Nachdem sich der innerstaatliche Konflikt im Sudan in der vergangenen Woche auch auf diplomatische Vertreter anderer Nationen ausgewirkt hat, hat die Bundeswehr am 23. April mit der Evakuierung deutscher Staatsangehöriger und Angehöriger anderer europäischer Nationen ohne eigene Evakuierungsoptionen begonnen. Die erste Militärmaschine landete am Morgen des 24. April wieder in Berlin. Bislang konnten 311 Menschen ausgeflogen werden.
Die Sicherheitslage im Sudan ist bereits seit Mitte April sehr angespannt und unübersichtlich: Wie die Bundeswehr berichtete steht dem Militär des ostafrikanischen Landes die paramilitärischen Truppe Rapid Support Forces (RSF) gegenüber; beide werden von sudanesischen Generälen der militärischen Übergangsregierung geführt.
Dieser innerstaatliche Konflikt habe sich vergangene Woche auch auf diplomatische Vertreter aus dem Ausland ausgewirkt: Nach Angaben des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell sei der Botschafter der Europäischen Union in seiner Residenz angegriffen und ein US-amerikanischer Diplomatenkonvoi bei den Auseinandersetzungen unter Beschuss geraten. Angekündigte Feuerpausen seien wiederholt nicht eingehalten worden.
Mehrere hundert Menschen hätten sich daraufhin beim Auswärtigen Amt für eine Evakuierung registriert. Da auch der internationale Flughafen Karthum von den Unruhen betroffen ist, sei der zivile Flugverkehr jedoch derzeit ausgesetzt. Eine rund um den 18. April begonnene diplomatische Evakuierungsmission konnte ebenfalls nicht gestartet werden, weil sich die Sicherheitslage wieder verschlechtert hatte.
Spezialisierte Kräfte des Heeres starten Evakuierung von Jordanien aus
Seit dem 20. April bereiteten spezialisierte Kräfte des Heeres mit der Luftwaffe daraufhin die militärische Evakurierung vor. Als logistisches Drehkreuz und Gastland fungiert hierbei Jordanien. Nachdem am Samstag beide sudanesischen Konfliktparteien einer Evakuierung ausländischer Staatsangehöriger zugestimmt hatten, konnten am Sonntag, den 23. April die ersten zwei Flugzeuge des Typs A400M nach Karthum starten. Von Al-Asrak in Jordanien bis nach Karthum im Sudan beträgt die Flugzeit mit dem A400M rund 3 Stunden. Die zu Evakuierenden werden aus der Nähe Khartums zunächst nach Jordanien ausgeflogen und kehren von dort nach Deutschland zurück.
Gemäß Presseberichten ist die erste der Maschinen bereits heute morgen in Berlin gelandet, ein zweiter und inzwischen dritter Transporter seien sicher beim Zwischenstopp in Jordanien angekommen. Damit konnten bislang 311 Menschen ausgeflogen werden. Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr zeigte sich mit der Operation, an der mehr als 1000 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr beteiligt sind, zufrieden. Ob weitere Maschinen vom Typ A400M nach Jordanien fliegen werden, hänge davon ab, ob die Sicherheitslage es zulasse und ob noch weitere Menschen vor Ort seien, die ausgeflogen werden müssen.