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Feldjäger in der Luftsicherheit

Feldjäger verbinden viele sofort mit militärischen Verkehrs- oder Ordnungsaufgaben. Dabei denken sie an Aufgaben wie das Begleiten von militärischen Märschen, Verkehrskontrollen oder Ähnliches. Dass Feldjäger jedoch auch Luftsicherheitsaufgaben im Rahmen von Auslandseinsätzen oder spezieller Operationen übernehmen, ist in der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt – diese Spezialisierung als Feldjäger in der Luftsicherheit ist eine Verschmelzung der beiden Kernaufgaben militärischer Ordnungsdienst und der Wahrnehmung von Sicherheitsaufgaben an Bord von Luftfahrzeugen.

Feldjäger in der Luftsicherheit: Feldjäger bei der Evakuierung aus Afghanistan. Foto: Bundeswehr / Marc Tessensohn
Feldjäger bei der Evakuierung aus Afghanistan.
Foto: Bundeswehr / Marc Tessensohn

Spätestens im Auslandseinsatz im Rahmen des Internationalen Krisenmanagements wird der eine oder andere Soldat mit folgender Situation konfrontiert. Er muss eine Luftsicherheitskontrolle durch Feldjäger auf militärischen oder zivilen Flugplätzen durchlaufen, bevor er an Bord des Luftfahrzeugs gehen kann. Welche Aufgaben nehmen hierbei die Feldjäger in der Luftsicherheit wahr und was ist ihr spezieller Auftrag?

Die militärpolizeilichen Luftsicherheitsaufgaben der Feldjäger umfassen eine große Bandbreite von Tätigkeiten. Dazu gehören die Passagier- und Gepäckkontrollen sowie die Kontrolle sonstiger Gegenstände, die im Flugbetrieb mitgenommen werden. Die Feldjäger unterstützen auch im Rahmen der Luftsicherheitskontrollen, z. B. bei KUT-Einsätzen (Krisenunterstützungs-Team) während einer Evakuierungsoperation. Sie unterziehen die zu Evakuierenden einer Passagier- und Gepäckkontrolle, um so zur Sicherheit im Luftfahrzeug (Onboard Security) während des Fluges beizutragen.

In Zusammenhang mit der Spezialisierung der Feldjäger in der Luftsicherheit wurden die Luftsicherheitsaufgaben und die militärpolizeilichen Aufgaben im Luftverkehr in einer besonderen Qualifikation zusammengefasst – den sogenannten Feldjäger mit Luftsicherheitsaufgaben. Die oberste militärische Luftsicherheitsbehörde, das Luftfahrtamt der Bundeswehr, stellt Anforderungen und Vorgaben an die Qualifikation der Feldjäger mit Luftsicherheitsaufgaben. Diese entsprechen den internationalen und europäischen Luftsicherheitsstandards der zivilen Luftfahrt.

Sie umfasst dabei Aufgaben zur Luftsicherheit (Aviation Security), die in erster Linie der Gefahrenabwehr für das Luftfahrzeug und der Verhinderung unrechtmäßiger Eingriffe in den Luftverkehr dienen. Zum anderen beinhalten sie Luftverkehrssicherheitsmaßnahmen (Flight Safety), also Gefahren, die im Flugzeug von Passagieren ausgehen können, beispielsweise bei Evakuierungsoperationen, bei denen Fluggäste den Flugverkehr gefährden könnten.

Feldjäger in der Luftsicherheit müssen sich dazu jährlich einer Weiterbildung unterziehen, die in einer Zertifizierung (gleichgestellt dem qualifizierten Luftsicherheitspersonal im zivilen Sektor) mündet. Hierzu wurde von der Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr ein Lehrgang eingerichtet, der auf die speziellen Anforderungen in der Luftsicherheit, aber auch auf militärpolizeiliche Belange inhaltlich und ausbildungstechnisch abgestimmt ist.

Neben der Erkennung von gefährlichen und verbotenen Gegenständen beinhaltet der Lehrgang Ausbildungskomponenten wie Rechtsgrundlagen für den Feldjägereinsatz, waffenloser Kampf, Fesseltechniken, den Einsatz nichtletaler Wirkmittel an Bord eines Luftfahrzeugs und vieles mehr. Zum Erhalt der Lizenz muss der Feldjäger mit Luftsicherheitsaufgaben zusätzlich mindestens 20 Stunden Tätigkeit an einer Gepäckkontrollanlage nachweisen. Das Kommando Feldjäger der Bundeswehr (KdoFJgBw) hat hierzu eine spezielle Luftsicherheitssoftware beschafft, die es den dazu eingesetzten Feldjäger in der Luftsicherheit ermöglicht, in ihrem Feldjägerdienstkommando an einem Computer mit einem zertifizierten Computerprogramm die Gepäckkontrollanlage in einer realistischen Simulation zu betreiben.

Nach Absolvierung der Pflichtstunden und dem Bestehen der Prüfung erhalten sie das entsprechende Zertifikat. Die verwendete Software ist so konzipiert, dass neueste Erkenntnisse aus weltweit durchgeführten Sicherheitskontrollen über ein Update des Programms schnell integriert und für die Ausbildung genutzt werden können.

Ein Luftsicherheitsfeldjäger während der Übung ORANGE ROAD 2023. Foto: Bundeswehr / Susanne Hähnel
Ein Luftsicherheitsfeldjäger während der Übung ORANGE ROAD 2023.
Foto: Bundeswehr / Susanne Hähnel

Die Einbindung dieser Funktion auf dem Computer im jeweiligen Feldjägerdienstkommando ermöglicht eine zertifizierte Weiterbildung im normalen Dienstbetrieb. Dabei müssen keine zusätzlichen Ausbildungskapazitäten an der Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr (SFJg/StDstBw) gebunden oder kostspielige Stunden an einem zivilen Simulator bezahlt werden.

Zusätzlich findet für alle Feldjäger in der Luftsicherheit alle zwei Jahre ein spezieller Weiterbildungslehrgang an der Schule statt, bei dem alle relevanten Themengebiete aufgefrischt und auf den neuesten Stand gebracht werden. Im Rahmen der Regeneration an der SFJg/ StDstBw wurde eine neue Röntgenkontrollanlage für Luftsicherheitsaufgaben beschafft. Sie ersetzt die bisherige Anlage, die nach neuem Zulassungsrecht nur noch bis 2025 betrieben werden darf.

Feldjäger in ihrer Spezialisierung Luftsicherheit müssen sich auch besonderen Einsatzlagen stellen, wie z.B. in der nachfolgend beschriebenen Einsatzart „Strategic Aeromedical Evacuation“. Hierbei kann es sich um Einsätze bei Katastrophenhilfe, im Rahmen humanitärer Hilfe und bei Evakuierungsoperationen handeln. Dabei kann die Rückführung Verwundeter, Verletzter oder Kranker mittels Lufttransport erfolgen, wie es beispielsweise auch aus Afghanistan häufig praktiziert wurde. Eine weitere Evakuierungsoption ist die sogenannte „Forward Aeromedical Evacuation“, ein luftgestützter qualifizierter Transport mit Hubschraubern von Verwundeten bzw. Patienten mit akuter Erkrankung zur sanitätsdienstlichen Versorgung.

Die begleitenden Feldjäger in der Luftsicherheit sollen Gefahren von Passagieren und Crew an Bord fernhalten und vor latenten Bedrohungen durch weitere Passagiere bewahren. Im Rahmen dieser Gefahrenabwehr ist unter anderem zu bedenken, dass auch Gefahren von traumatisierten Patienten ausgehen können. Es könnte sich sogar herausstellen, dass Sympathisanten gegnerischer Kräfte oder Terrorgruppen unter den zu evakuierenden Passagieren sind, die die Luftsicherheit gefährden könnten.

Panikattacken oder psychische Störungen von Passagieren können ebenfalls im Luftfahrzeug zu Gefährdungen des Lufttransportes führen. Bei den jüngsten Evakuierungsoperationen waren Feldjägerkräfte unter anderem bei der Evakuierung aus Kabul in Afghanistan eingesetzt. Dabei obliegen den Feldjägern neben der Aufnahme und Registrierung der zu Evakuierenden auch das Betreiben der Sammel- und Evakuierungspunkte sowie der Aufnahme- und Betreuungszentren.

Ferner sorgen sie für die Luftsicherheit am Boden und im Luftfahrzeug sowie für die On-Board-Security. Die sogenannte Bordgewalt kann vom Luftfahrzeugführer an die Feldjäger in der Luftsicherheit übertragen werden. Diese sind dann befugt, alle notwendigen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung an Bord des Luftfahrzeugs zu ergreifen, wobei sie sich nach den Prinzipien der Verhältnismäßigkeit, Angemessenheit und Rechtskonformität richten.

Luftsicherheitsfeldjäger bei der multinationalen MISSION RESOLUTE SUPPORT. Foto: Bundeswehr / Johanna Hagn
Luftsicherheitsfeldjäger bei der multinationalen MISSION RESOLUTE SUPPORT.
Foto: Bundeswehr / Johanna Hagn

Dabei können Feldjäger in der Luftsicherheit an alle Passagiere und Crewmitglieder im Fracht- bzw. Passagierraum Anweisungen erteilen, Teile des Luftfahrzeugs sperren, Personalien feststellen, Gegenstände sicherstellen und beschlagnahmen, Personen und Sachen durchsuchen, Rauchverbote durchsetzen sowie die Anschnallpflicht überwachen und durchsetzen. Hierbei stehen Feldjägern zur Durchsetzung ihrer Anweisungen alle Mittel der körperlichen Gewalt sowie die Bandbreite Hilfsmittel körperlicher Gewalt (Handschließen, nichtletale Wirkmittel, Reizstoffsprühgeräte) zur Verfügung.

Eingesetzte Feldjäger in der Luftsicherheit verfügen über eine exzellente Ausbildung in der Erkennung von Gefahren vor Betreten des Luftfahrzeugs. Sie sind qualifiziert, eine große Bandbreite von speziellen Wirkmitteln an Bord zur Aufrechterhaltung der Luftsicherheit anzuwenden und einzusetzen. Sie tragen somit maßgeblich zur Luftsicherheit bei – sowohl auf militärischen und militärisch-zivil genutzten Flughäfen als auch, in Ausnahmefällen und speziellen Situationen, auf zivilen Flughäfen.

Die Existenz spezialisierter Fachkräfte in der Feldjägertruppe der Streitkräftebasis ist entscheidend für die Gewährleistung der Sicherheit von Crew und Passagieren. Diese Experten, deren Rolle bei der Aufrechterhaltung der Luftsicherheit unerlässlich ist, tragen maßgeblich zu einem sicheren Umfeld bei.

In Übereinstimmung mit den Worten von Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke, der einst sagte: „Wenn man einem Feldjäger einen Befehl übergeben hatte, war man sicher“, erfüllen die Männer und Frauen der Feldjägertruppe auch heute ihre Aufgaben mit einem hohen Maß an Fachkompetenz, Zuverlässigkeit und Engagement. Ihr Einsatz ist entscheidend für die Wahrung von Schutz und Sicherheit, wobei sie sich insbesondere durch ihre spezialisierte Expertise auszeichnen.

Autoren:

Oberstleutnant Jörg Reiher,
Oberleutnant Björn Herff,
Abteilung Grundlagen Weiterentwicklung, Dezernat CPM/Rüstung, Kommando Feldjäger der Bundeswehr

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