Fünf Forderungen der Deutschen Marine

Beim Marineworkshop der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT) zählte Konteradmiral Christoph Müller-Meinhard, Kommandeur Unterstützung und Abteilungsleiter Einsatzunterstützung im Marinekommando, heute als Vertreter des Inspekteurs Marine die Forderungen seiner Dimension auf, die erfüllt werden müssen, damit die Ausrichtung auf die Landes- und Bündnisverteidigung gelinge. „Das maritime Kriegsbild ändert sich rasant“, betont Konteradmiral Müller-Meinhard. Die Deutsche Marine habe deshalb verschiedene Handlungsfelder identifiziert.

Konteradmiral Christoph Müller-Meinhard, Kommandeur Unterstützung und Abteilungsleiter Einsatzunterstützung im Marinekommando, gab heute beim Marine-Workshop der DWT Einblicke in die aktuellen Planungen.
Konteradmiral Christoph Müller-Meinhard, Kommandeur Unterstützung und Abteilungsleiter Einsatzunterstützung im Marinekommando, gab heute beim Marineworkshop der DWT Einblicke in die aktuellen Planungen.
Foto: Dorothee Frank/cpm Defence Network

Ein besonderer Fokus moderner Kriege liege auf den kleinen und günstigen unbemannten Systemen. Während Deutschland in der Vergangenheit immer mehr Fähigkeiten auf immer weniger Plattformen integrierte, beobachte man aktuell, dass etwa in der Ukraine Masse erneut zählt. Und diese wird auch durch günstige unbemannte Systeme erreicht.

„Heute sind es billige und in Massen vorhandene Waffen“, sagt Konteradmiral Müller-Meinhard zur aktuellen Entwicklung. „Sie verändern die Art, wie wir Seekrieg führen.“ Problematisch sei vor allem, dass die Produktion dieser günstigen Waffensysteme hauptsächlich in Failing States geschehe und dadurch auch massenhaft in die Hände von Terroristen und ähnlichen Gruppierungen gelangten.

Die Erneuerung der Deutschen Marine

„Der Faktor Zeit ist der entscheidende Faktor“, betont Konteradmiral Müller-Meinhard. Hier stehe die Marine vor einem Dilemma, da eine Modernisierung vor allem auch Werftliegezeiten für die Einheiten bedeute. Dementsprechend formulierte er seine fünf Forderungen:

  • Realistische Instandsetzungsplanung und Termintreue: Die Marine habe ermittelt, dass sie aufgrund von Problemen in diesem Punkt aktuell über das Äquivalent von sieben Einheiten pro Jahr nicht verfügen könne.
  • „Produkte und Dienstleistungen müssen am Ende das erfüllen, was vorher besprochen wurde“, fordert Konteradmiral Müller-Meinhard. „Wir haben keine Zeit mehr nachzubessern!“
  • Aktuell werde die Flotte Zug um Zug erneuert. Auch hier wünscht sich Konteradmiral Müller-Meinhard eine größere Termintreue seitens der Industrie. Um bei dieser Erneuerung besser zu werden, plane die Deutsche Marine aktuell ein Systemunterstützungszentrum (SUZ) F126. Dieses soll die Kompetenzen der Marine, des BAAINBw und bei Bedarf auch der Industrie bündeln. „In der Perspektive wollen wir das SUZ auch auf andere Klassen erweitern.“
  • „Das Top Thema der Marine ist aber die Munition“, so Konteradmiral Müller-Meinhard. „Hier sehe ich uns auf einem guten Weg. Mit der Auslösung RBS werden wir z.B. unseren Bestand vervierfachen.“
  • „Wir brauchen mehr Linie statt Klasse“, nannte Konteradmiral Müller-Meinhard als fünfte Forderung und fragte zur Veranschaulichung des Problems: „Benötigen wir wirklich 15 verschiedene Radartypen und 18 verschiedene FüWES?“
Faktor Zeit als Hauptkriterium

Jeder dieser Punkte sei entscheidend für den Fähigkeitsausbau, wobei besonders die langen Werftliegezeiten und die Kleinteiligkeit die Fähigkeiten der Deutschen Marine erheblich einschränkten.

Um innerhalb des kritischen Faktors Zeit schnelle Fähigkeitserweiterungen zu erhalten, gehe die Marine zudem neue Wege. Als Beispiel nannte Konteradmiral Müller-Meinhard die kurzfristige Machbarkeitserprobung des Luftverteidigungssystems IRIS-T SLM auf der Fregatte 125. „Das war ein wirkliches Novum, dass es so schnell ging.“

Weitere Beispiele seien unter anderem die Erprobungen unbemannter Systeme, wie die Tests von BlueWhale in Eckerförde, oder den Einsatz von Airburst-Munition auf den Überwassereinheiten.

Die Deutsche Marine habe zudem eine Capability Working Group, ein Capability Board, etabliert, um neue Systeme zu bewährten und schnell zu integrieren, damit die Flotte in kurzer Zeit auf Entwicklungen reagieren könne. „Wir sind schließlich nur die Spitze des Dreiecks“, schloss Konteradmiral Müller-Meinhard. „Dieses Dreieck besteht aus Forschung, Industrie und der Deutschen Marine. Nur gemeinsam können wir die Aufgabe leisten, unsere Flotte auf die Zukunft auszurichten.“

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