passives) Funkmodul integriert. Die Kommunikation ist nach Advanced Encryption Standard (AES) 128 geschützt.

Bis zu drei PARM NextGen können sich zum einem Netzwerk verbinden und zusammen agieren. Und jede PARM NextGen besitzt einen eigenen Schlüssel. So ist sichergestellt, dass selbst bei einem Jamming-Versuch die PARM NextGen einsatzbereit ist, auch wenn sie dann nicht mehr fernbedienbar ist.

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