Beim deutsch-französisch-spanischen Kampfflugzeug-Projekt „Future Combat Air System“ (FCAS) herrscht gerade bei der Entwicklung des Kampfflugzeugs seit über einem Jahr Stillstand. Der französische Flugzeugbauer Dassault, der den Industrielead bei dieser Entwicklung hat, mauert. Experten aus der Bundeswehr raten daher seit Monaten zu einem Abbruch, nur der politische Wille hielt FCAS weiter am Leben. Doch dieser Wille könnte nun bröckeln. Wie Defence Network erfuhr, forderte Bundeskanzler Friedrich Merz bei einem heutigen Treffen im Bundeskanzleramt Antworten.
Das Gesamtprojekt „Future Combat Air System“ (FCAS) ist weit mehr als ein Kampfflugzeug. Es ist ein Luftkampfsystem der Zukunft, das in seinen acht Technologiesäulen alle wichtigen Aspekte behandelt, inklusive Manned-Unmanned-Teaming (MUM-T) mit den ebenfalls im Programm zu entwickelnden unbemannten Systemen, dort Remote Carrier genannt. Hinzu kommen Sensoren, Kommunikation sowie die Entwicklung einer Combat Cloud. Insgesamt acht Technologiesäulen bestimmten die beiden Länder hierfür, alle sollten dann durch die erste und wichtigste Säule – das Kampfflugzeug, „Next Generation Weapon System“ (NGWS) genannt – zusammengeführt werden. Ein Scheitern jeder anderen Säule würde das Programm also nicht so weit zurückwerfen, wie das des NGWS.
Dassault für französischen Alleingang
Dassault hat den Lead beim Kampfflugzeug und sollte eigentlich mit Airbus partnern, doch genau daran scheitert es. Dassault sieht augenscheinlich nicht genug Gewinn in einem Wissensaustausch mit dem ewigen Konkurrenten.
Betrachtet man die Angelegenheit aus der Warte des französischen Luftfahrtkonzerns, dann ergeben sich tatsächlich wenige Vorteile aus der politisch forcierten Ehe. Den Auftrag zur Entwicklung der kommenden französischen Kampfflugzeuge hat man so gut wie sicher, selbst wenn FCAS scheitern sollte. Auch an der Entwicklung des Eurofighters war Frankreich schließlich ursprünglich einmal beteiligt, bevor es auf die Rafale von Dassault umschwenkte.
Für den Luftfahrtkonzern brächten also nur die zusätzlichen Flugzeuge aus Deutschland und Spanien einen Gewinn, der sich allerdings auch im Export erzielen ließe, ebenfalls analog zur Erfolgsgeschichte der Rafale.
Das absehbare Scheitern von FCAS
Der Stillstand im Programm FCAS aufgrund des Sperrens durch Dassault hält seit mittlerweile über einem Jahr an, zumindest in der Säule Kampfflugzeug. Alle anderen Technologiesäulen arbeiteten weiter – und leiden dabei unter dem Stopp des wichtigsten Elements und damit des Gesamtprogramms. Schließlich laufen die Entwicklungsverträge aus und neue kommen erst, wenn nächste Meilensteine erreicht und Verträge unterzeichnet werden. Die Unternehmen brauchen also den Fortschritt, um von einem Entwicklungspunkt zum nächsten zu gehen.
Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius kündigte daher bereits im Juli dieses Jahres an, er und sein französischer Amtskollege würden „bis zum Ende des Jahres auch Klarheit schaffen bei FCAS“. Seitdem bewegte sich beim NGWS bzw. Dassault genau gar nichts. Heute folgte nun ein weiteres Treffen der beiden Verteidigungsminister sowie – wie Defence Network erfahren konnte – ein Treffen mit Bundeskanzler Friedrich Merz im Kanzleramt zur Abstimmung der deutschen Position
Merz hatte in den vergangenen Wochen bereits bewiesen, dass ihm die Kriegstauglichkeit Deutschlands, die wirksame Abschreckung Russlands, das wichtigste Ziel seiner politischen Agenda ist.
Rückendeckung erhält der Bundeskanzler dabei von der IG Metall. Diese spach sich in einem Brief an Bundesfinanzminister Lars Klingbeil und Verteidigungsminister Pistorius für ein Ende der gemeinsamen Entwicklung eines Kampfflugzeugs mit Dassault aus, berichtet das Handelsblatt. „Wir sind fest überzeugt: Dassault hat sich als verlässlicher Partner innerhalb Europas in Zeiten akuter Bedrohung komplett disqualifiziert“, zitiert das Handelsblatt aus dem Brief, in dem es zudem heißt: „Wir trauen den Belegschaften in Deutschland ein Kampfflugzeug der nächsten Generation zu, wir werden so die Kompetenzen der deutschen Industrielandschaft erhalten und weiterentwickeln – und nicht Steuergelder zum Aufbau sicherheitsrelevanter, wettbewerbsbeherrschender Kapazitäten an anderer Stelle verschwenden.“
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